Wer nichts weiß, muss alles glauben (German Edition)
Alpha-, Beta-, Gammastrahlung, das gesamte Sortiment. Noch nach etwa hundert Bakteriengenerationen ließen sich die Strophen des Liedes in unveränderter Form wieder auslesen, das heißt, die Information wurde stabil abgespeichert. Das wäre im Falle eines Atomkrieges sehr praktisch. Denn der elektromagnetische Puls, den nukleare Bomben auch aussenden, löscht auch alle Informationen von allen Festplatten, die er erreicht. Die DNA des Deinoccocus radiodurans hingegen wäre dann noch intakt. Ein hervorragender Datenspeicher also.
Bleibt die Frage, wo man diese Bakterien findet. Und da bewährt sich die gute Kombinationsgabe des Theoretikers, denn den Deinoccocus radiodurans findet man unter anderem im Kot von Alpakas. Sie erinnern sich, das sind die Hochlandkamele, die Heinz Oberhummer zum Streicheln zu Hause hat. In einem Alpakabemmerl [16] von der Größe einer Rosine finden sich Millionen solcher Bakterien. Und ihre DNA hat jeweils ein paar Millionen Gigabyte Speichervermögen. Das heißt, wenn Prof. Oberhummer wieder einmal ein Back-up seines Computers machen möchte, bräuchte er nicht extra in die Stadt zu fahren, um eine externe Festplatte zu kaufen, sondern er müsste nur hinter einem seiner Alpakas die Hand aufhalten und warten. Einziger Nachteil: Leistungsfähige Festplatten brauchen nach wie vor einen Stromanschluss, und bei einem Alpakabemmerl weiß man nicht sofort, wo man das Kabel anstecken soll.
Sollte sich übrigens tatsächlich herausstellen, dass das Methan auf dem Mars von Bakterien stammt und dass sich im selben Sonnensystem zweimal, unabhängig voneinander, Leben entwickelt hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in unserem Universum nur so von Leben wimmelt, enorm groß.
Aber egal, ob das Leben auf der Erde unterirdisch entstanden ist oder aus dem Weltall zu uns gekommen ist, wer einen vollständigen Stammbaum seiner Familie zeichnen möchte, der weiß zwar vielleicht nicht genau, wer im Biedermeier mit wem geschlafen und wen gezeugt hat, aber sehr wahrscheinlich muss er ganz oben als Stammvatermutter ein Bakterium einsetzen.
Was die Behauptung, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. Und die Frage aufwirft, was das für die Heilsgeschichte bedeutet. Wurde für die ersten Lebewesen auch schon ein Heiland gekreuzigt? Wenn ja, wie kreuzigt man ein Bakterium? Kann es auch in den Himmel auffahren?
Wie man eine Himmelfahrt ohne Rakete hinbekommt, erklären wir im übernächsten Kapitel, davor wollen wir uns das Gehirn genauer anschauen. Das ist nämlich für solche Gedanken verantwortlich. Aber was ist ein Gedanke überhaupt?
Außerirdisches Leben entdeckt!
Dass wir Menschen uns heute vor allem darauf konzentrieren, einfaches, außerirdisches Leben zu finden, liegt unter anderem daran, dass wir hochentwickeltes, außerirdisches Leben bereits kennen. Das sind nämlich wir selber.
Seit dem 6. Juni 1971 befindet sich praktisch durchgehend ein Mensch auf einer Raumstation im All. Erst auf der Salyut 1, später auf Skylab, dann auf der Mir und heute auf der ISS. In rund 300 bis 400 Kilometer Höhe umkreist die Internationale Raumstation mit 28.000 km/h die Erde. Etwa alle eineinhalb Stunden geht die Sonne auf, religiöse Raumfahrer, die gerne morgens, abends und vor jeder Mahlzeit beten, haben alle Hände voll zu tun. Und in der ISS fünfmal am Tag Mekka zu lokalisieren, ist sicher kein Honiglecken.
Aber auch für die nicht religiöse Besatzung, egal ob Astrooder Kosmonaut, ist das außerirdische Leben nicht sehr komfortabel. Auf der ISS ist es sehr laut. Aber nicht wegen Russendisco, sondern wegen Klimaanlage und Ventilatoren. Ungefähr so laut wie ein neben einem startendes Moped, und das 24/7. Wer länger auf der ISS war, kommt mit einem leichten Tinnitus wieder nach Hause, Unterhaltungen auf mehrere Meter Entfernung sind nicht mehr möglich. Klimaanlage und Ventilatoren braucht man deshalb, weil es in der Schwerelosigkeit keine Konvektion, also keine Vermengung der Raumluft gibt. die Luft bleibt, wo sie ist. Das kann beim Schlafen lebensgefährlich werden, wenn man dieselbe Luft wieder einatmet, die man gerade ausgeatmet hat.
Duschen nach dem Aufstehen, oder besser: Aufschweben, wäre mühsam. Das Wasser würde erst vom Körper abperlen und dann in der Station herumgleiten. Deshalb werden zur Körperpflege feuchte Tücher verwendet, wie nach dem Grillhendlessen.
Alles wird als Trinkwasser aufbereitet.
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