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Wer liest, kommt weiter

Wer liest, kommt weiter

Titel: Wer liest, kommt weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Denk
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interessiert ist, wenn wir an Bildschirmen »lesen«. Die Hersteller der Geräte, die Netzbetreiber und die Anbieter von Inhalten haben natürlich ganz bestimmte Ziele, die sie mit ausgeklügelten Methoden zu erreichen versuchen. Vor allem haben sie drei aus ihrer Sicht verständliche Interessen:
    Sie wollen, daß wir ihre Lesegeräte kaufen.
    Sie wollen, daß wir nicht zuviel lesen.
    Sie wollen, daß wir möglichst lang im Netz bleiben.
    In der Tat haben die Gerätehersteller und Provider kein besonderes Interesse daran, daß wir viel lesen, selbst wenn wir es könnten. Warum nicht? Weil sie kaum etwas verdienen, wenn wir einen Text lesen statt Werbung anzuklicken. Zugleich aber sind sie natürlich daran interessiert, daß wir wegen der Werbeeinnahmen möglichst lange im Netz bleiben. Im übrigen wissen sie genau, daß man im Netz ohnehin kaum liest.
    Das wußte auch Steve Jobs, der genauso wie Bill Gates eine Autobiographie geschrieben hat und natürlich in einem Buch und nicht online gelesen werden wollte:
    Für Steve jobs ... war der Kindle zuerst ein Relikt untergehender Kultur, dann immerhin Steigbügel. ›Es ist nicht wichtig, wie gut oder schlecht das Produkt ist‹, meinte Jobs noch, als der Kindle in den USA herauskam. ›Fakt ist, dass die Leute nicht mehr lesen.‹
    So Thomas Zaugg in seinem Essay über Buch unter Druck. Das grosse Zittern um die Zukunft des Lesens im Zeitalter des iPad im Magazin des Zürcher Tagesanzeigers vom 9.7.2010.
    Aber der Kindle von Amazon fördert doch das Lesen! Als erstes fördert er sich selbst. In einem Dossier der ZEIT zum Thema Wie wollen wir lesen? vom 15.11.2012 vermutete Helge Malchow, Leiter des Kiepenheuer-Verlags, daß wir künftig für bestimmte Texte ein Lesegerät benützen werden. Doch ein Buch, das mir wichtig ist, kaufe ich vielleicht lieber auf Papier.
    Er erwähnte in demselben Gespräch auch die Möglichkeit, den Text durch Filmmaterial [zu] ergänzen, was seine Gesprächspartner Michael Krüger und Juli Zeh spontan ablehnten.
    Was aber sagt Jeff Bezos selbst zur Zukunft des Lesens?
    In einem Fernsehinterview mit Charlie Rose am 19.11.2007, dem ersten Verkaufstag des ersten Kindle (inzwischen gibt es den vierten!) beschrieb der Amazon-Chef das Kindle als ein Gerät, in dem das Buch verschwindet (a device in which the book itself would disappear)!
    Und als er gefragt wurde: Why the name Kindle? sagte er nach kurzem Zögern: Kindle? – To statrt a fire.
    Im Zusammenhang mit Büchern vom Feuer zu sprechen, ist etwa so zynisch wie der Wahlspruch von Helmut Thoma, daß der Wurm nicht dem Angler schmecken muß. Jeff Bezos aber will, daß wir mit dem »Kindle Fire« (so heißt das neueste Modell, das am 1. November 2012 bei Google 195 Milllionen Treffer und 689 Millionen Bilder ergab) reale Bücher durch digitale Texte ersetzen und überflüssig machen. Dann können wir sie wegwerfen, das ist nicht viel besser als sie zu verbrennen.
    Was die einfachen Lesegeräte betrifft, so werden sie schon heute von den Tablets zurückgedrängt, wie die Presse Mitte Dezember 2012 berichtete.
    Doch wir brauchen weder die einen noch die anderen Lesegeräte, wir können die Bücher auch ohne Apparate lesen. Und wir haben in unseren Bücherregalen, in den Buchhandlungen und Bibliotheken genügend Bücher zur Auswahl. Dieser erfreulichen Möglichkeit wollen wir uns im letzten Teil unseres Buches zuwenden.
    Doch zuvor noch ein Seitenblick auf Methoden des Lesens, die neuerdings den Deutschunterricht bedrohen, und als drittes Fazit ein philosophisches Gedicht über die Buchstabenschrift, das die beiden Verse von Friedrich Schiller über das redende Blatt und die Betrachtung von Marie von Ebner-Eschenbach über das große Wunder des Lesens aufs schönste ergänzt.

    Wie sollen Abiturienten lesen?
    Am 18. Oktober 2012 beschloß die deutsche Kultusministerkonferenz die »Bildungsstandards im Fach Deutsch für die Allgemeine Hochschulreife«. Die 19. von 264 Seiten ist dem Lesen gewidmet. Hier die Einleitung und die ersten vier sowie die letzte von zwölf »Kompetenzen«, die deutsche Schülerinnen und Schüler in Zukunft bis zum Abitur erworben haben sollen:
    Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, selbstständig Strategien und Techniken zur Erschließung von linearen und nichtlinearen Texten unterschiedlicher medialer Form anzuwenden und zu reflektieren. Lesend erweitern sie ihr kulturhistorisches und domänenspezifisches Orientierungswissen und bewältigen dabei

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