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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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anwesend und hält Beates und Maltes schauspielerische Leistungen – obwohl gespielt ist das nicht – auf Video fest.
    Ich habe nicht genau mitgezählt, aber circa zwanzig Mal rein und raus bekomme ich mit und stelle fest, dass ich von diesem Tisch niemals mehr essen könnte.
    »Mama, Mama! Papa?«
    Das war aber nun nicht Ödipussy Malte! Du meine Güte. Kurt ist erwacht. Ich drehe mich langsam um. Nur einen Meter steht er hinter mir und hat die ganze Position – gerade ist es die 69 – im Blick. Wie in Zeitlupe packe ich mir den Jungen und halte ihm die Augen zu. Ich schleife ihn in mein Schlafzimmer und schließe die Glastür zum Balkon.
    Die Hand noch immer schützend vor das Gesicht des Jungen haltend flüchte ich wie ein gescheuchtes Tier in eine Ecke.
    Was ist das eigentlich für ein seltsamer roter Ausschlag im Nacken des Kleinen? Muss wohl von dem Schock stammen.
    »Kurt, sei ein lieber Junge. Ich muss überlegen!«
    Was gibt es da überhaupt zu überlegen? Der Junge wird wahrscheinlich ein schweres Trauma erleiden und nie im Leben Freude an der körperlichen Liebe empfinden können, weil er die ménage à trois seiner Eltern sehen musste.
    Schrecklich.
    Muss ich mir dafür einen Vorwurf machen? Ist es denn meine Schuld, dass die Jerrickes ihre Filmproduzententätigkeit nicht im Schlafzimmer ausüben wie die meisten anderen XXX-Amateure der einschlägigen Videoportale.
    »Mama, Papa … Onkel Malte!«, kommt es jedoch – eigentlich recht vergnügt – aus Kurt heraus.
    »Du kennst den Onkel Malte?«
    »Onkel Malte jede Woche kommt.«
    Also er kommt einmal die Woche. So soll er bei Lea doch selten gekommen sein. Aha. Also auch noch ein wiederkehrender Event, dieser tolle Buchklub. Was für Verhältnisse sind das denn?
    » Ähem  … machen die drei denn immer … so was wie eben, Kurtchen?«
    »Immer machen!«
    Sprachlosigkeit folgt meiner Bestürzung. Nicht wegen Kurts schlechter Grammatik, sondern wegen des Hobbys seiner Eltern. Ob man das Jugendamt anrufen sollte oder doch besser das BKA? Immerhin konnte ich vorhin erkennen, dass Frau Jerricke einige Dildos neben sich liegen hatte, die sicherlich nicht ohne Waffenschein zu bekommen sind.
    »Papa und Mama mich auch soooo lieb haben?«, kommt es aus Kurt heraus.
    Ist es denn die Possibility? Man muss dem Jungen den Teufel austreiben! Apropos. Der eben entdeckte Ausschlag ist auch auf seinem Gesicht zu erkennen. Seltsam: Wie Luzifer hat er jetzt zwei riesige Beulen auf der Stirn, die ihn – wie eben den obersten Herrn der Hölle – gehörnt aussehen lassen. Aber zurück zum Aufklärungsunterricht.
    »Ne. Also Kurt. So lieb haben kann der Papa nur die Mama. Ja, weißt du. Also mit dir geht das nicht. Geht nur mit Mann und Frau. Es gibt da einige Kompatibilitätsprobleme  – von den ethischen Problemen ganz zu schweigen!«, erkläre ich dem ahnungslosen Kind. »Siehst du das denn jedes Mal, wenn Onkel Malte, Mama und Papa Krach machen?«
    »Zum ersten Mal gesehen. Nur bei Herrn Krug gehört sonst.«
    Ich bin ein wenig beruhigter.
    Also haben die Jerrickes einen kleinen Restanstand behalten und ihren Sohn jedes Mal zu meinem Vermieter in Obhut gegeben.
    In den Flur gehend wähle ich mit meinem Telefon die Nummer von Herrn Krug, der im obersten Stock wohnt. Aus den Augenwinkeln beobachte ich den Kleinen, dem ich zur Ablenkung wieder das Laserschwert gegeben habe. Mit der runden Kunststoffklinge beginnt er, sich überall am Körper zu kratzen.
    »Ja. Guten Tag, Herr Krug. Stolle hier. Ich hoffe ich störe Sie nicht. Sagen Sie, haben Sie öfters solche lauten Klopfgeräusche im Haus? Ich habe den kleinen Kurt Jerricke hier bei mir, weil die Eltern ihren wöchentlichen Bums … ähhh  … Buchklub haben. Wissen Sie Genaueres?«, heuchle ich.
    »Ah. Sie haben jetzt den kleinen Wonneproppen? Ein süßer kleiner Bengel, nicht wahr? Sonst habe ich ihn immer einmal die Woche. Geben Sie ihm bloß keine Schokolade mit Nüssen! Darauf reagiert er nämlich allergisch. Aber, um Ihre Frage zu beantworten, das Klopfen kommt von den Eltern des Kleinen. Laut Frau Jerricke wird beim Lesen der Gedichte usw. eine Bongotrommel gespielt. Neumodischer Hippie- oder New-Age-Kram, nicht wahr? Hahaha. Oh. Entschuldigung, da geht das Telefon auf der anderen Leitung. Machen Sie es gut, Herr Stolle!«, bekomme ich als Antwort.
    Eine Nussallergie? Panisch renne ich ins Schlafzimmer zurück. Dort liegt Kurt nun auf dem Boden, hustet stark und kratzt sich mit dem

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