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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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sieht ihr ähnlich«, knurrte Sandra in verächtlichem Ton. Den fragenden Blick von Wondrak beantwortete sie mit: »Es hat ihr immer schon Spaß gemacht, fremde Männer aufzugeilen und mit ihnen zu machen, was sie wollte. Und das ist ihr nun zum Verhängnis geworden?«
    »Wir wissen noch nicht genau, wer es war. Wir wissen nur, dass sie beim Ausliefern von Paketen entführt wurde. Und durch Sie weiß ich nun, dass sie in noch größerer Gefahr schwebt. Wissen Sie auch warum? Sollten Sie schon gelernt haben.«
    Ungerührt antwortete sie: »Wer sich wehrt, ist schneller tot.«
    »Genau so ist es. Wenn Ihre Mutter mit dem Entführer so umspringt wie mit Ihrem Vater, dann suchen wir jetzt nach einer Leiche. Aber vielleicht hat sie sich ja ein wenig geändert in den letzten acht Jahren!«
    »Menschen ändern sich nicht. Menschen sind, wie sie sind. Wie gehen Sie jetzt weiter vor?«
    »Auf der Lieferroute habe ich vier Hauptverdächtige, die werde ich gleich vernehmen.«
    »Ich komme mit, ich hab’ Zeit.«
    »Sorry, würde ich gern, darf ich aber nicht.«
    »Herr Kommissar, jetzt lassen Sie doch mal den Amtsschimmel im Stall. Ich sehe meiner Mutter zum Verwechseln ähnlich, haben Sie selbst gesagt. Das ist der einzige Trumpf, den Sie spielen können. Oder haben Sie Ihre Espressomaschine dabei?«
    Wondrak musste zugeben, dass sie in der Sache hundertprozentig recht hatte, obwohl ihm ihr Ton überhaupt nicht gefiel. Das anziehende Äußere von Sandra Inninger stand in herbem Kontrast zu ihrer schroffen Art.

     
    Wondrak rief im Kommissariat an, Dillinger oder Dollinger war dran, er konnte die beiden nie auseinander halten: »Kein Wunder, dass wir nichts über Clara Braunstätter herausgefunden hatten. Es gibt sie offenbar gar nicht. Ihr Mädchenname war Dobler, verheiratete Inninger. Klärt mir das doch bitte mal auf, Buam!«
    Statt eines › Machen wir, Chef! ‹ hörte er: »Sag nicht immer Buam zu uns.«
    »Auch gut«, sagte Wondrak zu sich, und zu Sandra: »Gehen wir!«

28. Interviews, Interviews, Interviews

     
    »Der ›Spiegel‹ hat gerade angerufen! Die wollen eine Story über Résistance bringen«, stürmte der alte Schneidervater ins Zimmer von Timo und Ben, seinem neuen Textpartner. Timo durfte sich nun AD nennen, Art-Director. Drei Jahre Erfahrung als Praktikant reichten dafür locker. Und als AD bekam man auch ein eigenes Zimmer, doch Timo wollte nicht allein sitzen, also klopfte er bei Schneidervater an, ob sie nicht noch einen guten Texter einstellen könnten. Schneidervater fragte: »Woher sollen wir ihn nehmen, was kostet er, wo soll er sitzen, und wer legt für ihn seine Hand ins Feuer?«
    Timo antwortete: »Ich kenne ihn von Suttner & Suttner, er ist dort immer noch in der Probezeit, er kostet 2.500 Euro, sitzt bei mir und ich lege die Hand für ihn ins Feuer.«
    Noch am selben Abend setzten sich die beiden zusammen, um die Kündigung zu formulieren. Als Vorlage diente das Schreiben, mit dem damals Timo gefeuert wurde.

     
    Lieber Timo,
    leider erlaubt es die Profit-Situation der Agentur im Moment nicht, Dich als Junior-AD zu übernehmen. Um Deiner weiteren kreativen Entwicklung nicht im Wege zu stehen, müssen wir das Arbeitsverhältnis zum 31. Juli 2008 leider auflösen. Alles Gute, wir hoffen, dass wir dich eines Tages wieder zurückbekommen.
    Dein Bernd

     
    Die beiden kringelten sich vor Vergnügen, als der neue Brief vor ihnen lag:

     
    Lieber Bernd,
    leider erlaubt es meine persönliche Profit-Situation im Moment nicht, weiter zu einem Praktikantenhungerlohn für euch zu arbeiten. Um meiner weiteren kreativen Entwicklung nicht im Wege zu stehen, muss ich leider sofort kündigen. Alles Gute, ich hoffe nicht, dass ihr mich eines Tages wieder zurückbekommt.
    Dein Ben

     
    Als zweite Amtshandlung hatte Timo Chantal einen festen Anstellungsvertrag gegeben und sie zu seiner Juniorin gemacht. Chantal wiederum hatte einen neuen Praktikanten gefunden, der für sie arbeitete, so waren mithilfe von Résistance alle eine oder mehrere Stufen nach oben gerutscht. Außer Langer, natürlich, der sich karrieremäßig in einer stabilen Schrägabwärtsbewegung befand.
    In dieses Zimmer, das vor Sturm und Drang nur so strotzte, kam nun Schneidervater hereingestürmt.
    »Der ›Spiegel‹! Kinder, seit es diese Agentur gibt, versuche ich in die Fachpresse zu kommen. Doch das Einzige, worüber immer berichtet wird, ist unser Sommerfest. So, als wäre keine einzige Kampagne von uns erwähnenswert.«
    Timo

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