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Wer Schuld War

Titel: Wer Schuld War Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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zwei Wochen dauern. Langsam beginnt sich Gina zu entspannen,den Abend zu genießen, sich darüber zu freuen, dass sie im Mittelpunkt steht. Sie geht in die kleine Küche, macht die Tür
     hinter sich zu, der Lärm, das Stimmengewirr wird plötzlich dumpf wie unter Wasser, und Gina gießt sich ein Glas Wodka ein.
     Sie hat extra für diesen Moment eine neue Flasche gekauft und kalt gestellt und hebt das Glas auf einen Gast, der nie mehr
     kommen wird, trinkt und spürt das Brennen in der Kehle wie eine Wunde. Denn genau so ist es, sie ist schwer verletzt. Pauls
     Tod hat ein Loch in ihr Leben gerissen, das sich nie mehr schließen wird.
    Sie hat Paul geliebt, auf ihre Weise, die immer beinhaltet, dass Zuneigung sich nicht in einem spontanen Gefühl erschöpfen
     darf, sondern auf Geben und Nehmen beruhen muss. Doch Paul hat nicht nur mehr genommen, als ihm zustand, sondern hat sie dann
     auch noch fallen lassen, eine Kränkung, die sie nie verwinden wird, weil sich der Verursacher aus dem Staub gemacht hat. Eine
     sehr einfache Methode, seine Schulden nicht zu bezahlen, denkt Gina, und nimmt einen zweiten tiefen Schluck, dann geht sie
     wieder hinaus zu den anderen, während der Alkohol seiner Aufgabe nachkommt und einen Schirm um sie webt, der sie befähigt,
     das zu tun, was sie tun muss. Zum Beispiel ihre schwarzen Gedanken zu verscheuchen und lächelnd Barbara zuzuprosten, als wäre
     nichts.
    Barbara trägt einen Mantel aus blau-weißem brokatähnlichem Stoff und darunter eine Jeans. Gina stellt fest, dass sie abgenommen
     hat und dass es ihr nicht schlecht steht, dass sie plötzlich etwas zerbrechlich Durchsichtiges hat, die Ausstrahlung einer
     tapferen Verliererin, was Barbara schon wieder zur Gewinnerin macht. Eine Position, die ihr definitiv nicht zusteht, doch
     bevor Gina noch mehr hässliche Gefühle entwickeln kann, hat sich Barbara zuihr durchgekämpft und beglückwünscht sie. Aus der Nähe sieht ihr Gesicht nicht mehr so zart, sondern ziemlich erhitzt aus,
     Nase und Stirn sind von einer glänzenden Schweißschicht überzogen, und sie stößt mit Gina an, während Gina lächelt, »Wie geht’s
     dir?« fragt, und ihr den Oberarm streichelt. »Es geht«, sagt Barbara, zuckt gereizt die Schultern, lässt ihre Blicke mit gerunzelter
     Stirn durch den Raum schweifen, als wüsste sie ganz genau, was in Gina vorgeht, beziehungsweise vorgegangen ist, und vielleicht
     ist das ja auch so, vielleicht sind Ginas Gefühle ganz normal, vielleicht würde es Barb im Fall des Falles auch nicht anders
     gehen.
    »Hat sich Manuel schon gemeldet?«, fragt sie.
    »Er ist gestern Nacht geflogen. Seitdem nichts.«
    »Und wie ist das für dich? Kommst du klar?«
    Gina sieht, wie Barbaras Augen sich röten, und nun tut sie ihr ehrlich leid, na ja, fast, auch wenn da immer noch ein Rest
     Missgunst lauert, ein Anflug hämischer Genugtuung, dass Barb nicht mehr besser dran ist als sie. »Du könntest bei mir übernachten«,
     schlägt sie vor. Natürlich ist das nicht ernst gemeint, schließlich hat Gina nicht einmal ein Gästezimmer, und aus dem Alter,
     in denen Freundinnen in einem Bett übernachten, sind sie ja nun lange heraus. Barbara sagt brav, was man in solchen Situationen
     sagt, verlangt nichts von Gina, das sie nicht geben kann. »Danke, aber ich muss mich daran gewöhnen, es ist nur so viel auf
     einmal. Erst der Tod von Paul und jetzt Manuel.«
    »Ja. Das verstehe ich.« Gina schämt sich, aber es lässt sich nicht ändern; sie ist erleichtert.
    »Ich vermisse Paul«, sagt Barbara.
    »Ja.« Gina beißt sich auf die Lippen, und plötzlich sieht sie alles nur noch wie durch einen Schleier. Sie kann einfach nicht
     akzeptieren, dass Paul tot ist, für immerund ewig verschwunden. Was auch heißt, dass sie ihn nie wieder anrufen kann, dass sie keine zynischen und albernen SMS mehr
     bekommen wird, dass sie niemand mehr
Miss Bisamratte
und
Frau Schleierkraut
nennen wird, und dass sie mit niemandem über das reden kann, was sie getan hat.
    »Es tut mir alles so leid für dich«, sagt Gina, meint eigentlich nicht Barbara, sondern sich und legt trotzdem den Arm um
     Barbara wie eine echte Freundin. Aber Barbara entwindet sich, sagt »Tja«, was sich irgendwie ironisch anhört, und sieht Gina
     von der Seite an, als wüsste sie doch Bescheid, aber das kann nicht sein, sie kann nichts wissen, es ist einfach nicht möglich.
     »Jetzt sind wir beide allein«, sagt Barbara, und auch das klingt seltsam doppeldeutig, aber Gina

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