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Laserschwert sogar an der Stelle, wo die Sonne niemals hinscheinen wird. Eins steht fest: Von diesem Sammlerstück werde ich mich jetzt trennen.
»Kurt. Was machst du denn da? Du bist aber rot? Zu lange in der Sonne gelegen, oder was?«, ich lache irre. Was erzähle ich dem Jungen da? Soll ich ihm eine Lüge verkaufen? Ich greife mir Jerricke Jr. und renne aus der Wohnung. Im Treppenhaus kommt mir ein verschwitzter Malte entgegen.
»Andy? Hallo! Du hier. Ja – wie geht’s denn Lea so?«
Ich kann nicht anders: Meine rechte Faust landet genau auf seiner Nase.
Blutend guckt er mich an: »Was sollte das denn?«
Was für ein Weichei, er heult.
»Frag nicht, Ödipus! Hau ab!«
Die Situation verlangt einen klaren Kopf, aber Kurts allergischer Schock lässt mich irrationale Dinge tun. Malte stürzt die Treppe hinunter. Ich klopfe an der Tür der Jerrickes. Der Herr des Hauses öffnet mir mit seiner Videokamera in der Hand.
»Was haben Sie mit meinem Jungen gemacht?«, fragt er mich ziemlich böse.
»Er hat meine Nüsse gegessen. Blödsinn. Er hat Maltes Nüsse gesehen. Verdammt noch eins. Ich habe ihm ein Brot mit Nuss-Nugat-Creme gemacht«, kontere ich unbeholfen.
»Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Wie können Sie nur! Buddha sei Dank. Wir haben ein Antihistamin hier.«
Ich verliere abermals die Fassung. Den Jungen absetzend und laut fluchend schmeiße ich dem Vater das verhunzte Laserschwert an den Schädel.
Ich gehe meines Weges mit den Worten: »Sowas lasse ich mir doch nicht bieten! Sie mit ihrem ominösen Buchklub ! Swingerklub wäre das passendere Wort! Und überhaupt: Ich konnte ja nicht ahnen, dass Ihr Sohn Allergiker ist. Lecken Sie mich …«
Dem habe ich es aber gegeben. Wahnsinn, das müssen ohne Ende diese – sogenannten – Aggressionen gewesen sein.
Das Erlebte lässt mich erahnen, was Aische und Mustafa mit mir durchgemacht haben. Das erste Ärgernis in meiner neuen Heimat. Aber man kann sicherlich nicht erwarten, dass alles eitler Sonnenschein bleibt. Es gibt immer eine Kehrseite der Medaille.
Kinder(ver)hüten ist anstrengend – dies ist mir nun klar.
Wie gut, dass ich nicht Erzieher geworden bin. Der Stress wäre ja kaum zum Aushalten. Diese Leute müssen Nerven wie Drahtseile haben.
Ich versuche es ersatzweise erneut mit Lyrik.
Lea, Eva
Ein Regentropfen wäscht die gesamte Erde.
Und die Dessous von Beate:
Das spart Wasser!
Zwanzigstes Kapitel
Entweihungsfete
Utz utz utz utz utz.
Welcher Blödian hat denn wieder die Musik verstellt? Bitte keine dämliche Technomucke mit mehr als hundertfünfzig Beats per Minute . Nicht zu ertragen der Kram! Mein Wodka-Martini-Glas auf der Fensterbank abstellend stürme ich zu meiner Stereoanlage. Welcher Scherzkeks kann denn hier den verhinderten DJ gemimt haben?
Moment, wer ist das da an meinem Laptop? Die sieht aber ganz schön geil aus. Und auch diese laszive Art der Bewegungen. Mal eben die Brille aufsetzen und genauer hingucken.
Um Gottes Willen: Die schaut ja im Gesicht aus wie ein Kerl – Verwirrspiel der Geschlechter. Hat diese metrosexuelle Strömung jetzt auch schon bei den Frauen Einzug gehalten? Vielleicht sollte auch ich es im Gegenzug mit dem Rasieren meiner Beine versuchen. Ich werde ihn … sie in Ruhe lassen. Sie animiert zumindest den Rest zum Tanzen. Ehe man etwas Falsches macht, warte ich ab, wessen Begleiterin diese burschikose Dame überhaupt ist. Nachher Lea fragen. Sie weiß immer über alles und jeden Bescheid. Das hat man davon, wenn man dumm genug ist und eine Einweihungsfete für seine neue Wohnung schmeißt. Vierzig Leute rennen durch die Bude, machen Lärm und vergessen ständig, auf Toilette die Spülung zu betätigen. Ganz zu schweigen vom fiesen Dreck.
Von den Anwesenden kenne ich nur die Hälfte überhaupt mit Namen. Der unbekannte Rest könnte ebenso aus Einbrechern oder anderem garstigen Volk bestehen.
»Hi, Martin! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
Jemand schüttelt mir die Hand und geht weiter. Definitiv gehört er zu meinen ungewollt neuen Freunden des Abends – ärgerlich so was.
Ein kleines Übel verglichen mit der großen Chance, Lea näherzukommen. Insbesondere, weil die Kleine bei ihrer Verabschiedung von mir eine CD in die Hand gedrückt bekommen wird.
Quasi eine Andy S. Special Edition . Auf diese Weise habe ich mich im letzten Schluss dazu durchgerungen, bei Lea die längst fällige Initiative zu ergreifen.
Angefüllt mit den klassischsten
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