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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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mit meinem Bankkonto. (» Oh Gott, du bist LEER ? WIE KONNTEST DU NUR ? «)
    Ein paar Tage vor meiner Abfahrt brachte Becca mir ihre Ausrüstung vorbei. Das bedeutete eine fünfunddreißigminütige Fahrt mit der U-Bahn und noch einmal zehn Minuten zu Fuß für sie, doch als ich ihr angeboten hatte, das Zeug selbst abzuholen, hatte sie abgewinkt: »Ich muss mir ansehen, was du gekauft hast, damit ich dir sagen kann, ob du noch was vergessen hast.« Ich sah den Haufen an, den sie angeschleppt hatte, und mir wurde ganz warm ums Herz, wie es einem eben geht, wenn jemand, den man gar nicht so gut kennt, einen mit einer großzügigen Geste überrascht, die die Natur der Bekanntschaft bei Weitem übersteigt. In diesem Moment spürte ich richtig, wie unser Verhältnis den Schritt von einer bloßen Bekanntschaft zu einer neuen Freundschaft machte.
    »Vielen, vielen Dank, dass du das machst«, sagte ich. »Ich weiß es wirklich zu schätzen.«
    Sie musterte die Kleidung und die Wanderausrüstung, die ich auf meinem Bett zurechtgelegt hatte. »Es wird nur zweimal warm genug sein, um Shorts zu tragen – ganz zu Anfang und ganz am Schluss«, sagte sie, und warf alle Shorts bis auf eine auf den Brauchen-wir-nicht-Haufen. Sie schlug mir vor, noch eine Packung Ersatzbatterien zu kaufen. Bei kaltem Wetter entluden sie sich schneller, was besonders enttäuschend sein konnte, wenn man auf dem Gipfel ankam, um festzustellen, dass die Kamera nicht mehr funktionierte und der nächste Fotoladen 6000 Meter weiter unten war.
    »Wenn du in die kälteren Bereiche kommst, bewahr die Batterien möglichst nah am Körper auf, auch wenn du schläfst. Deine Elektrogeräte ebenso. Stopf sie in den Fußbereich deines Schlafsacks, bevor du dich hinlegst.«
    Eine halbe Stunde später begleitete ich sie zur Tür, wo wir uns zum Abschied noch einmal umarmten. »Und nicht vergessen«, sagte sie, »das Einzige, was einen auf diesen Berg hochbringt, ist der eiserne Wille. Das letzte Stück bis zum Gipfel legt man buchstäblich auf allen vieren zurück – teils, weil es so steil ist, aber auch teils, weil man so erschöpft ist.«
    Als sie meine besorgte Miene bemerkte, fügte sie hinzu: »Immer dran denken: Einen weiteren Schritt kann man immer machen.«
    Am Abend vor meiner Abreise fuhr ich bei Jessica vorbei, um ihr die Schlüssel zu meiner Wohnung zu geben, damit sie während meiner Abwesenheit meine Sittiche füttern konnte.
    »Und, wie fühlst du dich?«, fragte sie.
    »Ich war noch nie so weit von zu Hause weg«, sagte ich nervös. »Vor allem nicht allein. Und auch nicht in der Dritten Welt.«
    Sie umarmte mich. »Hey, ich liebe dich. Du machst eine total unglaubliche Reise. Und auf der wirst du etwas lernen, was du nur lernen kannst, indem du dich diesem Berg stellst, und dem, wofür er steht.« Jessica war in den letzten paar Monaten viel sanfter geworden. Überraschenderweise hatte sie mit Yoga angefangen und überlegte sich, ob sie sich für Besinnungstage in den Berkshire Mountains anmelden sollte. Sie trat einen Schritt zurück und musterte mich. »Namaste, du Luder«, sagte sie. »Oh, und bring mir ein Waisenbaby mit, ja?«
    Am ersten Tag wollten wir durch den Regenwald bis auf eine Höhe von 2700 Metern aufsteigen und in den Mandara Huts übernachten. Am zweiten Tag wollten wir die Heide- und Moorlandschaft durchwandern, bis zu den Horombo Huts in einer Höhe von 3700 Metern. Am dritten Tag würden wir zum Akklimatisieren auf dieser Höhe bleiben, damit unsere Körper sich an die sauerstoffärmere Luft gewöhnen konnten. Am vierten Tag sollte es durch die alpine Wüste bis zur Kibo Hut gehen, das letzte Lager vor dem Gipfel, das auf einer Höhe von 4700 Metern lag. In der Nacht würden wir früh schlafen gehen, um Mitternacht wieder aufstehen und sechs Stunden lang bis zum Gipfelgletscher wandern – auf 5895 Meter Höhe. Dann wollten wir wieder umkehren, zurückwandern bis zu den Horombo Huts, die Nacht wieder auf 3700 Meter Höhe verbringen und am nächsten Tag den restlichen Abstieg hinter uns bringen. Insgesamt ein Weg von 80 Kilometern.
    Aber zuerst einmal musste ich durch den Zoll. Als ich mit den anderen schmuddeligen Wanderern Schlange stand, kam mir mein Rucksack viel zu riesig vor und meine Ausrüstung viel zu neu. Ich ließ den Blick über die Menge gleiten, bis er an einem beleibten Afrikaner hängen blieb, der ein Schild mit meinem Namen hochhielt. Er sollte mich nach Arusha fahren, wo ich zwei Tage in einem Hotel bleiben und

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