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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Burschen her, der den Schlüssel hat. Laß mich raus.«
    Dein Bein würde unter dir zusammenbrechen, und dein Rücken mit den angeknacksten Wirbeln könnte dein Gewicht nicht tragen. Bei jeder Bewegung würdest du Qualen ausstehen.
    »Ich muß zu Renee. Ich habe Angst um sie. Ich habe sie so lange nicht gesehen.«
    Es sind nicht einmal drei Wochen, wenn meine Rechnung stimmt. »Ich muß sie aber sehen. Schau, daß wir hier rauskommen.« Du bist töricht. Ohne Krücken kannst du dich überhaupt nicht bewegen, und ich bin nicht sicher, daß dein Bein das überhaupt aushalten würde. Nur noch ein paar Tage, dann hab’ ich mich wieder soweit erholt, daß ich schnell und ausdauernd laufen kann. »Ich muß aber zu Renee.«
    Du redest wie ein dummer Junge, wie Charles.
    »Ich bin kein Junge, ich bin ein Mann, und ich will zu der Frau.«
    Du mußt warten.
    »Diese Männer werden uns beide umbringen. Du weißt nicht, was sie tun werden.«
    Ich hab den Dickwanst irrtümlich getötet. Aber vielleicht wird das ihre Pläne durcheinander bringen, und wir gewinnen mehr Zeit.
    »Ich halte es für wahrscheinlicher, daß sie dir – uns – ganz einfach den Garaus machen und dann deine Leiche, die ja immerhin Seltenheitswert hat, verhökern.«
    Barry, sei vernünftig. Du bist mir viel näher als es die anderen waren. Wir sind beinahe eins. Du weißt, daß wir warten müssen, bis unser Körper wieder heil ist. Wenn wir jetzt fliehen, würde das Verfolgung und sicheren Tod bedeuten.
    Er sieht das ein und zieht sich voller Enttäuschung und mit einem ersterbenden Gefühl von Zorn zurück, das bei mir Gereiztheit und Unzufriedenheit hinterläßt. Ich richte meinen Blick wieder zu den Sternen, konzentriere mich auf meine eigene Identität und schiebe Barry Golden weg. Sein Name belustigt mich. Barry Golden, das ist der goldene Bär. Ich warte ab, weil ich es nicht wagen kann, mich jetzt schon aus der relativen Geborgenheit der Gefangenschaft hinauszuwagen. Ich beuge und strecke das Bein und spüre die Kraft des langen Oberschenkelknochens. Die Muskeln entspannen sich mit einem schmerzhaften Ziehen. Noch ist das Bein nicht kräftig genug, um mein ganzes Gewicht zu tragen. Ich könnte nicht einmal schnell genug laufen, um einem hinkenden Hund zu entkommen. Wir müssen warten, wenn wir nicht dem sicheren Tod in die Arme laufen wollen.
    Die Automobile, die nach dem Tod des Fettwansts hier vorgefahren waren, sind jetzt alle wieder fort. Nur der Polizeiwagen mit dem Stern auf der Tür und dem Blinklicht auf dem Dach ist noch da. Unten im Haus kann ich ein einzelnes Licht sehen, aber um die Ecke des Stallgebäudes herum kann ich ja auch nur einen schmalen Teil des Hauses überblicken. Man hat einen neuen Wächter hingesetzt, aber der schläft jetzt auch. Ich werde

    Aus dem Grand Rapids Examiner, 5. Juli, 1936
    ›Carverville, fünfter Juli. Bei seinen Bemühungen, einen kürzlich eingefangenen wilden Bären vor dem strömenden Regen zu schützen, der Freitag nacht in diesem Gebiet niederging, wurde Otis Anderson, achtundvierzig Jahre alt, ein Bewohner von Carverville, von einer Wäschestange durchbohrt, mit der er den Bären in seinem Käfig in Schach halten wollte. Andersons Schwager, Matthew Bratten, ebenfalls in Carverville ansässig, berichtete, daß zur Zeit des Unglücks noch zwei andere Männer zugegen waren, daß jedoch keiner von ihnen Zeuge der Katastrophe wurde. Bratten erklärte, das Tier wäre nicht aggressiv gewesen und hätte auch keinen gefährlichen Eindruck gemacht, und es wäre ihm unklar, wie es zu diesem Unfall hatte kommen können. Ein weiterer Zeuge, Peter Anderson, einundzwanzig, der Neffe des Verstorbenen, äußerte ebenfalls Zweifel daran, daß das geschwächte und verletzte Tier Otis Anderson die tödliche Verwundung beigebracht haben könnte. Nur der dritte Zeuge, Howard Corley, ein Nachbar der Andersons, hielt es für möglich, daß das Tier Anderson getötet hat. Corley berichtete, der Bär hätte in derselben Nacht bereits versucht, ihn zu töten, indem er eine Pranke durch das Gitter streckte und ihn so lange würgte, bis er ohnmächtig wurde. Corley meinte, Anderson hätte vielleicht gesehen, daß der Bär ihn angreifen wollte, und hätte ihn durch einen Schlag mit der Wäschestange gereizt. Sheriff Arnold Gross, der mitten im Wolkenbruch zum Unfallort gerufen wurde, erklärte, die Lage des Toten ließe darauf schließen, daß Anderson die Stange an seine Brust gedrückt hielt, als der Bär mit solcher Wucht

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