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Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater

Titel: Wer stirbt Palmen ... 1: Der Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihren Mann Yul umbrachte. Ich wurde in Marsch gesetzt, um sie nach Papeete zu bringen. Und da muß auf dem Rückflug dieser Mistorkan kommen! Wo sind wir denn hier?«
    »Auf Viktoria-Eiland, Shirley.«
    »Nie gehört. Verflucht einsam hier, was? Unbewohnt?«
    »Nein. Es wohnen drei Menschen auf der Insel.«
    »Machen Sie keinen Blödsinn! Wie heißen Sie?«
    »Bäcker. Werner Bäcker.«
    »Drei Menschen? Wir also? Man wird uns suchen und finden.«
    »Seit fast vier Monaten habe ich nichts von der übrigen Welt gesehen. Auch wenn man Teile des Flugzeugwracks findet, wird man Sie abschreiben, Shirley. Wer hier ins Meer fällt, ertrinkt, oder die Haie fressen ihn. Auf jeden Fall hat er aufgehört zu existieren. Da lohnt sich keine Suche.«
    »Vielleicht haben Sie recht. Aber wir sind zu dritt, das ist viel wert. Was meinen Sie, Bäcker?«
    »Eine seltsame, aber typische Mischung von Mensch, ein getreues Spiegelbild unserer Welt: ein Zerschlagener, eine Mörderin und ein Polizist. Wir könnten damit einen eigenen Staat gründen.«
    »Sie haben einen verdammt unter die Haut kriechenden Humor, Bäcker. Ich will hier nicht mit Ihnen Robinson spielen – ich muß Anne Perkins nach Papeete bringen. Man wird ihr einen fairen Prozeß machen, aber der Ausgang ist klar.«
    »Lebenslänglich, nicht wahr?«
    »Oder die Todesstrafe. Für einen Mord aus Liebe oder Eifersucht hat ein französischer Richter immer ein weiches Herz, aber Anne hat ihren Mann aus Habgier umgebracht.«
    »Das weiß man genau?«
    »Die Indizien sind lückenlos. Was ist eigentlich los mit Ihnen, Bäcker?« Shirley trat einen Schritt zur Seite, von Bäcker weg. »Sie fragen wie ein Verteidiger im Kreuzverhör. Verdammt, ich wußte es, als ich aufwachte und das Weib war weg und bei Ihnen im trauten Heim: Es hat Sie umgehauen, als Sie Anne sahen. Was für eine Frau! Sie sieht unschuldig aus wie ein Engel von Botticelli. Aber dieser Engel hat seinem Mann den Hals durchgeschnitten, mit einem Malaiendolch. Dazu gehören Nerven, mein Lieber.«
    Shirley hatte das Sprechen doch sehr angestrengt. Er legte sich in den Schatten unter die Palmen, breitete den Hemdlappen wieder über sein Gesicht, schob die Arme unter seinen Kopf und schien bequem zu liegen.
    »Sie haben nicht zufällig einen Malaiendolch in Ihrem Gepäck?« fragte er sarkastisch.
    »Nein. Ein Beil.«
    »Das genügt auch. Wir sollten uns absprechen, Bäcker. Wenn der eine schläft, sollte der andere Wache halten. Die bringt es fertig und hackt uns beiden den Kopf ab. Auf Schutzengel ist nicht immer Verlaß.«
    Er rückte sich zurecht, legte die Hände über den Bauch, atmete tiefer, und es schien, als sei er sofort eingeschlafen. Bäcker stand auf, ging zu dem glimmenden Feuer, holte einen Fisch aus der heißen Asche und aß ihn mit großer Nachdenklichkeit. Der Albatros stand vor ihm. Er hatte sich wieder beruhigt; in seinen Federn glänzte die Sonne.
    »Hast du das gehört, Vogel?« fragte Bäcker leise. »Ein Polizist und eine Mörderin. So kommt die Zivilisation nach Viktoria-Eiland. Paß gut auf, du lernst – ein Glücksfall ist das nicht! – die Entwicklung einer normalen Welt kennen. Mit der Ruhe wird es jetzt vorbei sein, das kann ich dir versprechen. Du wirst die seltsamsten Lebewesen dieser Erde aus nächster Nähe beobachten können: die Menschen. Wetten, daß du froh sein wirst, ein Vogel zu sein?«
    Er wusch sich die Hände mit Regenwasser und Sand, hinkte in seine Bambushütte, holte eine leichte Decke und ging zu Anne Perkins. Sie lag noch immer mit geschlossenen Augen im Sand. Die Sonne hatte ihr Kleid getrocknet, die Formen ihres Körpers verwischten sich wieder, aber Schenkel, Bauch und Brüste waren deutlich unter dem dünnen Stoff zu unterscheiden.
    Sie lag ganz still, als Bäcker die Decke über sie breitete, aber sie schlief nicht. Er sah es sofort … ihre Lippen und die Lider zuckten.
    »Sie sind durchgeweicht, Anne«, sagte er. »Die Sonne dörrt Sie aus. Sie ist nicht Ihr Freund, sie ist Ihr Feind. Alles hier ist Ihr Feind, nur der Regen nicht. Von ihm werden wir leben, von ihm allein! Sie sollten sich mit dem Regenwasser abspülen, Anne. Die Salzkruste auf Ihrem Körper wird Ihnen sonst schwer zu schaffen machen. Es wird heiß unter der Decke werden, aber das ist besser, als so direkt in der Sonne zu braten. Wollen Sie nicht in meine Hütte kommen?«
    Er wartete auf ihre Antwort. Es dauerte lange, aber dann schüttelte sie den Kopf und sagte: »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Sie

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