Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
Vom Netzwerk:
hören.«
    »Ich würd's dir ja
     erklären, aber du bist zu dämlich. Ganz offensichtlich, weil
     Nummer sechs und Nummer sieben nicht die Eltern von Nummer acht sein können.
     Aber um Himmels willen, Al, ist es nicht ein bißchen spät, wenn
     sie jetzt die Vaterschaftsfrage aufwerfen?«
    »Das denke ich schon.«
    Dann sagte er ruhig: »Du
     weißt, daß es bei deinen Leuten um viel Geld geht?«
    »Woran siehst du das?«
    Etwas flotter: »An all
     den Arztbesuchen. Wir arbeiten ja nicht umsonst, weißt du. Und wenn
     wir schon davon reden, daß wir nicht umsonst arbeiten…«
    Wir einigten uns auf einen
     Zuschuß, der etwas geringer ausfiel als die tausend Dollar, die er
     vorschlug.
    Wir vereinbarten außerdem,
     daß ich mich noch einmal nüchtern bei ihm melden und ihm alles
     erklären wollte, wenn die ganze Sache vorbei war.
    Da hatte ich es also. Die
     Blutuntersuchungen waren bestätigt.
    Die vorgebliche Elternschaft
     war widerlegt. Eine reiche Ernte unter diesen Umständen. Genug, um
     mich mit Hochstimmung zu erfüllen. Ich hatte im besten Fall eine
     echte Klientin und einen echten Auftrag.
    Meine Gedanken schweiften zurück
     zu den Briefen. Aus ihnen hatte ich etwas über Leander Crystal
     erfahren, den Mann, der nicht der Vater war. Ich hatte gleichzeitig die
     Antwort darauf erhalten, warum der Soldat aus Ames, Iowa, in Indianapolis
     aufgetaucht war, und gleichzeitig doch wieder keine Antwort. ›Ausbildungspläne‹.
     Machte der Mann während des Krieges Pläne für seine
     Berufsausbildung, die so detailliert waren, daß er wußte, in
     welche Stadt er schließlich gehen würde? Und warum
     Indianapolis? Wegen des Wetters? Um Basketball zu spielen? Oder vielleicht
     wegen irgendwelcher Verwandten, von denen ich bis jetzt nichts wußte?
     Warum erweist sich immer das, was man wirklich wissen wollte und dann
     herausgefunden hat, als nicht mehr so interessant? Wer leicht in
     Hochstimmung gerät, muß auch auf jähen Sturz gefaßt
     sein. Was zum Teufel wußte ich überhaupt? Nichts, ich hatte
     keine einzige Spur, die auf den echten Vater deutete.
    Eine gab es allerdings, natürlich.
     Fleur Crystal. Wenn es überhaupt jemand wußte, dann sie.
     Vielleicht war jetzt die Zeit für einen kühnen Schritt gekommen,
     für einen Frontalangriff.
    Konfrontation mit Fleur.
     ›Also gut, Lady, keine dummen Sprüche. Raus damit. Das ist
     hier kein Finger in meiner Tasche, weißt du, und der Hahn ist schon
     gespannt. Spuck's aus, Schwester. Ist sowieso schon lange her, tut nicht
     mehr weh, ich will jetzt die Wahrheit, Schwester, und zwar schnell.‹
     Und wenn ich es habe, dann behalte ich es noch eine Weile für mich,
     um noch 'ne Extradröhnung aus Eloise rauszuziehen. Keine Gnade für
     keinen.
    Ich schwelgte eine Weile in
     dieser aggressiven Vorstellung, lang genug, daß mir schließlich
     mein Zimmer eindeutig zu klein für mich erschien. Die ganze Welt war
     zu klein. Ich legte mich hin und machte ein Mittagsschläfchen. Eine
     nette Angewohnheit, wenn man sie mit seiner Arbeit in Einklang bringen
     kann.
    Ich wachte auf unnatürliche
     Weise auf. Ich wurde in die Welt des Bewußtseins zurückgeschüttelt
     durch Eloise Crystal. Nicht die richtige Art aufzuwachen. Keine
     angemessene Rückkehr aus einem Land voller Gitarrenmusik und nackter
     Damen.
    »Verschlafen Sie immer
     den Nachmittag in Ihrem Sessel? Sie sind wohl älter, als ich dachte.«
    Kinder können grausam
     sein. »Kommen Sie immer nachmittags hierher? Haben Sie nichts
     Besseres zu tun? Gibt's keine Sonntagsschulen dort, wo Sie herkommen?«
     Oder Heuschober? Es war ein linder Herbstsonntag.
    Aus irgendeinem Grund dachte
     sie darüber nach. »Ich glaube, ich hoffe einfach, daß ich
     irgendwie helfen kann. Ich bin niemals zuvor der Antwort so nah gewesen,
     und ich habe niemals so aktiv daran gearbeitet, wenn Sie verstehen, was
     ich meine.« So nah. Ich würde es anders bezeichnen. Aber sie
     fuhr fort: »Und außerdem finde ich es irgendwie aufregend.«
    Keine Gnade! »Sie müssen
     eine lebhafte Phantasie haben.« So nah!
    »Das habe ich«,
     sagte sie.
    Also war ich jetzt wach. Ich
     stand auf und ging zur Spüle, um mein Gesicht abzuwaschen. Dann
     wandte ich mich wieder meiner Klientin zu, die sich in den Sessel fallen
     ließ, den ich für sie angewärmt hatte.
    Eins war klar. Die
     Tageslichtversion von Eloise war wieder da. Kein Kichern, kein Nachthemd,
     keine lockere Verabredung.
    Vielleicht hatte es ja doch
     etwas

Weitere Kostenlose Bücher