Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
Vom Netzwerk:
besonders tragisch
     ist es, wenn Männer dabei etwas anderem zum Opfer fallen als den
     Kugeln des Feindes.
    Ich hatte das Gefühl,
     Ihnen schreiben zu müssen; ich glaube, daß ich Ihrem Jungen
     sehr nahe stand, und meine Sie beinahe zu kennen. Wenn ich diesen Krieg
     überlebe, darf ich vielleicht hoffen, Sie eines Tages aufzusuchen,
     denn die Pläne für meine Berufsausbildung führen mich
     vielleicht in Ihre Stadt.
    Mit herzlichen Grüßen
     Leander Crystal Es ging zu wie am Tag der offenen Tür. Am Mittag rief
     Dr. Harry an.
    »Schöner Stapel
     Mist, den du mir da aufgehalst hast«, eröffnete er. »Also,
     du kannst nicht erwarten, daß ich daraus viel mehr mache, als ich
     getan habe. Ich weiß nicht, was zum Teufel du vorhast, aber ich
     hoffe, du weißt, was du tust, wenn du dich so offensichtlich
     irgendwo hineinstiehlst. Wenn du das bei mir gemacht hättest, würde
     ich dich bei passender Gelegenheit mal sterilisieren.«
    »Wie geht's Evvie?«
    »Und eins will ich dir
     auch sagen, diese Aufzeichnungen, die du geklaut hast, gehören zu den
     sorgfältigst geführten und verständlichst geschriebenen
     Krankenakten, die ich je gesehen habe. Sehr übersichtlich. Nur ein
     Rindvieh konnte nicht in der Lage sein, das herauszufinden, worauf es dir
     ankam.« Dann eine Pause. »Evvie geht's gut. Wie steht's denn
     bei dir? Sie sagt, du seiest gestern abend etwas gereizt gewesen.«
    An Harry muß man sich
     erst gewöhnen. Seine Stimmung wird manchmal von Grausamkeit und
     Sarkasmus beherrscht, aber eigentlich ist er sanft und zart besaitet. Außerdem
     hat er Plattfüße und muß Spezialschuhe tragen. Ich habe
     eine Theorie entwickelt, die das mit seinem Mundwerk in Zusammenhang
     bringt.
    Ohne noch viel Gewese darum
     zu machen, rückte er mit folgenden Informationen heraus, die er für
     mich aus den Krankenakten herausgesucht hatte: Nummer eins. Gestorben an
     Lungenentzündung 1937.   
    Blutgruppe A. (Irene Olian
     Graham.) Nummer zwei. Herzinfarkt 1945, Schlaganfälle 1952 und 1954,
     Gestorben an einem Herzinfarkt 1955. Blutgruppe 0.
    Aus irgendeinem Grund wird
     kein Totenschein erwähnt.
    Entweder ein Versehen, oder
     der Arzt, der die Unterlagen geführt hat, hat den Totenschein nicht
     selbst ausgestellt.        
    Totenscheine werden im
     Gesundheitsamt archiviert, falls das für dich wichtig sein sollte.
     (Estes Graham.) Nummer drei, vier und fünf in der Reihenfolge ihrer
     Geburt.
    Nichts Bemerkenswertes.
     Blutgruppen A, A und 0. (Die Brüder.) Nummer sechs. Große
     Vielfalt von Beschwerden im Laufe der Jahre, aber kaum wirkliche
     Erkrankungen. Wahrscheinlich hypochondrisch (anscheinend seit dem Jahr
     nach dem Tod von Nummer eins). Hat alle Symptome der ›populärsten‹
     Krankheiten durchlaufen. Das heißt, derjenigen, die zur betreffenden
     Zeit durch Veröffentlichungen gut bekannt waren, z. B. Tuberkulose,
     Lungenentzündung, Herzbeschwerden.
    Macht sich zweifellos, falls
     noch nicht verstorben, zur Zeit Sorgen wegen Krebs. Letzte Terminabsprache
     erfolgte zur Untersuchung vermuteter Sterilität, aber die Tests
     wurden nicht mehr durchgeführt, und sie scheint seit August 1953
     diesen Arzt nicht mehr frequentiert zu haben. Das ist eigentlich
     erstaunlich, es sei denn, sie wäre fortgezogen, denn in dem Arzt
     hatte sie eindeutig den richtigen für sich gefunden. Blutgruppe o.
     (Fleur Olian Graham.) Nummer sieben. Kaum Informationen, keine bedeutende
     Konsultation, Erkältungen, Routineuntersuchungen und dergleichen. Hat
     die Behandlung bei diesem Arzt gleichzeitig mit Nummer sechs beendet.
     Blutgruppe B. (Leander Crystal.) Nummer acht. Dies ist die vollständige
     und bis in die Gegenwart reichende Krankenakte des Patienten vom Alter von
     zweieinhalb Wochen an. Beginn 17. November 1954, letzte Eintragung ungefähr
     vier Wochen alt. Nichts Ungewöhnliches.
    Blutgruppe A. (Eloise Graham
     Crystal.) »Nun, das war's. Hast du alles?« Das hatte ich, in
     Form einer längeren Kritzelei. »Ich weiß nicht, was ein
     Trottel wie du mit diesem Zeug anfangen soll. Also, raus mit der Sprache,
     erzähl mir mehr.«
    »Na, frag schon.«
    »Welche Beziehung
     besteht zwischen diesen rätselhaften, nummerierten Leichen?«
    »In Reihenfolge der
     Nummern Mutter, Vater, drei Söhne, Tochter, Ehemann der Tochter, Kind
     der Tochter und ihres Mannes.«
    »Ein adoptiertes Kind?«
    »Nein.«
    »Dann weiß ich
     jetzt wenigstens, warum du nach den Blutgruppen fragtest.«
    »Laß

Weitere Kostenlose Bücher