Werbevoodoo
Wondrak.«
Wondrak gab ihm seine Karte. »Und was den Olanger angeht – den tun Sie besser ned olanga, gell! Denken Sie dran: Jetzt behalten wir Sie im Auge!«
Im Rausgehen schaltete Wondrak sein Handy wieder ein. › Sie haben drei Nachrichten auf Ihrer Mailbox. ‹
Erste Nachricht: ›Andreas hier. Denkst du an unsere Pressekonferenz? Heute 17 Uhr im Café Maschine. Es kommen alle Zeitungen! Das heißt, alle drei. Bis dann!‹
Zweite Nachricht: ›Hier ist Sandra Inninger …‹ Sie machte eine Pause, in der Wondrak verzweifelt versuchte, sich an den Namen zu erinnern, um ihn einzuordnen. ›… Sie hatten ja gesagt, wenn mir noch etwas einfällt, zur Entführung von Clara Braunstätter, dann sollte ich mich bei Ihnen melden.‹ Ach, die Sandra! ›Aber das möchte ich Ihnen nicht am Telefon erzählen.‹ Wieso eigentlich nicht? ›Haben Sie heute Mittag Zeit?‹ Für eine schöne Frau? Immer!
Dritte Nachricht: ›Hier ist Marianne … Marianne Thamm. Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Charlotte geht. Und dir. Ich fand den Abend sehr schön. Hoffe, wir wiederholen das wieder einmal! Bis bald und alles Gute!‹
Das war das Schöne an Wondraks Beruf. Manchmal fraß ihn die Schreibtischroutine mit Haut und Haaren. Und manchmal bot ein einziger Tag mehr Abwechslung, als er sonst in einer Woche hatte.
Wondrak schaute auf die Uhr. Herrschaftszeiten, jetzt war es bereits elf. Und die Kurierdienst-Tour hatte er ja auch noch auf dem Plan.
Also kurz sortieren: Marianne lief ihm nicht davon, aber Sandra schon, so wankelmütig, wie die war.
»Hallo, Frau Inninger, Wondrak hier. Danke, dass Sie mich angerufen haben. Wo wollen wir uns treffen? Im Biergarten? Um halb zwölf im Brauhaus? Also gut.«
Es war zwar nicht besonders schön, direkt vor dem Biergarten zu parken, aber besonders praktisch. Und da er ohnehin ein wenig spät dran war, stellte Wondrak seinen alten Volvo Kombi direkt vor dem Biergarten ab.
Sandra Inninger saß bereits an einem Tisch an der Sonne-Schatten-Grenze unter den Kastanien.
»Hier kann man’s aushalten, gell?«
»Ich wünschte, sie wäre tot«, sagte Sandra ohne Vorwarnung.
»Wer?«, fragte Wondrak.
»Meine Mutter.« Sie machte eine kleine Kunstpause und sagte dann: »Clara Braunstätter.«
Wondrak war nicht wirklich überrascht, aber er tat so. »Daher also diese Ähnlichkeit. Sie haben sie lange nicht mehr gesehen, oder?«
»Acht Jahre.«
Das war nun für einen Mittvierziger wie Wondrak gar nicht so lange, für eine junge Frau dagegen schon.
»Wie alt waren Sie da? 13? 14?«
Die Bedienung brachte ein Radler und eine Apfelschorle, dazu einen O’batztn und zwei Brez’n. Wondrak bot Sandra an, den Aufstrich mit ihm zu teilen.
»Ich bin bei meinem Vater, seiner zweiten Frau und einer Halbschwester aufgewachsen. Meine Mutter ist gefährlich.«
»Sagt Ihr Vater.«
»Das sage auch ich. Sie ist aggressiv, und wenn sie etwas getrunken hat, prügelt sie wie ein Mann. Als ich noch klein war, hat sie nur meinen Vater geschlagen. Ab zehn hat sie auch mich verprügelt. Anfangs haben in der Schule alle geglaubt, mein Vater würde mich schlagen. Mein Religionslehrer hat dann die Wahrheit herausgefunden, mit meinem Vater gesprochen und ihm zu einer Paartherapie geraten. Aber das hat nicht funktioniert. Dann sind wir ausgezogen und mein Vater hat die Scheidung eingereicht. Ich habe nie wieder von ihr gehört.«
Sandra Inninger sprach ohne erkennbare Emotionen. Ihr glänzendes, halblanges, brünettes Haar, ihr koketter, roter Kirschmund und ihr hübsches Gesicht standen in merkwürdigem Kontrast dazu.
»Sie war einfach weg?«
»Ja, einfach weg. Ich weiß auch nicht, wo sie den Namen Braunstätter herhat, ihr Mädchenname ist eigentlich Dobler, und bei der Heirat hat sie den Familiennamen meines Vaters, also Inninger, angenommen. Als Sie in der Schule ihr Foto an die Wand projiziert haben, war ich wie gelähmt vor Angst. So groß hab’ ich sie noch nie gesehen. Furcht einflößend.«
»Dafür haben Sie aber ziemlich trocken reagiert. Sie haben kaltes Blut. Keine schlechte Idee, Kriminalistin zu werden.« Wondrak nahm einen Schluck vom Radler. »Im Moment halte ich Ihre Mutter aber weniger für gefährlich, sondern mehr für gefährdet. Wussten Sie, dass sie als Kurierfahrerin arbeitete?«
»Woher sollte ich?«, bedeutete sie ihm mit einem Kopfschütteln, während sie an der Apfelschorle nippte.
»Und nebenbei verdiente sie sich mit Telefonsex etwas dazu.«
»Das
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