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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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erklärte Alex. Sie waren selten einer Meinung, und Alex hatte sich eigentlich vorgenommen, die ständigen Sticheleien zu vermeiden, aber dann konnte sie meistens doch nicht widerstehen.
    »Ihr Amerikaner seid so unglaublich demokratisch«, erwiderte Oliver und blickte aus dem Fenster. »Das merke ich jedes Jahr, wenn die Kinder aus den Staaten zurückkommen. Meistens dauert es zwei Monate, bis sie wieder normal werden.«
    »Du meinst, Snobs.«
    »Die Schlimmste ist deine Mutter.«
    Das stimmte allerdings. Alex schloss die Augen und lehnte sich zurück. Sie kannte die öde Landschaft, die am Zugfenster vorbeizog. Der Süden des Landes war schön, aber der Norden, zumindest zwischen dem Kanal und Paris, war so eintönig, dass es sie langweilte. Genau wie Oliver. Nichts, was er sagte, interessierte sie. Für gewöhnlich hörte sie ihm nur halb zu und gab gelegentlich einen zustimmenden Laut von sich. Seit sechzehn Jahren war sie jetzt mit diesem Mann verheiratet. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit.
    »Warum schüttelst du den Kopf?«
    »Ach, nichts. Ich habe nur nachgedacht.«
    »Ich gehe in den Salonwagen und rauche dort.«
    »Hm«, murmelte sie und war bereits eingeschlafen.
    Oliver weckte sie, als sie in Paris ankamen. Es war später Nachmittag. Sie hatten gerade noch Zeit, um auszupacken und sich umzuziehen.
    »Ich hoffe, sie sprechen Englisch«, erklärte Oliver. »Sonst sind diese Dinner immer sterbenslangweilig.«
    »Wir sind hier in Frankreich«, erwiderte sie, während sie durch das Bahnhofsgebäude zum Droschkenstand gingen.
    Sie fuhren zu einem Apartmentgebäude an der Rive Gauche. In der eleganten Lobby wurden sie vom Portier in der Wohnung der Comtesse im obersten Stockwerk angemeldet, und als sie aus dem Aufzug stiegen, wurden sie von der Dame des Hauses höchstpersönlich in Empfang genommen. Sie war eine aufsehenerregende Erscheinung im kleinen Schwarzen, das ihre exzellente Figur zur Geltung brachte, mit dunklen Haaren, die sie zu einem Chignon geschlungen hatte. Sie trug keinen Schmuck außer ihrem Ehering.
    »Ah, ich habe schon viel von Ihnen gehört.« Sie lächelte Alex strahlend an und streckte ihr die Hand entgegen. »Sie sind noch viel schöner als auf den Fotos.«
    Sie führte ihre Gäste durch breite Doppeltüren in einen großen Raum, von dem aus man auf die Türme von Notre-Dame blickte.
    »Was für eine wundervolle Aussicht«, kommentierte Alex.
    »Ja, nicht wahr?« Sie bot ihnen etwas zu trinken an, was jedoch nur Oliver annahm.
    »Dinner ist erst um acht Uhr, Sie haben also noch genügend Zeit für ein Bad oder vielleicht sogar ein kleines Nickerchen. Wir können uns aber auch gerne unterhalten. Mein Mann kommt in etwa einer Stunde.«
    »Mein Mann hat mir erzählt, dass Sie in Amerika zur Schule gegangen sind.«
    Die Comtesse nickte. »Ich war auf dem Smith College, und ich habe jede Minute dort geliebt. Im Winter möchte ich gerne zur Theatersaison für ein oder zwei Monate in die Staaten fahren.«
    »Die Theater sind nirgends besser als in London«, warf Oliver ein.
    »Da haben Sie recht«, erwiderte die Comtesse, »aber ich liebe die aufregende Atmosphäre in New York. Ich kenne übrigens auch Ihre Mutter« – sie wandte sich wieder an Alex –, »und Ihre Großeltern habe ich in der Oper kennengelernt. Ich habe die Loge neben ihnen. Ich bin zwar nicht oft da, aber wenn …«
    »Sie kennen meine Großeltern?«
    »Es gibt keine faszinierendere Frau als Ihre Großmutter, und statt älter zu werden, wird sie jedes Jahr schöner. Vor einigen Jahren haben sie mich nach ›La Bohème‹ zum Essen eingeladen. Wir saßen bei Luchows, bis das Restaurant schloss, und dann hat Ihr Großvater mit Ihrer Großmutter und mir eine Kutschenfahrt durch den Central Park gemacht. Ich bin erst im Morgengrauen ins Hotel zurückgekommen. Es ist eine meiner schönsten Erinnerungen, und wenn ich in New York bin, besuche ich Ihre Großeltern immer.«
    Alex lächelte. Die Welt war doch klein. Sie fand die Comtesse ganz reizend, zog sich jedoch auf ihr Zimmer zurück, da sie vor dem Dinner noch ein Bad nehmen wollte.
    Am Abend wollte sie einen Sari tragen, obwohl Oliver nicht damit einverstanden war. Er war aus hellrotem, mit Goldfäden durchsetztem Chiffon. Alex machte sich nie Gedanken darüber, ob das, was sie trug, passend war, weil sie instinktiv wusste, dass sie alles tragen konnte. Und sie liebte es, die Leute zu verblüffen.
    Als Alex den Salon betrat, unterhielt sich die Comtesse mit Oliver.
    »Oh, Sie

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