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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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standesgemäß, aber der Luxus bei den Birkhursts verriet den sehr viel größeren Reichtum und den Geschmack am Wohlleben. Die kostbaren Gobelins, funkelnden Kristallüster, belgischen vergoldeten Spiegel, das Meißner und das chinesische Porzellan der Ming-Dynastie, Ölgemälde, französische Polstermöbel mit Brokatbezügen und die gut gefüllten Panzergewölbe – dies alles zeugte vom Familienvermögen und die durch den Handel in Indien angehäuften Reichtümer. In dem dreistöckigen Palais gab es Jagdzimmer und Spielzimmer, ein Musikzimmer, die Bibliothek, ein Herrenzimmer, Gesellschaftsräume, unter anderem einen richtigen Ballsaal mit einem Podium für das Orchester, außerdem Gästesuiten, eine Ahnengalerie und mehrere Säulenveranden, von denen man zu der makellos gepflegten parkähnlichen Gartenanlage gelangte, die ein Heer von Gärtnern bearbeitete. Hinter dem Gemüse- und Obstgarten befanden sich die Stallungen, Remisen, Küche, Lagerräume, die Dienstbotenunterkünfte und das Dienstbotengelände. Lady Birkhursts Räume, wohin man Olivia rief, befanden sich im Erdgeschoß neben dem eingeglasten Arboretum.
    Olivia bestaunte die Pracht dieses Palais inzwischen mit noch größerer Ehrfurcht, denn bei der Rückkehr gab ihre Schwiegermutter die zahllosen ordentlich etikettierten Schlüssel des Haushalts in ihre Obhut. In dieser stillschweigenden Übergabe der Schlüsselgewalt kam symbolisch Olivias neue Rolle als Hausherrin ebenso zum Ausdruck wie die Erwartung, sie werde dieser Aufgabe verantwortungsbewußt gerecht werden.
    »Ich glaube, meine Liebe, es ist Zeit für unser kleines tête-à-tête. « Lady Birkhurst saß in dem sonnigen Damenzimmer, in dem sie die meiste Zeit des Tages verbrachte. »Du und ich, wir haben versprochen, offen miteinander zu sein, nicht wahr?«
    Olivia befeuchtete sich die trockenen Lippen und nickte.
    »Dann mußt du mir jetzt auch den wahren Grund für deine plötzliche Entscheidung nennen, meinen Sohn zu heiraten.« Der Ernst der Situation kam bereits darin zum Ausdruck, daß eine Bonbonniere unberührt vor Lady Birkhurst stand. »Ich hatte den Eindruck, du seist … gefühlsmäßig einem anderen Mann mehr gewogen.«
    »Ja.« Olivia mußte schlucken.
    »Hat sich diese Beziehung nicht wie erhofft entwickelt?«
    Diesmal mußte Olivia unwillkürlich lächeln.
    Wie hätte sich denn diese Beziehung meiner Meinung nach ›entwickeln‹ sollen?
    »Nein.« Sie hob kaum merklich das Kinn. »Ich liebe Freddie nicht. Das weiß er. Aber Liebe gehörte nicht zu den Bedingungen. Du wolltest jemanden, der ihn so nimmt, wie er ist, ihm seine Ausschweifungen verzeiht und gut für ihn sorgt. Ich glaube, ich erfülle alle diese Bedingungen.«
    Lady Birkhurst nickte. »Ja. Ich stehe zu jedem Wort, das ich gesagt habe, Olivia. Meiner Meinung nach bist du die ideale Frau für meinen Sohn, und daran wird sich nichts ändern, gleichgültig, was du mir enthüllen wirst. Du bist ehrlich, ehrenhaft, und du hast Mut. Außerdem trinkt Freddie nicht mehr, und das ist ein Beweis, daß du als seine Frau Erfolg bei ihm hast. Was Freddie mit seiner Seele tut, liegt in Gottes Hand. Als Mutter interessiere ich mich nur für sein körperliches Wohlergehen und bin dir deshalb unendlich dankbar. Aber ungeachtet deiner Vorzüge, Olivia«, ihr Ton wurde plötzlich schärfer, »bist du keine Samariterin. Du hast dich nicht entschlossen, Freddies Frau zu werden, weil dir nur sein Wohl am Herzen liegt. Ich möchte nun den wahren Grund erfahren, Olivia – die Wahrheit.«
    Olivias Herz schlug heftig gegen die Rippen, und der Schweiß der gefalteten Hände war kalt. Doch in gewisser Hinsicht empfand sie es beinahe als Erleichterung, sich zumindest von einer Lüge befreien zu können. »Ich bin schwanger. Freddie ist nicht der Vater des Kindes.«
    Lady Birkhurst zog hörbar den Atem ein. Der Ausdruck in ihrem Gesicht veränderte sich jedoch nur insofern, als die Knopfaugen noch lebhafter wirkten. Eine Weile blieb sie unbeweglich sitzen, dann seufzte sie.
    »Freddie weiß natürlich Bescheid«, fuhr Olivia so ruhig, wie es ihr möglich war, fort. »Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, es ihm nicht zu sagen. Nur wenige Männer – möglicherweise kein anderer – hätten mich in diesem Zustand geheiratet. Ich kann meine Schuld Freddie gegenüber nie begleichen.«
    Lady Birkhurst lachte plötzlich. »Ich hatte dir versichert, als Freddies Frau würdest du eine gewisse moralische … Unabhängigkeit besitzen. Ich

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