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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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kein Gedanke an den anderen Mann ihn mehr quälte, und er vergaß, daß es noch andere Menschen auf der Welt gab. Sie waren beide wie in einem wilden Traum, als sie ihm beim Auskleiden half und er ihr, und ihre Gesichter entleerten sich allen Ausdrucks, als die Leidenschaft sie überwältigte und alle Gedanken aufhörten, und sie begannen, einander mit einer ungestümen Heftigkeit zu lieben. Sie umschlang ihn mit ihrem Körper, gänzlich bereit, sich ihm hinzugeben, und hob ihre Hüften vom Sofa, als er in sie eindrang, und beide vor Wonne stöhnten. Die Bewegungen waren wild, als hätten sie so lange gewartet, daß sie nicht mehr sanft sein konnten, und nach jedem Stöhnen bei seinem erneuten Eindringen flüsterte sie, den Kopf zurückgeworfen »Fester!« Und er drängte härter, während ihre Beine ihn umschlossen, ihre Sinne miteinander verschmolzen, ihre Körper gegeneinander schlugen, so daß nun kein Raum mehr blieb zu stöhnen, daß sie beide nur noch keuchen konnten in der Ekstase ihrer ersten Umarmung, die keinen Gedanken zuließ, nicht einmal die Bilder, die später kommen würden, um ihren Umarmungen zusätzliche Süße zu geben. Nur heiseres Hecheln war da und tierhafte Bewegung, als sie der vollkommenen Vereinigung entgegenjagten, zu einem Körper zu verschmelzen, zu einer Seele, zu einem Selbst, das seine Mitte suchte, jene Mitte, die in ihnen emporstieg. Und jetzt öffnete sie weit den Mund, und ihre Augen wurden leer, als sie zuckend und vibrierend ihn mit sich nahm, in den süßen Tod einzutauchen, jenen Moment der Unendlichkeit, in dem Barry Golden sich an den letzten Kern seiner zerfließenden Persönlichkeit klammerte, so daß es ihm gelang, sich nicht zu verwandeln, sondern er selbst zu bleiben, während das Tier in ihm zu seinem eigenen Höhepunkt der Leidenschaft emporgeschleudert wurde. Dies war es, woran er später mit Staunen und Verwunderung zurückdachte, mit einem Gefühl, daß er doch eine eigene Individualität besaß, etwas, das über die Macht hinausging, die er für den Ursprung seines Daseins hielt.
    Sie war wunderbar in dieser Nacht. Und das war nicht das Ende, denn sie wollte mehr, zeigte sich spielerisch und spitzbübisch, neckte ihn wegen seiner neuerlich erwachten Nervosität im Hinblick auf die Möglichkeit, daß ihr Mann hinter der Tür oder den Vorhängen oder unter dem Sofa lauern könnte. Sie schien nicht satt werden zu können, und bei jedem neuen Beginn flammte ihre Leidenschaft mit der seinen auf, bis sie sich schließlich beide völlig erschöpft fühlten. Am Ende hockte Barry in einer Trance satten Wohlbehagens auf dem Boden, den Arm über ihre nackten Hüften gelegt. Sie lag mit geschlossenen Augen da, und ihre Arme hingen an der Seite des Sofas herab. Das Wohnzimmer dampfte vor Hitze und roch durchdringend nach Sperma und Schweiß.
    »Mein Gott, Mrs. Hegel«, flüsterte Barry.
    »Mr. Golden, Sie sind wirklich ein wunderbarer Mann«, antwortete sie, ohne sich zu rühren.
    »Würdest du mit mir durchbrennen? Bis ans Ende der Welt.«
    »Versuch mal, mich abzuschütteln.«
    »Ich glaube wirklich –«, begann er, als sie sich plötzlich aufsetzte und lauschte. Sie hatte wirklich schöne Brüste, dachte er mit dem distanzierten Gesichtspunkt des Ästheten.
    »Er ist auf«, sagte sie.
    »Oh verdammt«, murmelte er.
    Ihre hastigen Bemühungen, alles wieder in Ordnung zu bringen, endeten in einem kläglichen Mißerfolg, denn nichts konnte die häßliche Couch retten. Sie war fleckig und verschmiert und roch wie Casanovas Wäschekorb. Mit fliegenden Fingern kleideten sie sich an, während sie die ganze Zeit darauf warteten, daß er hereinkommen würde, und sich fragten, wie sie ihm die besudelte Couch erklären sollten, das zerzauste Haar, die Lippenstiftspuren in Barrys Gesicht, Renees zerrissenen Kasack und unauffindbaren Strumpf. Doch er kam nicht ins Wohnzimmer. Sie hörten, wie er schlürfend und stolpernd die Treppe hinauftorkelte, und warteten bis es oben still geworden war. Dann setzten sie sich aufs Sofa, angekleidet jetzt, und sahen einander an, fast so, als sähen sie sich an diesem Abend das erste Mal.
    »Sie sehen schlimm aus, Mr. Golden«, sagte Renee.
    »Und du wärst selbst in Sackleinen schön«, versetzte er in dem Bemühen, galant zu sein.
    »Wo bist du abgestiegen?«
    »In der Stadt, im Grand Hotel.«
    »Ich würde dich ja hinfahren, aber – oder du hast doch bestimmt ein Auto?«
    »Nein, aber ich gehe gern zu Fuß.«
    »Das ist doch ein endloser

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