Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Unruhe zu versetzen. »Ich habe keinen Grund, ihn zu verhaften. Das überlasse ich Ihnen, Valerie Wassiljewitsch. Ich schicke Ihnen Weberowsky mit drei Mann Bewachung rüber.«
    »Ich danke Ihnen, General.«
    »Gern geschehen, General.«
    Tistschurin legte den Hörer auf und sah Weberowsky mit zusammengekniffenen Augen an. »Sie haben gehört, wie Sie in die Stadt kommen?«
    »Ja, als Verhafteter.«
    »Irrtum. Sie fahren in Begleitschutz, damit Ihnen nichts passiert. Ich garantiere für Ihre Sicherheit.«
    »So kann man es auch nennen«, meinte Weberowsky sarkastisch. »Der Fuchs frißt das Küken und sagt: Du bist noch so klein, in meinem Bauch bist du sicherer.«
    »Das könnte sogar von Wechajew sein. Sie werden sich gut mit ihm verstehen.«
    Eine Stunde später saß Weberowsky neben zwei Unteroffizieren der Armee in einem Jeep, der dritte Soldat fuhr den Wagen. Man hatte ihn weder gefesselt noch bedroht, und als sie in das Sperrgebiet kamen, verband man ihm auch nicht die Augen, wie er erwartet hatte. Lediglich ein Posten mit umgeschnallter Maschinenpistole stand an einer völlig sinnlosen Schranke der Steppenstraße. Man hatte den Schlagbaum einfach in die Wildnis gesetzt, und jeder konnte drum herumgehen. Was Weberowsky nicht wußte: Von dieser Schranke ab war links und rechts über Hunderte von Metern ein Minenstreifen angelegt. Wer ihn betrat, wurde sofort in Stücke zerrissen. Es war nach dem Drahtzaun mit den Hinweisschildern Militärgelände. Betreten verboten! der zweite Sicherheitsgürtel um die geheimnisvolle Stadt. Es schien sich viel geändert zu haben. Wenig weiter von der Stelle, wo man die vier Nomaden erschossen hatte, befand sich ein doppelflügeliges Tor im Zaun. Es stand weit offen.
    Sie fuhren noch an zwei Wachen vorbei, die gelangweilt vor ihren Erdbunkern unter einer Zeltplane saßen und Schach spielten und den Jeep gar nicht beachteten. Auch einen Wachturm passierten sie, der nicht mehr besetzt war. Aber das war ein trügerischer Eindruck. Fernsehkameras überwachten das Gelände. In einer Einsatzzentrale flimmerten die Bilder über die Bildschirme. Hier wurde jede Bewegung beobachtet. Es war die einzige offene Straße, auf der man Kirenskija erreichen konnte. Wer sich aus einer anderen Richtung näherte, riskierte auch jetzt noch sein Leben.
    Bei General Wechajew kam die Meldung herein: Sie kommen. Ein Offizier, ein Major, fuhr dem Jeep entgegen. Hinter dem vierten Sperrgürtel standen sie sich dann auf der Straße gegenüber. Der Unteroffizier aus Ust-Kamenogorsk erstattete Meldung, der zweite sagte zu Weberowsky: »Sie können aussteigen. Ihre Übergabe ist erfolgt.«
    »Wie gütig.« Weberowsky sprang aus dem Jeep und ging dem Major entgegen. Der Offizier grüßte höflich. Er trug eine leichte, erdbraune Uniform und eine Schirmmütze, an der noch die Kokarde der Sowjetunion in der Sonne blinkte. Der Jeep von General Tistschurin wendete und fuhr schnell davon. Man schien froh zu sein, den Mann los zu sein.
    »Steigen Sie ein«, sagte der Major freundlich. »Der Kommandierende erwartet Sie. General Wechajew.«
    »Ist Rußland eigentlich das Land mit den meisten Generälen?« fragte Weberowsky.
    »Ja.« Der Major lächelte nachsichtig. »Wir haben ja auch die größte Armee der Welt – mit Ausnahme von China.«
    Die Einfahrt nach Kirenskija war imposant. Befestigte Asphaltstraßen, Häuserzeilen aus Fertigteilen, blühende, gepflegte Gärten, ein Kino, eine Halle für Versammlungen und Theater, ein künstlicher See, ein Schwimmbad, ein kleines Sportstadion, die Stadtverwaltung und langgestreckte, flache, nach außen fensterlose Bauten, die sich nur zu den Innenhöfen öffneten: die Labors und Versuchswerkstätten, das größte Geheimnis Rußlands. Was man sonst über der Erde sah, war nur ein kleiner, verhältnismäßig harmloser Teil. Das Grauen lagerte unter der Erde.
    Hinter einer Parkanlage, in der sich unentwegt Wassersprenger drehten, und das bei der Wasserknappheit in diesem einsamen, wilden Gebiet zwischen zwei Gebirgszügen und einem kleinen See an der Grenze Chinas, lag das Hauptquartier der Armee. Das Wasser wurde aus dem Saissan-See in die Stadt gepumpt, ein gutes Wasser, das kaum gereinigt werden mußte.
    »Ich wundere mich«, hatte Weberowsky während der Fahrt gesagt.
    »Worüber?« fragte der Major zurück.
    »Sie holen mich allein ab. General Tistschurin stellte drei Mann zur Bewachung ab.«
    »Das ist der Unterschied. Wir bewachen Sie nicht, ich begleite Sie

Weitere Kostenlose Bücher