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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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man so hört, waren Eleanor und Franklin eigentlich komplett gegensätzliche Menschen. Er war gutaussehend, offenherzig und humorvoll, sie war ernsthaft und hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung eher unsicher. Zu Neujahr begegneten sie sich wieder, als ihr Onkel Theodore seinen jährlichen Empfang im Weißen Haus abhielt. Von da an sah man die ernste Debütantin und den jovialen Harvard-Studenten oft zusammen. Sie kam auch zur Party von Franklins einundzwanzigstem Geburtstag. Er lud sie zu Wochenendpartys ins Haus am Hyde Park ein, und ins Sommercottage seiner Mutter auf Campobello Island vor der Küste von Maine. Natürlich war immer eine Anstandsdame in der Nähe, wenn die beiden zusammen waren.
    Später beschrieb Eleanor einige der strengen Regeln, die damals jedes Zusammentreffen von unverheirateten Männern und Frauen regelten. »Es verstand sich von selbst, dass ein Mädchen kein Interesse für einen Mann zeigte oder ihre Zuneigung signalisierte, bevor er den ersten Schritt gemacht hatte.« Sie fügte hinzu, »der Gedanke, dass man einem Mann vor der Verlobung einen Kuss gestatten könnte, wäre mir nie in den Sinn gekommen.«
    Über hundert Jahre später war ich gerade auf der Party einer Zeitschrift, unterhielt mich mit Freunden und dachte langsam ans Heimgehen, als ein gutaussehender junger Mann mit dichtem braunen Haar und in Abendgarderobe mit selbstsicheren Schritten den Raum betrat. Bei jedem anderen hätte man es lächerlich gefunden, wie er mit seinem Smoking in einem Zimmer voller Jeansträger stand, aber irgendwie war es eher so, dass neben ihm alle underdressed wirkten. Ich hatte ihn schon einmal gesehen und wusste, dass er Matt hieß. Er war ein aufstrebender Reporter und hatte den Ruf eines Aufreißers.
    Damals hatte ich noch einen lebhaften Freundeskreis – das war, bevor der Bloggerjob mein Leben übernahm und ich nicht mehr ausging, dreieinhalb Jahre, bevor ich meine Arbeit verlor. Wenn ich Matt jetzt auf einer Party gesehen hätte … na ja, wahrscheinlich wäre ich von vornherein gar nicht erst auf die Party gegangen. Aber selbst wenn, dann hätte ich sicher nicht getan, was ich damals getan hatte: Ich wartete, bis er sich einen Drink geholt hatte, und als er von der Bar zurückkam, stellte ich mich neben ihn.
    »Scotch pur, stimmt’s?« Ich deutete auf das Glas in seiner Hand. »Weißt du, was super dazu passt?«
    »Nein, was?«
    »Ich.« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm ich ihm den Drink aus der Hand und nahm einen tiefen Schluck. Aus der Nähe sah er aus, als wäre er Ende zwanzig, doch er hatte schon Lachfältchen.
    Seine Augen blitzten amüsiert, als ich ihm sein Glas zurückgab, ansonsten blieb sein Gesichtsausdruck unverändert. Der Mann war wirklich lässig. Und seine Augen waren übrigens blauviolett. Er gehörte sowieso schon zu den Leuten, die unglaublich attraktiv aussehen, aber für den Fall, dass es irgendjemand noch nicht kapiert hatte, ging der liebe Gott noch einen Schritt weiter und setzte blauviolette Augen drauf.
    »Danke für den Drink.« Ich wandte mich zum Gehen.
    »Hey, dafür musst du aber was zahlen«, rief er mir scherzhaft nach. Treffer . Ich wirbelte herum.
    »Ach, komm«, spottete ich. »Das hättest du doch sowieso nicht alles ausgetrunken.« Ich musterte ihn demonstrativ von oben bis unten und meinte: »Für meine Augen siehst du eher nach Leichtgewicht aus.«
    »Nur, dass du im Bilde bist, ich hatte schon fünf.«
    Ich stützte die Hand in die Hüfte. »Zufällig weiß ich sehr genau, dass das nicht stimmt.«
    »Das kannst du nur wissen, wenn du mich genau im Auge gehabt hast, seit ich gekommen bin.«
    Wir grinsten uns an wie zwei Stars in einer Screwball-Komödie der Vierzigerjahre. Zwei Stunden und mehrere Scotches später wusste ich schon, dass er in Manhattan aufgewachsen war und seinen Abschluss in Princeton gemacht hatte.
    »Tatsächlich, in Princeton?« Ich versuchte, unbeeindruckt zu wirken. »Sag mal, Princeton, gehst du immer im Smoking auf Partys?«
    Er lächelte. »Nur gelegentlich.«
    »Ja, ich wäre auch schon fast im Smoking gekommen, aber dann hab ich mich doch noch für den abgerissenen Look entschieden.« Ich deutete auf meine Strickjacke und die lässige Tweedhose.
    Er lachte. »Ich war dienstlich auf einem politischen Dinner, da war Abendgarderobe angesagt. Ich hatte einen richtig langen Tag. Eigentlich sollte ich wohl langsam nach Hause.« Er warf einen Blick auf seine Uhr, dann sah er mich an. »Willst du mitkommen?«
    Ich hätte

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