Wer nach den Sternen greift

das einsehen müssen. Sie konnte ihm nicht mehr vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hatte. Und als Erstes würde er dafür sorgen, dass dieses Waisenhaus aus dem Schloss verschwand. Ein Waisenhaus auf Schloss Carlisle, du liebe Güte! Wie peinlich!
    Während Rebecca schmollte, konnte er sich ja wieder seiner Frau zuwenden. Es machte ihn stolz, wie bewundernd die Leute über sie redeten. Sie war immer geschmackvoll gekleidet, und sie war auch fraulicher geworden. Er musste sich eingestehen, dass sie wirklich sehr hübsch geworden war. Die Leute sagten das auch.
    Er lachte laut auf. Und Rebecca glaubte, sie würde ihn bestrafen.
    Nein, er würde diese Strafe eher genießen und sich wieder ein wenig mehr um sein häusliches Leben kümmern. Aber zuerst einmal musste er dieses verdammte Waisenhaus loswerden. Was dachte Alex sich eigentlich dabei, dass sie all diese unmoralischen Frauen betreute, die zu arm waren, um selbst für ihre Kinder zu sorgen. Am besten sollte man sie alle sterilisieren. Nein, Oliver hatte kein Mitleid mit ihnen.

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    Dritter Teil 1935 bis 1939
       

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    A lex lehnte an der Reling. Es war neblig wie meistens, wenn sie über den Kanal fuhr. Oliver stand neben ihr, und sie schwiegen sich an.
    Eine Frau, die auf der anderen Seite neben Alex an der Reling stand, sprach sie an: »Sind Sie nicht die Herzogin von Yarborough? Ich habe das Foto von Ihnen und Ihrer Familie in der
Sunday Times
gesehen. Sie haben so eine wundervolle Familie, drei so entzückende Kinder.«
    In der
Times
war ein Artikel über die Familien der Aristokratie gewesen, und die Familie Carlisle hatte das größte Foto und den meisten Text bekommen. Es war ein hübsches Foto. Alex stand, in einem roten Samtkleid und mit der Diamantentiara auf dem Kopf, die Annie und Frank ihr zum dreißigsten Geburtstag geschenkt hatten. Oliver saß, mit Michael auf dem Schoß, und hatte den Arm um Lina gelegt, die in die Kamera strahlte. Alex hatte eine Hand auf Hughs Schulter gelegt, der vor ihr stand und mit offenem Blick in die Kamera schaute. Im Artikel war Alex’ amerikanischer Hintergrund erwähnt worden und dass sie »die Enkelin des Silberkönigs« war. Es war auch die Rede davon gewesen, dass Hugh, der älteste Sohn, sportbegeistert und Captain der Polo-Mannschaft seiner Schule sei. Sie waren unwidersprochen die bestausehende und die reichste aller Familien, über die in der
Times
berichtet wurde. Sie galten als Philanthropen, die große Summen an verschiedene Organisationen spendeten. Das Krankenhaus in Woodmere wurde erwähnt, nicht jedoch das Waisenhaus und die Entbindungsklinik für die ledigen Mütter. Oliver hatte seinen Willen durchgesetzt, und die Räume befanden sich jetzt in einem abgelegenen Haus auf dem Land.
    Auch über die Jagd, die jedes Jahr am Boxing Day stattfand, und den anschließenden Ball im schönsten Schloss Englands wurde berichtet. Obwohl Alex stolz darauf war, hielt sie sich mittlerweile immer seltener dort auf. Lina besuchte eine Privatschule in London, und Alex hatte zwar eine hervorragende Gouvernante eingestellt, als Michael vor vier Jahren zur Welt gekommen war, aber sie wollte so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern verbringen, und deshalb fuhr sie meistens nur noch an den Wochenenden mit ihnen zusammen nach Woodmere.
    In einem Jahr waren sie im Sommer auf den Kontinent gereist, und im Jahr darauf nach Amerika. Bei jedem Schiff, das ihnen begegnete, hielt sie Ausschau. Es konnte ja sein, dass Philippe …
    Die Kinder waren mittlerweile in den Rockies geklettert, hatten die Silbermine gesehen und waren durch den Yellowstone-Park geritten. In einem Jahr bestand Frank darauf, dass die Kinder San Francisco kennenlernten, und sie hielten sich zwei Wochen in dieser schönen Stadt auf. An der Ostküste verbrachten sie mehr Zeit auf dem Anwesen in Westbury, weil es in der Stadt im Sommer einfach zu heiß war. Nach Newport fuhren sie praktisch nie, die Kinder waren nur einmal ein Wochenende dort gewesen. Seine Zeit war vorbei, und Sophie sprach sogar davon, das Haus zu verkaufen. Sie bewohnte mittlerweile eine Wohnung im dreiundzwanzigsten und vierundzwanzigsten Stock eines Apartmenthauses an der Park Avenue. Colin ging mit den Kindern reiten, und Frank fuhr mit ihnen auf dem See im Central Park Boot. In einem Jahr bestand Oliver darauf, nach Amerika mitzukommen. Zum Glück legte er keinen Wert darauf, mit nach Westbury zu fahren, sondern blieb lieber in Sophies Wohnung in der Stadt, wo er ins