Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Drogen voll, versuchte sogar einmal, sich das Leben zu nehmen. Dann fand er eine Stellung bei der LIFELONG, die seine Kenntnisse für die Entwicklung der Identicat-Sicherung nutzte. Und da hatte er wieder eine Idee. Die IdenticatSicherung, das erkannte er schnell, würde ein Schlager werden. Alle Reichen würden sie sich zulegen, denn nur ein biologischer Doppelgänger konnte einen derartigen Safe knacken, solche Doppelgänger aber gab es nicht. Noch nicht. Und das war seine Idee: menschliche Klons zu züchten, biologische Einbruchswerkzeuge. Sie würden genetisch identisch mit ihren Zellkernspendern sein, sie würden dieselben Papillarmuster und Körperwellen und den gleichen Hauttonus besitzen wie ihre – soll man sagen: unfreiwilligen Väter?«
Boone machte ein Gesicht, als sei er der letzte, der etwas dazu zu sagen hätte.
»Ursprünglich hatte LIFELONG vor, auch noch die Sprache einzubeziehen, das aber wurde auf Vorschlag eines Wissenschaftlers als zu aufwendig verworfen. Warum haben Sie das vorgeschlagen, Mister Boone?«
Boone nippte an seinem Meskalinbrandy.
»Sie wußten, daß Ihre Klons nie sprechen lernen würden, deshalb.«
Boone schien gerade Timothys Kragenweite abzuschätzen. »Dann gingen Sie als Assistent zu Professor Hayfield. Sie hatten wesentlich bessere Angebote, aber bei diesem Scharlatan konnten Sie an das kommen, was Sie wirklich interessierte: Leberzellen reicher Leute. Ich habe es geprüft, Sie haben damals über sechzig Leberpunktionen durchgeführt, die meisten waren unnötig. Ich meine, vom Standpunkt der Medizin. Ein Großteil Ihrer damaligen Patienten lebt noch, besitzt einen Identicat-Safe und bewahrt darin bestimmt genügend Werte auf, um uns beide reich machen zu können.«
»Uns beide?« fragte Boone belustigt.
»So dachte ich es mir. Da ich nun einmal Mitwisser bin.«
»Wovon?«
»Von dem Blockhaus voller Kretins in Boonesburg. Von den Mißgeburten, die Sie so sorgsam hüten und die alle äußerst interessante Fingerabdrücke haben, von Hauttonus und Körperstrahlung gar nicht zu reden. Stellen Sie sich vor, jemand käme auf die Idee, die Fingerabdrücke dieser armen Wesen oder gar ihre Gene mit denen der vornehmsten und reichsten Männer der Staaten zu vergleichen! Oder jemand grübe den Leichnam hinter der Blockhütte aus und stellte fest, daß seine Fingerabdrücke mit denen des verstorbenen Abel Dayton identisch sind, dessen Safe gerade auf geheimnisvolle Weise ausgeräumt wurde und dessen Edelsteinsammlung sich ganz zufällig in Ihrem Besitz befindet, will sagen, befand. Sie hätten sich wirklich einen Identicat-Safe leisten sollen.«
Boone blickte Timothy entgeistert an. Seine Finger zuckten, als wollte er Timothy sogleich erwürgen.
Timothy holte seinen Rayvolver unter der Bettdecke hervor und richtete ihn auf Boone.
»Keine Dummheiten«, warnte er. »Sie können sich doch wohl vorstellen, daß ich Vorkehrungen treffe, wenn ich ein Gespräch wie dieses führe. Mein Tod würde die Untersuchung sofort ins Rollen bringen. Ein Vertrauter von mir überwacht Boonesburg. Kommt ihm etwas verdächtig vor, fragt er bei mir zurück. Melde ich mich nicht, ruft er die örtliche Polizei zu Hilfe und wartet, bis das FBI eintrifft. Einer meiner Freunde hat alle Unterlagen. Wenn ich mich nicht zu den festgesetzten Zeiten melde, übergibt er sie Deborrah Johnson, der Kriminalchefin von Chicago. Dazu ein paar Zeilen von mir, daß sie meinen Tod rächen soll. Sie wird es tun. Sie mag mich nämlich.«
Boone lehnte sich langsam zurück. Timothy nickte zufrieden.
»Zu den Beweismitteln, über die ich verfüge«, sagte er, »gehören Aufnahmen des Dayton-Doubles, eindeutig in Boonesburg aufgenommen, Fingerabdrücke und Zellproben. Ebenso von den anderen Kretins. Ausreichend Material, um Sie auf den elektrischen Stuhl zu bringen. Oder zu LIFELONG und den Versicherungskonzernen zu gehen und eine fette Prämie zu kassieren.«
»Warum tun Sie es nicht?«
»Ich brauche viel Geld. Sehr viel. Ich ziehe es vor, mit Ihnen halbe-halbe zu machen.«
»Sie sind verrückt! Bedenken Sie meine Ausgaben.«
»Nach Abzug Ihrer Unkosten, versteht sich.«
»Zehn Prozent, allerhöchstens.«
»Fünfzig. Zehn kann ich mir ohne Risiko bei Ihren zukünftigen Opfern holen.« Timothy legte den Rayvolver auf Boone an. »Sie werden dieses Zimmer nur als mein Partner oder als Leiche verlassen. Ich glaube nämlich, daß dies die Chance meines Lebens ist. Meinen Sie, ich habe Lust, auf ewig die Dreckarbeit für
Weitere Kostenlose Bücher