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Wer liest, kommt weiter

Wer liest, kommt weiter

Titel: Wer liest, kommt weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Denk
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auf Facebook, schauen vielleicht einen Videoclip an. Das können sie sich um so eher erlauben, wenn sie die Vorlesung auch als PDF zugemailt bekommen.
    Der dreijährige Sohn eines britischen Freundes kommt jeden Morgen um 6 ans Bett seines Vaters und ruft: »Daddy! iPad!«
     
    Nun noch einmal die Frage, die schon am Anfang dieses Buchs gestellt wurde: Wie konnte es dazu kommen, daß die visuellen Medien – das Fernsehen, die Computerspiele, das Internet und das inzwischen alleskönnende und fast allmächtige Handy – das Mitschreiben bei Vorträgen und Vorlesungen und vor allem das Lesen von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen so massiv zurückdrängt haben?
    Diese Frage ist dreifach wichtig: Je positiver das Lesen für unser Leben ist, desto wichtiger ist es, zu erkennen, was uns vom Lesen abhält. Die Antwort auf diese Frage ist aber auch bedeutsam für anderes, was durch die Beschäftigung mit den visuellen Medien ungetan bleibt. Eine möglichst genaue Antwort ist schließlich die Voraussetzung für eine wünschenswerte und durchaus mögliche Neuorientierung.

24. Die Wünsche der Empfänger (Teil 1)
    Medium heißt bekanntlich die Mitte, das Mittlere, das in der Mitte Stehende. Wir haben also bei allen Medien auf der einen Seite die Empfänger, unter ihnen die Kinder und Jugendlichen, denen die Zukunft gehört, in der Mitte das Fernsehen oder den inzwischen mobilen Computer mit seinen Angeboten, und auf der anderen Seite? Wer steht auf der anderen Seite des Mediums? Ist das der Fernsehmoderator oder die Freundin, die uns Botschaften schickt? Ja, auch.
    Aber das eigentliche Gegenüber sind nicht Einzelpersonen, sondern alle, die daran interessiert sind, daß wir möglichst lang fernsehen, am Computer sitzen oder unser Handy bedienen. Denn nur davon hängt ihr Gewinn ab.
    Man muß also zunächst überlegen, was die Interessen und Wünsche der Menschen sind, dann geht es um die Medien und ihre spezifischen Angebote, schließlich um die Interessen der Anbieter. Zuletzt sollte man noch berücksichtigen, was die nicht unmittelbar beteiligten Autoritäten, die Wissenschaftler, die Pädagogen, die Vertreter der Kirchen und die Politiker, die diese Entwicklung weg von den Printmedien hin zu den visuellen Medien beobachten konnten, gesagt und getan haben – oder auch nicht.
    Dann erst sollte man sich fragen, was man tun könnte, um, schon aus Egoismus, das Lesen als klügste Freizeitbeschäftigung im Rennen zu halten. Das wird nicht einfach sein, aber in Fragen der Gesundheit, der Ernährung, der Energieversorgung und der Umwelt sind wir auch dabei, umzudenken. Warum soll das nicht auch bei den Freizeitbeschäftigungen möglich sein?
    Zunächst jedoch eine erste und naheliegende Antwort auf die Frage, warum seit Jahrzehnten immer weniger gelesen wird.

    Die erste Antwort: keine Zeit für das Lesen
    Warum immer weniger gelesen wird? Die Antwort ist ganz einfach: Weil der Tag nur 24 Stunden hat, die meisten Menschen etwa sieben Stunden lang schlafen oder zu schlafen versuchen und weil sie von den 17 Stunden ihres täglichen wachen Lebens heute fast ein Drittel mit visuellen Medien verbringen und deshalb ganz einfach für vieles andere keine Zeit mehr haben, zum Beispiel für das Lesen von Büchern und Zeitungen.
    Was die Menschen in ihrer Freizeit tun, wird jedes Jahr von den verschiedensten Institutionen und Firmen genauestens untersucht. Warum? Weil die Wirtschaft, vor allem die Werbewirtschaft, genau wissen möchte, wieviel Zeit (und Geld) wir zur Verfügung haben und wieviel wir davon wofür verwenden.
    Es gibt Beschäftigungen, die der Wirtschaft kein Geld einbringen, zum Beispiel Spazierengehen, die Natur bewundern, mit Freunden reden oder ein Buch aus dem Bücherregal lesen.
    Und es gibt Beschäftigungen, die für die Wirtschaft lukrativ sind, zum Beispiel Fernsehen oder im Internet Surfen. Erstens kosten die Apparate viel Geld, auch brauchen wir immer wieder neue. Und zweitens finanzieren sich alle visuellen Medien fast ausschließlich durch Werbung. Je länger wir also vor einem visuellen Medium sitzen, desto höher sind die Werbeeinnahmen.
    Dazu ein wenig Statistik aus dem hochinteresssanten Buch von Nicholas Carr: Wer bin ich, wenn ich online bin ... und was macht mein Gehirn solange? Wie das Internet unser Denken verändert (2010). Die Zahlen betreffen die Amerikaner, die uns Europäern in der Mediennutzung immer »voraus« sind: Ref 76
    Eine internationale Erhebung mit 27 500 Erwachsenen zwischen 18 und

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