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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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weiß ich nicht, aber ich weiß, daß du, wenn ich mich verwandle, an diesen Ort zurückkehrst und darauf wartest, wieder gerufen zu werden, während meine Macht über dich andauert. Ich meine damit, daß du keine Erinn e rung an dein früheres Leben haben wirst, bis zu dem M o ment, wo ich dich nicht mehr brauche. ‹
    › Das verstehe ich nichts dachte Lilly, › aber ich möchte nur eines wissen: Wenn du, zu welchem seltsamen Ziel auch immer, einen anderen Menschen › emporrufst ‹ , bin ich dann wieder tot? ‹
    › Du wirst, wie ich schon sagte, in jenem benachbarten Raum warten, bis mein Durchgang vollendet ist. ‹
    »Gott verdamm dich«, zischte Lilly zwischen zusa m mengebissenen Zähnen hervor. »Gib mir endlich eine klare Antwort, du schmutziges Ungeheuer, du grauenhaftes Biest, das mich dem Tod selbst entrissen hat, du widerl i ches Tier, sag mir, ob ich tot sein werde!«
    Völlig außer sich riß sie ihr Taschentuch in Fetzen.
    › Ich glaube, daß du in jenen Zustand zurückkehren wirst. Ja, du wirst tot sein. ‹

5

    A ls sie durch den Sand stapften, dem Lager entg e gen, konnte Barry nirgends eine der üblichen Wohnhütten e r kennen, sondern nur einen großen Gestrüpphaufen, der wie ein dichtes Netz von B ü schen und Sträuchern aussah, wie man es vie l leicht in einem Wald sieht. Neben diesem Ha u fen Gestrüpp stand eine Frau in einem langen Rock und dunkler rostroter Bluse und hieb mit einer Axt auf einige zähe Pinonäste ein. Johnny rief ihr auf Navajo einen Gruß zu, und sie ließ die Axt fallen, um sich, die Hände in die Hüften gestemmt, he r umzudrehen. Sie sah aus, dachte Ba r ry, wie jede Mutter, die ihrem Sohn entgegenblickt, nur war dies wahrscheinlich nicht Johnnys wirkliche Mutter, sondern eine ihrer Schwestern. Sie schloß Johnny in die Arme, nahm dann sein Gesicht in be i de Hände und schü t telte seinen Kopf hin und her, bis ihm der Hut herunterfiel. Johnny lachte und wand sich wie ein Fünfjähriger, und Barry stand, Koffer und Korb in den Händen, grinsend dabei und fragte sich, was er sagen sol l te, ob es überhaupt von Wichtigkeit war.
    Schließlich drehte sich Johnny mit blitzenden Augen um und streckte eine Hand aus, zum Zeichen, daß Barry näher kommen sollte. Der junge Indianer sprach ein paar Worte mit der Frau, und die nickte, obwohl sie nicht lächelte. Ihr Gesicht war beinahe rund mit einer hohen Stirn, klaren A u gen, von unzähligen Fältchen umkränzt, und einem gr o ßen, kräftig gezeichneten Mund. Sie wirkte tatkräftig und resolut.
    »Meine Mutter, Betty Chee«, stellte Johnny vor.
    »Guten Tag, Mrs. Chee«, sagte Barry. »Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen, aber es ist mir eine Ehre, daß Sie mich hier aufnehmen wollen.«
    »Ich sprechen etwas Englisch«, erwiderte Betty Chee. »Sie Freund von diesem da.« Sie gab Johnny einen leichten Puff und lächelte ihn an. »Sie bleiben lange bei uns.«
    »Vielen Dank, Mrs. Chee«, sagte Barry und stellte Ko f fer und Korb nieder. Er blickte auf das Holz, das graue, zähe Holz, das sie mit der stumpfen Axt bearbeitet hatte. »Wenn Sie es erlauben, kann ich das Holz hacken.«
    Er fand sich albern und linkisch und fragte sich, wie sich ein Gast bei den Navajos eigentlich zu verhalten habe.
    »Hinein. Seien Sie Zuhause«, versetzte die Frau und e r griff wieder die Axt.
    Sie hatte offenbar nicht verstanden, was Barry meinte.
    Etwas ratlos blieb Barry vor der Mauer aus Gestrüpp stehen. Wie kam man da hinein? Er hörte ein kurzes g e dämpftes Auflachen an seiner Seite, und dann schob Joh n ny ihn nach links hinüber.
    »Nein, man bricht nicht einfach durch die Mauer«, sagte er und schob Barry weiter, bis sich eine große Öffnung zeigte.
    Das Innere war geräumig, mit einem Boden aus glattem, festgestampftem Sand. Eine Vielzahl von Kochgeräten war vorhanden und auf einer Seite stand ein hoher Webstuhl, aus geraden Stangen gemacht, die mit Schnur zusamme n gebunden waren, und an dem ein halbfertiger Teppich hing. In den Ecken lagen zusammengerollte Decken, die wohl zum Schlafen da waren. Auf einer Art Regal, aus Holzstangen gemacht, die geschickt mit Weidenruten ve r flochten waren, wurden Kleidungsstücke, Töpfe und G e schirr, Säcke mit Mehl und gemahlenem Mais aufbewahrt. Die Hütte mit der schmalen Öffnung im Dach, durch die das sich vertiefende Blau des Abends hereinschimmerte, war bemerkenswert freundlich und kühl, das Ideale in e i nem Land, wo Regenfälle kein Problem waren. Barry füh l te sich wohl

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