Werwolf-Spuk
werden.«
»Und wo würde diese Feier stattfinden? Hier in diesem Haus?«
»Ich bitte Sie. Nein, die Gentlemen pflegen in der Jagdhütte zu feiern. Sie befindet sich in Mr. Lester’s Revier.« Der Butler zwinkerte mit den Augen.
»Bravo, Meister, bravo. Das hörte sich ja alles gut an. Jetzt müssen Sie mir nur sagen, wo ich das Revier finde, und dann könnten wir fast Freunde werden.«
Das wollte er nicht und sagte: »Sie sind fremd. Sie werden es kaum finden, auch wenn ich es Ihnen beschreibe.«
»Aber ich bin nicht fremd«, erklärte Carlotta.
Für diese Antwort erntete sie einen bösen Blick.
»Sagen Sie es!«
Der Mann kam nicht daran vorbei. Vielleicht wollte er es sich auch nicht mit Scotland Yard verderben. Er gab mir die Beschreibung, mit der ich wirklich nichts anfangen konnte. Ganz im Gegensatz zu Carlotta, die einige Male nickte.
»Ist die Information okay?«, fragte ich trotzdem.
»Ja, John, damit kann man etwas anfangen.«
»Gut.« Ich wandte mich wieder an den Butler, der seinem Herrn so treu ergeben war. »Eines will ich Ihnen noch sagen, Meister. Sie können reden, was und wie Sie wollen, aber eines sollten sie nicht tun. Ihren Herrn und Meister anrufen. Sollten sie sich trotzdem nicht daran halten, werde ich einen Grund finden, Sie hinter Gitter zu stecken. Ich gebe Ihnen noch einen guten Rat mit auf den Weg. Diese große Zeit des Richard Lester ist vorbei. Denken Sie daran. Es wird nichts mehr laufen. Am besten wird es sein, wenn Sie sich schon mal einen neuen Job suchen.«
Er schluckte. Sein Adamsapfel ruckte dabei auf und ab. Dann flüsterte er mit heiserer Stimme: »Gehen Sie jetzt!«
»Das werden wir auch. Und denken Sie an meine Worte. Keine Warnung an ihren Chef.«
Er schwieg. Ich hoffte, dass er zum Nachdenken kam, wenn er allein war. Als wir zum Wagen zurückgingen, konnte Carlotta das leise Lachen nicht an sich halten.
»Das hast du gut gemacht, John.«
Ich winkte ab. »Hoffentlich bringt es uns auch einen Erfolg. Ich räusperte mich. »Und weißt wirklich, wo sich dieses Jagdrevier befindet?«
»Klar, da kenne ich mich aus. Ich habe es sogar schon einige Male überflogen.«
»Das ist stark.«
Als wir im Wagen saßen, fragte sie: »Wann willst du denn dorthin?«
»So bald wie möglich.«
»Und dieser Amos Irving? Was ist mit ihm?«
Ich lächelte. »Den nehmen wir mit...«
Dass in dieser einsamen Hütte im Wald gegrillt worden war, konnte Maxine Wells riechen. Sie sah auch noch die Säcke mit der Holzkohle, die in der Ecke standen. Der gemauerte Grill in der Mitte der Hütte war jetzt leer. Seine Stangen glichen verbrannten langen Fingern.
Es gab Sitzbänke ohne Rückenlehnen. Die Menschen wollten es eben so zünftig wie möglich haben, doch dieser Grill-Romantik konnte die Tierärztin nichts abgewinnen, denn sie fühlte sich in dieser Hütte wie eine Gefangene. Und das war sie letztendlich auch.
Es wunderte sie nur, dass man sie nicht gefesselt und nur durchsucht hatte, wobei sie ihr Handy losgeworden war. Lester hatte es vor ihren Augen zertreten und dabei widerlich triumphierend gegrinst.
»Das war die letzte Verbindung zur Außenwelt. Von nun an gehörst du uns, Maxine.«
Die Tierärztin hatte lange überlegt. Noch immer wusste sie nicht, was sie dazu sagen sollte. Aus welch einem Grund hatte man sie entführt? Was war an ihr so wichtig? Sie konnte es nicht sagen. Es roch nach Gewalt, aber wenn jemand Gewalt einsetzte, dann sollte er es sich genau überlegen. Okay, sie und dieser Richard Lester waren nicht eben die besten Freunde, aber sie wäre nie auf die Idee gekommen, gegen ihn körperliche Gewalt einzusetzen. Das war nicht drin. Schließlich waren sie Menschen und keine Tiere.
Es musste also einen anderen Grund geben, der mit der Jagd und deren Folgen nichts zu tun hatte.
Vier Männer.
Keiner stand auf ihrer Seite. Lester war der Anführer. Er hielt sich auch in der Hütte auf, die eigentlich mehr ein Unterstand war. Ein Dach, das auf vier Pfosten stand und an den Seiten durch hüfthohe Bretterwände verstärkt wurde. Es gab einen Eingang und keine Tür.
Wer nicht wusste, wo die Hütte im Wald lag, der hatte Probleme, sie zu finden. Es gab nur einen schmalen Weg, der zu ihr führte, und mit einem Fahrzeug war er nicht zu befahren. So waren sie auch eine Weile zu Fuß gegangen, um die Hütte zu erreichen.
»Was wollen Sie denn?« Maxine kam sich fast lächerlich vor, als sie diese Frage erneut stellte, aber sie brauchte einfach eine Antwort, die man
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