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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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paarmal, memorierte sie dann mit halbgeschlossenen Augen und gab Boone den Zettel. Der ließ sich beschreiben, wo er die Säure finden konnte, löste aber nicht den Zettel auf, sondern verbrannte ihn, zerrieb die Asche zwischen den Fingern und schüttete erst sie in das Säurebad.
    »Gründlich sind Sie«, lobte Timothy. »Ich glaube, wir werden gute Partner sein.«
    Boone stand auf.
    »Vielleicht«, sagte er grimmig, »vielleicht gewöhne ich mich noch an Sie, im Augenblick möchte ich Ihnen am liebsten den Hals umdrehen.«
    »Ich verlange nicht, daß Sie mich lieben«, entgegnete Timothy freundlich. »Hauptsache, Sie stehlen und zahlen fleißig.«
    7.
    »Haben Sie den Fall gelöst?« fragte Armstrong, als Timothy ihn anrief. »Sie haben ihn gelöst, ich sehe es Ihnen an!«
    »Langsam, langsam, Mister Armstrong«, stoppte Timothy dessen Redefluß. »Ich habe eine Idee, eine Ahnung, nicht mehr, und -
    »Das genügt«, unterbrach Armstrong ihn begeistert. »Nicht wahr, das genügt?«
    – und ich habe ein Problem«, beendete Timothy seinen Satz.
    »Ein Problem, mit dem Timothy Truckle nicht fertig wird? Gibt es das?«
    Er hat den Instinkt eines Stichlings, der seine Brut verteidigt, dachte Timothy. Er ahnt, daß ich ihm ans Geld will. »Das Problem«, sagte er, »mit dem ich nicht allein fertig werden kann, ist meine Gutmütigkeit. Und meine Gesundheit.«
    Armstrong blickte verblüfft.
    »Auf der einen Seite habe ich in meiner Gutmütigkeit auf ein Honorar verzichtet –«
    »Gutmütigkeit?« Armstrong lachte auf. »Sagten Sie Gutmütigkeit? Sie wollten alle Prämien, aber dabei nicht Ihre Lizenz riskieren, und das hätten Sie, wenn Sie mehr als einen und in ihren Interessen widersprechende Klienten vertreten.« Timothy hob die Hände, um seine Hilflosigkeit anzudeuten. »Ich sagte Gutmütigkeit, und ich meine es so. Ich brachte es nicht über das Herz, auch nur einen von Ihnen zurückzustoßen, und Sie werden zugeben, daß Sie noch nie so billig bedient wurden wie dieses Mal, das heißt, wenn ich den Fall kläre.«
    »Da will ich erst mal Ihre Spesenabrechnung sehen«, knurrte Armstrong.
    »Jetzt«, sagte Timothy, »stehe ich vor dem Problem, daß ich plötzlich Geld brauche. Der Gedanke, eine so gute Chance, viel Geld zu verdienen, vertan zu haben, macht mich ganz krank.«
    »Ja, das kann ein arges Problem sein«, bestätigte Armstrong. Seine Stimme troff von Mitgefühl.
    »Es macht mich so krank«, sagte Timothy, »daß ich mich zu schwach fühle, auch nur ein Viertelstündchen zu arbeiten.«
    »Wollen Sie durch die Hintertür doch noch Honorar fordern?«
    »Was denken Sie von mir! Mein Wort gilt. Immer. Obwohl ich finde, daß der LIFELONG die Lösung dieses Falles, zumal mit dieser Diskretion, mehr als nur die Spesen und ein Platz bei CHALLENGERS wert sein sollte.«
    Armstrong war völlig damit beschäftigt, etwas in seinem Schreibtisch zu suchen.
    »Ich will das Geld nicht für mich«, fuhr Timothy fort. »Diese schwere Krankheit hat mich daran erinnert, wie schnell und überraschend ein Leben beendet sein kann. Ich möchte, bevor es zu spät ist, noch einigen Bedürftigen in meinem Umkreis helfen. Leider übersteigen die Erfordernisse meine Möglichkeiten.«
    Wenn Armstrong einen Brieföffner gesucht hatte, dann hatte er ihn jetzt gefunden. Es war ein ausnehmend scheußliches Stück. »Sie haben doch so viele einflußreiche und wohlhabende Bekannte«, sagte er, »Freunde und Gönner, ehemalige und potentielle Klienten, warum bitten Sie die nicht, Ihnen zu helfen? Warum gründen Sie nicht einen Hilfsfonds?«
    »Die Idee ist nicht schlecht«, lobte Timothy. »Wirklich, sie könnte von mir sein.«
    Armstrong lächelte bescheiden.
    »Wieviel, glauben Sie, würde die LIFELONG wohl dem Timothy-Truckle-Fonds spenden?«
    »Die LIFELONG?« Armstrong tat so entsetzt, als habe man ihm zugemutet, zu Fuß durch die Stadt zu gehen.
    Timothy überhörte es.
    »Leider«, sagte er mit leiser, matter Stimme, »leider fühle ich mich zu schwach. Es war ein Fehler, mich über die Anordnung der Ärzte hinwegzusetzen und mich mit dem Dayton-Fall zu befassen, obwohl ich sterbenskrank bin. Nun, zum Glück habe ich keinen Klienten, dem ich verpflichtet bin.«
    »So kommen Sie mir nicht ’raus!« brüllte Armstrong. »Daraus wird nichts, Mister Truckle! Ich verlange, daß Sie den Fall so schnell wie nur möglich klären. Wir haben keine Stunde zu verlieren. Es tauchen schon die ersten Gerüchte auf.«
    »Sie sehen doch, ich bin krank.

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