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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Seufzer eine Spur von Luftbläschen. Die anderen empfingen mich mit High Fives, als ich aus dem Käfig stieg.
    »Mann, das war ja voll hardcore«, meinte Gus. »Gut gemacht!«
    »Und, wie war’s?«, wollte Ronald wissen.
    In erster Linie war ich erleichtert, überhaupt noch am Leben zu sein, aber ich wollte ihn nicht enttäuschen, daher nahm ich meinen ganzen Enthusiasmus zusammen und sagte dramatisch: »Ich hör immer noch das Geräusch von seinen Zähnen auf den Gitterstäben …«
    Die Sonne ging bereits unter, als wir in den kleinen Hafen von Martha’s Vineyard einliefen. Aus der Ferne sah die Insel fast ein bisschen unwirtlich aus mit ihren zerklüfteten Felsen und steilen Klippen, aber der Hafen war einladend. Es waren gerade so viele andere Fischerboote da, dass man sich geborgen fühlte, es aber nicht zu voll war.
    Als Mandy und ich uns in der engen Kabine umzogen, beugte sie sich zu mir und flüsterte mit Verschwörermiene: »Komm, wir machen uns heute einen Mädelsabend!«
    »Klingt gut!« Ich war begeistert.
    Ronald und Les gingen in die Stadt, während Mandy und ich an den Lebkuchenhäuschen-ähnlichen Gasthäusern vorbeischlenderten, die die Hauptstraße säumten. Wir einigten uns auf ein Burgerrestaurant. Die Frau ist genau mein Fall, dachte ich, als sie das Abendessen mit der Bestellung von »einem Eimer Margarita« einläutete. Aber dann wurde immer klarer, dass sie nicht ganz normal war, jemand, der am Anfang ganz normal scheint, aber dann von Stunde zu Stunde seltsamer wird. Irgendwann fing sie an, eine Tirade gegen die Puerto-Ricaner loszulassen.
    »Ich will ja nicht rassistisch sein«, begann sie – eine Einleitung, die unweigerlich in eine rassistische Aussage mündet –, »aber irgendwie find ich die alle so billig.«
    Und das aus dem Munde einer Frau mit einem Aquarium auf dem Rücken? , dachte ich mir.
    Nach ein paar Drinks wurden die Anekdoten, die sie von ihrem Freund erzählte, immer bizarrer. Außerdem stellte sich heraus, dass sie mit Les schlief. Sie hatten sich bei einem Tauchausflug vor ein paar Monaten kennengelernt. Aber inzwischen hatte sie keine Lust mehr, und deswegen ignorierte sie ihn jetzt einfach. Daher auch ihr Vorschlag mit dem Mädelsabend.
    Wir kamen erst nach elf Uhr zurück zum Boot und stolperten über Gus, der an Deck schlief. Bill hatte mir per SMS mitgeteilt, dass der Verkehr ziemlich dicht sei und er irgendwo in einem Motel absteigen und erst am nächsten Morgen zu uns stoßen wollte. Ich duschte im Badeanzug mit dem Wasserschlauch, so gut es ging. Mein Haar war nicht mehr zu retten. Es sah aus, als würden Vögel und Mäuse darin nisten. Als ich über die Leiter in unsere Kabine kletterte, bewegte ich mich ganz leise, um Les und Ronald nicht zu wecken, die bereits friedlich schnarchten. Ich tastete im Dunkeln, bis meine Hände die ungepolsterte Schlafbank gefunden hatten. Ohne Decke zu schlafen, fühlte sich fast so schutzlos an, wie in einem Haikäfig zu stehen. Die Salzkrusten auf meiner Haut spannten und juckten jedes Mal, wenn ich mich umdrehte. Im Traum wurde ich von Millionen von Haien angegriffen.
    »Hancock!«
    Ich saß gerade im Schneidersitz auf einem Stuhl an Deck und las die Zeitung vom Vortag, als jemand meinen Namen rief. Ich blinzelte in die Morgensonne und sah Bill an Bord klettern. Er grinste schief wie immer, und die braunen Locken quollen an allen Seiten unter seinem Baseball-Käppi hervor.
    »Da bist du ja endlich!«, rief ich.
    Er blieb vor mir stehen und hob eine Hand zu einem flotten Matrosengruß: »An vorderster Front!«
    »Du bist aber in überraschend guter Form für jemand, der um drei Uhr morgens angekommen ist«, stellte ich fest, als er mir seinen Rucksack zuwarf. »Wo hast du geschlafen?«
    »In meinem Mietwagen auf dem Hafenparkplatz«, lachte er. »Für die paar Stunden war mir das Geld für ein Motel dann irgendwie doch zu schade.« Er trug Birkenstocks, abgeschnittene Jeansshorts und ein hellgelbes T-Shirt mit der Aufschrift JAMAICA ME CRAZY . So hatte er sich im Grunde auch gekleidet, als wir damals zusammenarbeiteten, obwohl die Redaktion in einem Hochhaus mitten in Manhattan untergebracht war.
    Er stellte sich den anderen vor, und schon wenig später erfreute er die Truppe mit einer Anekdote, wie er um ein Haar eine Fähre verpasst hätte. Wie ich schon geahnt hatte, waren die anderen sofort hingerissen von ihm. Bill kann mit jedem reden – und er tut es auch.
    Der Wind fühlte sich fast schon kampflustig an, als wir

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