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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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dass sie dabeigeblieben wäre, wenn sie das Geld nicht schon angenommen (und größtenteils ausgegeben) hätte. Die Beziehungstheorie war noch abwegiger. Normalerweise ging es dabei um eine andere Frau. Jim war aber schon geschieden und müsste deshalb eine Beziehung vor niemandem geheim halten. Und überhaupt führte Jim nur eine wahre, tiefgründige, langfristige Beziehung, und zwar mit seiner Arbeit, erst als Polizist und dann als Privatdetektiv. Damit kam Jasmine auf die Möglichkeit, dass Jim sich aus beruflichen Gründen vor jemandem versteckte. Wenn sie ihn finden wollte, musste sie herausfinden, wovor er geflohen war.
    Es gab drei Orte, an denen sie Hinweise finden konnte: in den Akten auf dem Schreibtisch, in den Dateien, die auf dem Computer zuletzt geöffnet worden waren und im Telefon.
    Sie fing mit dem Schreibtisch an. Zuerst nahm sie sich die Ordner vor, die auf dem Schreibtisch offen lagen, dann die, die sich daneben stapelten. Sie listete die Namen der Zielpersonen und Auftraggeber in der Reihenfolge des Stapels auf, weil sie davon ausging, dass die zuletzt gelesenen Akten zuoberst lagen. Dann fuhr sie den PC hoch und glich ihre Liste mit der der zuletzt aufgerufenen Dateien ab. Die Dateien beinhalteten größtenteils dasselbe wie die Ordner, weil Jim von allem immer Ausdrucke zur Sicherung machte. Zusätzlich steckten in den Aktenordnern noch Briefe, Quittungen und alles andere, was nicht elektronisch vorlag.
    Der Abgleich brachte zwei Unregelmäßigkeiten zum Vorschein. Sie fand mehrere kürzlich aufgerufene Dateien, die sich alle auf einen Fall bezogen, zu dem es keine Ausdrucke gab. Auf den Rechnungen stand als Auftraggeberin eine Anne Ramsay.
    Zum Ausgleich fand sie auch einen Aktenordner ohne elektronisches Gegenstück. Die Zielperson hatte Jim in Großbuchstaben vermerkt: » GLEN FALLAN «. Seltsamerweise stand auf der Rechnung nur » KUNDE: JA «. Sie scrollte auf dem Bildschirm immer weiter nach unten durch die letzte Woche bis in den letzten Monat und fand immer noch keine entsprechenden Dateien. Dann ließ sie eine Suche nach der Zielperson laufen. Zu ihrer Freude gab es einen entsprechenden Dateiordner unter »Vermisstenfälle«, auf den aber seit zehn Monaten nicht zugegriffen worden war.

    Jasmine nahm sich ein frisches Blatt Papier und notierte sich diesmal die verschiedenen Fälle nach der Art des Auftrags. Die meisten kannte sie aus erster Hand, weil sie entweder in unterstützender Funktion dabei gewesen war oder zumindest mit am Papierkram gearbeitet hatte. Und auch die, die ihr neu waren, fielen in die gleichen Alltagskategorien: Observationen im Auftrag von Versicherungen, Vermisste   /   Flüchtige und Zustellungen von Vorladungen; davon besonders viele. Darunter konnte sie nichts potenziell Gefährliches entdecken, warum hätte Jim sonst auch eine Anfängerin daran mitarbeiten lassen? Es bestand immer die Möglichkeit, dass jemand aggressiv wurde, wenn man ihm eine Gerichtsvorladung zustellte, oder es einem übelnahm, wenn man ihm Versicherungsbetrug nachwies, aber wegen Typen wie Peter Harper und Robert Croft musste Jim doch bestimmt nicht untertauchen. Wenn solche Kleinkriminellen ihn bedrohten, konnte er doch einfach zur Polizei gehen.
    Als Nächstes schrieb sie die Anrufliste des Bürotelefons ab. Es hatte ein kleines LCD – Farbdisplay und speicherte die letzten zehn ein- und ausgegangenen Nummern. Sie fing mit ersteren an, wurde aber nach der Hälfte unterbrochen, weil das Telefon klingelte.
    Jasmine überraschte sich selbst, als sie sich ganz professionell mit »Sharp Investigations« meldete, anstatt des zaghaften »Hallo?«, das sie hervorbrachte, wenn sie an ihr Handy ging.
    Eine Frauenstimme fragte, ob Jim da sei.
    »Mit wem spreche ich, bitte?«
    »Anne Ramsay«, antwortete die Stimme.
    Jasmine horchte auf. Es war, als würden alle ihre Sinne auf einmal reagieren.
    »Er hat gesagt, er hätte Anfang der Woche vielleicht Neuigkeiten für mich. Gestern habe ich nichts von ihm gehört, deshalb wollte ich heute mal …«

    Sie hörte sich kaum optimistischer an als Jasmine und war Enttäuschungen wohl gewohnt. Jasmine merkte, wie ihre Sinne wieder den Befehl bekamen auf Normalbetrieb herunterzufahren. Die Anruferin saß mit ihr in einem Boot, sie warteten beide auf ein Zeichen von Jim und fragten sich, warum er sich nicht meldete.
    Aber jetzt, wo sie die Frau gerade dranhatte, musste sie auch versuchen, etwas über den Fall herauszubekommen, da Jim anscheinend daran

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