Wer liest, kommt weiter
Frankreich zugeneigt. (Michael Krüger: Der Freund meiner Schwester, in: Aus dem Leben eines Erfolgsschriftstellers, 1998)
Es gibt, wie schon im Kapitel über das Lesen als Gespräch bemerkt, zwei Arten von Unterhaltung: Unterhaltung, die wir passiv genießen und für die wir zu zahlen bereit sind (englisch: entertainment) und das kostenlose unterhaltsame Gespräch (conversation) mit Menschen oder beim Lesen. Da wir zu dieser Art von Unterhaltung selbst etwas beitragen müssen, vor allem beim Lesen, sind wir danach auf andere Weise erfreut als nach dem Anschauen einer Unterhaltungssendung im Fernsehen, die im Moment freilich mehr Spaß machen kann als das Lesen von Buchstaben, die wir erst in Worte, Gedanken und Bilder verwandeln müssen.
Wer das aber tut und gerne tut, weil ihm das Lesen leicht fällt, wird nicht nur bei der Lektüre der Romane von Herbert Rosendorfer oder Michael Krüger oder der Geschichten von Mario Adorf etwas zu lachen haben und sich freuen, sondern auch bei zahllosen anderen Autorinnen und Autoren. Wir alle kennen solche Bücher aus der deutschen wie der fremdsprachigen Literatur, die in diesem Buch erst auf den Seiten 246ff. zur Geltung kommt, aber auch Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, die zu lesen eine Freude ist und oft lehrreich dazu.
Deshalb sollte man weniger den Slogan »Lesen macht Spaß!«, der sich am 18.8.2012 im Internet 61.600mal fand, oder »Lesen macht Spass!« (mit »ss« 303.000mal) propagieren, sondern den Satz »Lesen macht Freude!«, den es damals nur 13.400mal gab.
Nun aber Schluß mit lustig! »Delectare« ade! Her mit dem »Prodesse«, dem Nützlichen.
Lesen zur Information und Erkenntnis:
Die Inhalte der Bücher und Zeitungen
13. Wer liest, lernt immer
Gestern gönnte ich mir wieder mal das Vergnügen, eine Buchhandlung zu besuchen. Im oberbayerischen Weilheim gibt es für 22 000 Einwohner neben der Filiale einer Buchhandelskette noch drei private Buchhandlungen. Da würde ich in eine der drei oder in alle drei gehen. Hier in Zürich besuche ich die nächstgelegene Buchhandlung. Schon in den Kästen davor wählte ich drei Bücher aus: die Cäsar-Biographie von Christian Meier, Malcolm Lowrys Roman Unter dem Vulkan, den ich schon längst einmal lesen wollte, und den Roman Spieltrieb von Juli Zeh, in dem es, laut Klappentext, um zwei Schüler geht, die ihre Mitschüler und einen Lehrer tyrannisieren.
Innen kaufte ich noch, als ich es zufällig sah, das neueste Buch von Rafik Schami, Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte, und die Ermutigung zum Glauben. Gedanken und Erinnerungen des (inzwischen verstorbenen) Zürcher Pastors Ruedi Reich. An diesen fünf Büchern (zusammen 69.80 Franken) könnte man exemplarisch zeigen, worum es jetzt gehen soll: nämlich die Inhalte der Bücher, die wir lesen.
Seit dem ersten 1454 mit beweglichen Lettern gedruckten Buch, der berühmten Gutenberg-Bibel, wurden etwa 130 Millionen verschiedene Bücher geschrieben, verlegt und gedruckt. Darüber angemessen zu schreiben, ist schlicht unmöglich. Wir können uns nur überlegen, was wir in den verschiedensten Büchern suchen können und zu finden hoffen.
Bei den fünf gestern gekauften Büchern hoffe ich mit Horaz einerseits auf Unterhaltung, andererseits auf Erweiterung und Vertiefung meines Wissens und vor allem auf Erkenntnis. Goethe sagte das so: Es ist ein großer Unterschied, ob ich lese zu Genuß und Belebung oder zu Erkenntnis und Belehrung.
In kleineren Buchhandlungen finden sich 10 000 und mehr verschiedene Bücher, die alle in der einen oder anderen Weise lesenswert sind, fast so wie jeder Mensch Beachtung verdient. Aus jedem dieser Bücher können wir nämlich etwas lernen.
In »meiner« Buchhandlung finde ich, wie in anderen Buchhandlungen, ein Abbild unserer Welt: Es gibt Reiseführer, Gartenbücher, Tierbücher, Bücher über Psychologie und Gesundheit, über Mystik und Religion, über Geschichte, Biographien, Ratgeber, Kunstbücher und Fotobände, Bücher über Musik und Theater, humoristische und fremdsprachige Bücher, Wörterbücher usw., vor allem Belletristik sowie Kinder- und Jugendbücher. Und was hier nahezu fehlt, nämlich Philosophie, finde ich in der Buchhandlung Klio, die in zehn Minuten erreichbar ist.
Und vor und neben den Büchern gibt es Kunden und Kundinnen, mit denen man ins Gespräch kommen kann. Die eine Kundin kaufte ein französisches Buch, also sprach ich mit ihr über die Möglichkeit, beim Lesen Fremdsprachen zu
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