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Wer Liebe verspricht

Wer Liebe verspricht

Titel: Wer Liebe verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Ryman
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sollte ich es leugnen? … wollte, daß Raventhorne entehrt, öffentlich verurteilt, aus Kirtinagar verbannt und vom Geschäftsleben ausgeschlossen wird …«
    »Er sollte hängen !«
    Olivias bissiger Einwurf ließ Ransome zusammenzucken. »Ja«, sagte er leise. »Auch das. Und Raventhorne wäre gehängt worden, das kannst du mir glauben, wenn Josh damals Slocum verraten hätte, wo die Leiche von Das lag.«
    Olivia richtete sich auf und sah ihn mit skeptisch erhobenen Augenbrauen an. »Du behauptest, er hat es Slocum nicht gesagt?«
    Ransome lehnte sich langsam zurück. »Ich weiß es nicht. Ich war an jenem Abend nicht dabei. Er hat behauptet, es Slocum gesagt zu haben, aber Slocum zögerte. Und als er sich entschloß, etwas zu unternehmen, war die Ganga außer Reichweite.«
    »Onkel Josh hat behauptet, es Slocum gesagt zu haben? Und du glaubst es nicht?«
    »Damals wußte ich nicht, was ich glauben sollte!« Ransome breitete die Hände aus. »Als ich Josh später darauf ansprach, wurde er wütend, brüllte mich an und beschimpfte mich. ›Wie kannst du an meinen Motiven zweifeln, Arthur?‹ schrie er außer sich vor Wut. ›Glaubst du nicht, daß ich den Bastard am Galgen baumeln sehen möchte?‹ Nun ja, damals habe ich ihm geglaubt. Aber jetzt bin ich wieder unsicher, Olivia. Ich habe mich damit abgefunden, es nie mit Sicherheit zu wissen.« Sein Gesicht war von Kummerfalten durchzogen. »Hätte Josh gewußt, daß seine Tochter mit der Ganga davonfuhr, dann wären mir diese Zweifel erspart geblieben.«
    Plötzlich wurden die gepreßten Blumen zwischen den Buchseiten wieder farbig und erwachten zu neuem Leben. Olivia dachte an das Fest, das sie für Estelle und John gegeben hatte. »Damals hing Raventhornes Leben an einem seidenen Faden. Und er ist dieses Risiko eingegangen?« Wie die Blumen wurde auch ihre Ungläubigkeit wieder lebendig. »Er spielte mit dem sicheren Tod und setzte nur darauf, daß sein Vater nicht in der Lage sein werde, ihn zu töten? Nur, weil eine vage Kindheitserinnerung …«
    »Ich weiß es nicht«, unterbrach sie Ransome. »Ich weiß es einfach nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Es sei denn, Raventhorne wird es uns eines Tages sagen.« Er lachte über diesen absurden Gedanken. »Aber Raventhorne ist schlau und geradezu unnatürlich scharfsinnig. Und er vergißt nichts. Auch damit hat er uns gedroht. Er kann sich an Einzelheiten erinnern und ist in der Lage, die Gedanken anderer zu lesen. Das habe ich dir gesagt. Schon als Kind war seine Intuition beunruhigend. Vielleicht konnte er sich mit seinem Vater in einer anderen, nicht menschlichen Sprache verständigen. Vielleicht verriet ihm seine Intuition etwas, das wir nicht ahnen. Vielleicht hatte er auch nur Glück. Außerdem mußte er sich Joshs Herausforderung stellen.«
    »Natürlich hätte er anders handeln können!« erwiderte Olivia heftig. »Er hätte nur den Revolver aufheben und seinen Vater erschießen müssen. Man hatte ihn herausgefordert. Es wäre reine Notwehr gewesen.«
    »Ja, das stimmt. Und er wäre nicht bestraft worden. Ich weiß viel, Olivia – ich gebe zu, manches davon ist reine Vermutung –, aber ich weiß nicht alles. Und Jai kenne ich ganz bestimmt nicht besser. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, Josh nicht so gut gekannt zu haben, wie ich glaubte. Ich weiß jedoch mit Sicherheit, daß Josh nach dem öffentlichen Eingeständnis seiner verachteten Schwäche nicht mehr weiterleben konnte. Er glaubte felsenfest, sein Sohn habe seine Tochter entehrt. Josh glaubte, Raventhorne müsse getötet werden und er müsse durch seine Hand sterben. Aber als es soweit war, konnte er seinem Sohn nicht in die Augen blicken und ihn vorsätzlich umbringen. Es war ein Augenblick bitterer Selbsterkenntnis für Josh. Er war, so mußte er sich eingestehen, fehlbar wie andere Menschen. Und in seiner Schwäche erlaubte er Raventhorne, ihm den Sieg zu entreißen. Nein, in diesem Bewußtsein konnte er nicht weiterleben.«
    Als Ransome in Schweigen versank und die Minuten vergingen, nahm Olivia an, er sei am Ende seiner Geschichte, und erhob sich. Ransome hatte das Siegel der Verschwiegenheit mit rückhaltloser Offenheit gebrochen und sein Gewissen erleichtert, aber er war auch am Ende seiner Kraft. Trotzdem machte er keine Anstalten, sich mit Olivia zu erheben. Seine bisher klaren und ruhigen Augen richteten sich jetzt auf die Fußspitzen, als seien seine Lider zu schwer, um Olivias geduldig fragenden Blick zu erwidern.
    »Du hast

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