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Scherzes zu begehen. Ist dir das eigentlich klar?«
»Ooops. Du hast recht! Vielleicht sollten wir das einfach verschieben.«
»Nix da. Man muss die Feste feiern wie sie fallen. Wir regeln das anders. Diesmal stellen wir zusammen irgendeinen Mist an. Komm – auf mit dir!« Jan steht auf. Leicht wankend zeigt er mir, dass sein Promillepegel über Normalnull liegt. »Komm, Alter. Sei keine Flasche!«
»Was ist das denn? Dieser Tag des schlechten Witzes?«
»Mensch, Chris. Scherz! Da habe ich dir doch schon hundertmal von erzählt!«
»Ich kann mich nicht entsinnen.«
Ich berichte Chris also zum hundert und einten Male von unserem speziellen Tag.
»Ja. Geile Sache das. Also ich bin dabei, wenn ihr was unternehmen wollt!«, sagt er schließlich.
Mist. Zwei Angetrunkene auf dem Sofa und ich habe noch gar nichts intus. Ein plausibles Gegenargument wird so schwer zu finden sein, wie die Durchführung des Vorhabens, einem Eskimo einen Kühlschrank aufzuschwatzen.
Ich kapituliere entnervt: »Okay. Was wollt ihr machen?«
»Unten auf der Straße habe ich ne Baustelle gesehen. Lasst uns die Warnlampen klauen! Kommt. Das macht Spaß.«
An dieser Stelle merke ich, dass Alkohol die Hemmschwelle herabsetzt. Jans Einfall ist zwar genial originell, aber mit meinem nüchternen Gewissen nicht in Einklang zu bringen. Es hilft nichts – schnell zähle ich die leeren Bierflaschen auf meinem Couchtisch: vierzehn Stück. Meine Freunde werden schwer aufzuhalten sein. So gehe ich schließlich mit den angehenden Alkoholleichen hinab auf die Straße. Da wir es nicht weit haben, gehe ich barfuß auf meinen Badelatschen.
Irgendwie kälter als ich dachte, kommt mir in den Sinn. Die frische Luft mit ihrem hohen Sauerstoffgehalt lässt leider auch den Alkohol in Chris Kopf noch schneller wirken.
»Geil … her damit! I-I-ch brauche noch ne Lichtorgel für meinen Partykeller!«, lallt er.
Heilige Mutter Gottes. Jetzt erst wird es mir bewusst. Meine beiden Kumpels sind nicht nur leicht angetrunken: Sie sind so voll wie zwei Alkoholiker, die als Nachtwächter in einer Brauerei arbeiten. Übrigens hat Chris gar keinen Partykeller!
Auch Jan hat ein unnützes Accessoire entdeckt. Wie ein Opossum hat er sich an das blaue Schild der Paradiesstraße gehängt. Der Vandalismus wird die Stadt Düren bestimmt erfreuen. Schnell lässt er wieder davon ab. Und so torkeln Chris und Jan gemeinsam Richtung Baustelle. Beruhigt stelle ich fest, dass alle Bürgersteige schon hochgeklappt sind. Kein Schwein ist unterwegs. Nur eine schwarze Katze kreuzt unseren Weg. Aber wer ist schon abergläubisch?
»J-Jan. H-Hilf mir ma’. Datt Shit-Ding bewegt sich nich’.«
Chris, der leider seinen Werkzeugkasten vergessen hat, versucht mit bloßer Gewalt, eine der blinkenden Lampen von ihrem Ständer zu reißen. Ein Gelingen scheint in weiter Ferne. Aber in diesem Fall habe ich die körperlichen Fähigkeiten meiner Freunde leicht unterschätzt.
Mit einem lauten Rums gelingt es den Zweien, die Lampe von ihrem Metallrohr zu entfernen. Nun fangen Pat und Patachon an zu kichern wie zwei sechsjährige Mädchen, die entdeckt haben, dass Barbies Freund Ken nichts in seiner Hose hat.
Zwar zufrieden über ihr Werk, wollen die beiden dennoch keine Ruhe geben. Ruhte der Allmächtige nicht am siebenten Tage? Ja. Aber die beiden wollen die Genesis neu schreiben und weitere Unruhe stiften.
Mit heftigen Tritten beginnt Jan die Absperrung der Baustelle zu malträtieren. Chris hilft ihm, jedoch mit weitaus weniger Treffsicherheit.
Er fällt in die Baugrube.
»Chr-Chris. Alles klar?«, fragt Herr Besoffski Numero Eins.
»Hahahaha. Jo. B-Bin weich gefallen. Ziemlich viel Schlamm hier unten!«
Jan springt geistesgegenwärtig und hilfsbereit hinterher. Ich weiß ja nicht, ob die zwei Fans vom Schlamm-Catchen sind, aber als ich herbeieile, tragen die beiden einen kleinen Fight aus. Ein guter Schlamm-Ringkampf zwischen Frauen entspricht übrigens der Sexfantasie vieler Heteromänner. Ich zähle mich wegen meines Putzfimmels übrigens nicht zu dieser Sorte Mann. Also zu den Heteromännern schon, aber wegen des Schlamms: Der Schmutz ist doch widerlich und dringt in jede Ritze.
Meine Freunde bekommen sich nicht mehr ein. Die Lautstärke nimmt immer mehr zu. Im Haus, das der Baustelle am nächsten ist, gehen auf einmal Lichter an. Fenster öffnen sich.
»RUHE DA UNTEN! ODER ICH RUFE DIE POLIZEI«, schreit ein gut gekleideter Mann im ärmellosen Feinrippoberteil.
»Jetzt hört
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