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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Matratze, arrangierte das Netz um mich herum und vergewisserte mich, dass nirgendwo eine Öffnung blieb. Gegen fünf Uhr morgens wachte ich auf, als aus irgendeinem Lautsprecher in der Nähe der schöne, schwermütige Gebetsruf von der Moschee erscholl.
    Mein Führer, der mich den Berg hinaufbringen sollte, hieß Dismas. Der sechsunddreißigjährige Tansanianer war schon über dreihundert Mal auf dem Gipfel gewesen.
    »Miss Noelley, Ihr Name ist wie Weihnachten. Meiner auch!« Er grinste, als ich in den Van stieg, der uns zur Basis des Berges bringen sollte. Aufgrund seines trällernden Kiswahili-Akzents klang alles, was er sagte, exotisch. Auch als er die Unterhaltung eröffnete mit einem: »Haben Sie schon gehört, dass der King of Pop gestorben ist? Seh ich auf CNN diesen Morgen.«
    Ich sollte mit einem älteren Paar aus dem französischsprachigen Kanada wandern, Marie und Henri. Als Erstes fiel mir auf, dass ihre Körper fast identisch aussahen: 1,70 Meter groß, stämmig, aber fit. Sie trugen T-Shirts und Wanderhosen aus atmungsaktivem Material. Henris Kopf sah original so aus wie der des Schauspielers David Strathairn. Marie hatte das saubere glatte Gesicht einer Frau, die fast nie Make-up trug. Ihr dickes braunes Haar war direkt über den Schultern stumpf abgeschnitten und stand ihr ein paar Zentimeter vom Kopf ab. Sie waren am Vortag vom nahegelegenen Mount Meru zurückgekommen, einem 4566 Meter hohen Berg, den sie bestiegen hatten, um für den Kilimandscharo zu üben.
    »Damit wir uns besser an die Höhe gewöhnen«, erklärte Marie fröhlich.
    Sie war Krankenschwester auf einer Krebsstation. Auf der Fahrt über die zweispurige Straße, auf der die anderen Autos gefährlich nahe an uns vorbeizischten, unterhielten wir uns über ihren Job und meine ehrenamtliche Arbeit. Henri sah schweigend aus dem Fenster. Man sah Bäume, Hügel und ab und zu einen Fluss vorbeiziehen, und in Abständen kam ein kastenförmiges einstöckiges Gebäude oder ein Gemischtwarenladen mit aufgemalten Limonaden- und Bierlogos. Wir fuhren an einer Kaffeeplantage vorbei, in der barfüßige Frauen zwischen den Pflanzen standen und nach Kaffeekirschen suchten. Ich bewunderte die Frauen, die neben der Straße gingen und dabei Körbe auf dem Kopf balancierten, aber noch bezaubernder fand ich die kleinen Mädchen, die ihnen folgten und ebenfalls Körbe auf dem Kopf trugen – da sie es noch nicht so gut beherrschten wie ihre Mütter, mussten sie die ganze Zeit eine Hand zum Abstützen oben behalten. Obwohl es fast 30 Grad waren, trugen die Männer Hemden und Jeans oder Khakihosen. Die anderen waren traditionell gekleidet, eingewickelt in grellbunte Stoffe mit dazu passenden Kopfbedeckungen. Manche hatten Gehstöcke in der Hand, mit denen sie Ziegen- und Kuhherden vor sich hertrieben. Außerdem sah ich eine Menge streunender Hunde und Katzen. Den Anblick von Tieren fand ich immer beruhigend, wenn ich auf Reisen war. Egal, wo man hinfuhr, die Tiere sahen als Einziges genauso aus wie zu Hause. Als unser Van langsamer wurde und rechts ranfuhr, streckte ich meinen Kopf aus dem Fenster. Ein uniformierter Polizist an einem improvisierten Straßenposten bedeutete uns, dass wir anhalten sollten. Als sich unsere Blicke trafen, zögerte er kurz. Dann änderte er seine Meinung und winkte uns ohne ein Wort durch.
    Ich lehnte mich zu Marie und fragte: »Was war das denn?«
    »Ein Checkpoint der Polizei«, antwortete sie. »Die suchen sich willkürlich Autos aus und durchsuchen sie. Wenn sie irgendetwas finden, was nicht ganz legal ist – und sie werden so lange suchen, bis sie irgendeine Kleinigkeit beanstanden können –, muss man eine Strafe zahlen, sonst beschlagnahmen sie einfach das Auto. Aber sobald sie Weiße im Auto sehen, lassen sie einen weiterfahren. Das wäre zu schlecht für den Fremdenverkehr.«
    Drei Stunden nach unserer Abfahrt in Arusha kamen wir am Marangu Gate an, dem Tor zum Kilimandscharo. Als wir auf den Parkplatz fuhren, fand ich es bizarr, im Regenwald einen Parkplatz und ein abgesperrtes Eingangstor zu sehen. Wir wurden von einer Gruppe junger, fitter Afrikaner begrüßt. Neben Dismas würden uns noch ein Hilfsführer sowie zehn Träger begleiten.
    »Ich komm mir vor wie ein britischer Kolonialist in den Dreißigerjahren«, flüsterte ich Marie und Henri beklommen zu, als die Träger unsere Sachen aus dem Van luden, die sie sechs Tage für uns tragen würden.
    Beim Einchecken trugen wir Name, Alter, Adresse und Beruf in ein Buch

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