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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zukunft nicht mehr möglich sein, auf unserer Welt zu wohnen. Sie wird in alle Bereiche eindringen. In die neue Zeit der Menschheit hineinzuführen, das ist meine Aufgabe.«
    »Und du glaubst wirklich, was du sagst?«
    »Du ahnst gar nicht, was in naher Zukunft alles möglich sein wird.«
    »Man steckt wie eine Kopeke eine Atomtablette in einen Schlitz und hat für eine Woche Strom im Haus. Jeder Mensch besitzt sein eigenes kleines Atomwerk.«
    »So ähnlich.«
    »Eine teuflische Vision ist das, Andrej Valentinowitsch. Und damit kannst du leben?«
    »Ich habe es für Rußland getan, für seine Vormachtstellung auf der Welt. Wir haben als erste ein Tier in den Weltraum geschossen – die Hündin Laika –, wir haben in der Satellitenforschung Amerika überholt, wir haben mit Juri Alexejewitsch Gagarin am 12. April 1961 den ersten bemannten Weltraumflug gewagt, sein Raumschiff Wostok wurde zum Grundmodell aller Raumschiffe. Wir haben mit unserer Nuklearforschung Weltgeschichte geschrieben, ja, und wir haben auch die Mehrfach-Sprengköpfe entwickelt, gegen die die Hiroshima-Bombe ein kleiner Knallfrosch war. Soll ich mich dafür schämen? Ich habe nur an Rußlands Ehre gedacht.« Frantzenow hakte sich bei seinem Schwager wieder ein. »Sollen wir das auf der Straße erörtern? Komm, wir werden bei mir ein Gläschen trinken und dann zum Essen in die Kantine gehen.«
    »Das ist gut, das höre ich gern.« Weberowsky setzte sich wieder in Bewegung. »Ich habe seit heute morgen sieben Uhr nichts mehr gegessen, nur chinesisches Bier getrunken.«
    In seinem Jeep blickte General Wechajew ihnen nach. Was sprechen sie miteinander, dachte er. Nach neun Jahren hat man sich viel zu erzählen. Aber was wird Frantzenow erzählen? Ein Geheimnisträger erster Klasse ist er, man muß auf ihn aufpassen, gerade jetzt, wo Kirenskija keine geheime Stadt mehr ist.
    Er fuhr zurück zur Kommandantur, griff in seinem Dienstzimmer zum Telefon und rief Nurgai an.
    »Kusma Borisowitsch«, sagte er. »Ich habe eine Neuigkeit für Sie: Frantzenow hat Besuch bekommen.«
    »Besuch?« Man hörte Nurgais Stimme eine Art Unglauben an. »Das ist doch unmöglich.« Jetzt ist er da, dachte er dabei. Der Abwerber aus dem Iran oder Irak. Jetzt wird man Andrej Valentinowitsch einen Millionenvertrag vorlegen. Aber er irrt sich, wenn er hofft, in Teheran oder Damaskus eine Villa zu beziehen. Eher lassen wir ihn wieder sterben. Man wird in Moskau nicht tatenlos zusehen, wie einer unserer größten Wissenschaftler ins Ausland verschwindet. Auch Jelzin wird es nicht zulassen bei aller neuen Freiheit, die er propagiert.
    »Der Besuch ist mir von General Tistschurin aus Ust-Kamenogorsk geschickt worden. Ich habe ihn überprüft – er ist harmlos.« Wechajew räusperte sich. »Ich hielt es für nützlich, Sie darüber zu informieren.«
    »Welche Nationalität hat der Besucher?«
    »Ein Russe ist er. Ein Deutschrusse aus Nowo Grodnow bei Atbasar.«
    »Das kann ein Trick sein. Ein vorgeschobener Mittelsmann. Was will er von Frantzenow?«
    »Er ist sein Schwager, der Mann seiner Schwester.«
    »Ich danke Ihnen, General. Das war wirklich eine wichtige Mitteilung.«
    Wechajew legte auf. Was meinte Nurgai mit ›vorgeschobener Mittelsmann‹, grübelte er. Was wurde hier, unter dem Deckmantel des langweiligen Alltags, wirklich gespielt? Wen erwartete Nurgai?
    Nach längerem Zögern griff Wechajew wieder zum Telefon und rief die Stadtverwaltung an. »Boris Olegowitsch Sliwka will ich sprechen«, sagte er. »Sofort!«
    Es dauerte dennoch eine Weile, bis Sliwka am Apparat war. »Sliwka«, meldete er sich. »Wer ist dort?«
    »Wechajew.«
    »Der General?«
    »Kennen Sie einen anderen Wechajew?«
    »Es gab einen Wechajew zu meiner Zeit in Semipalatinsk … ein Straßenräuber. Er bekam zehn Jahre Zwangsarbeit. Die Zeit müßte herum sein.«
    Wechajew war weit davon entfernt, sich beleidigt zu fühlen. »Ein Bär«, entgegnete er, »raubt einen Bienenstock. Ein Fuchs kommt ihm entgegen und sagt: Bär, du Hirnloser, weißt du nicht, daß es sich um Nuruku -Bienen handelt? Die vergiften ihren Honig, nur sie können ihn vertragen. Der Bär wirft den Bienenkorb weg und trottet davon, und der Fuchs macht sich über den Honig her und frißt ihn. Genau betrachtet sind wir alle Straßenräuber, Boris Olegowitsch.«
    »Haben Sie mich angerufen, General, um mir diese Parabel zu erzählen?« fragte Sliwka. Wechajew war nicht zu schlagen.
    »Professor Frantzenow hat Besuch«, erwiderte

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