Wetten, du küsst mich!
steigerte. Heftig zitternd vor Wut, klopfte sie und hämmerte dann mit der Faust gegen die Tür, weil sich nichts tat.
„Hawke, machen Sie sofort auf!“ Nichts. Entschlossen griff sie nach ihrer Generalschlüssel-Chipkarte.
„Hawke“, rief sie und betrat die Suite. Sie suchte ihn im Esszimmer, im Arbeitszimmer. Seinen Laptop-Computer und die Berge von Unterlagen beachtete sie nicht weiter und durchsuchte den Rest der geräumigen Suite. Die ersten beiden Schlafzimmer waren leer. Von Sekunde zu Sekunde wurde sie wütender. Sie stieß die Tür zum Wohnzimmer auf. Auch hier: kein Hawke. Dann sah sie, dass die Tür zum Badezimmer halb geöffnet war. Das Summen eines Rasierapparats war zu hören. Jetzt konnte er was erleben! Sie stieß die Tür ganz auf, sodass sie lautstark gegen die Wand knallte. Da stand Jack vor dem Waschbecken, von der Hüfte aufwärts nackt, ein Handtuch um die Hüfte geschlungen, den summenden Rasierapparat in der Hand.
Er sah sie überrascht an und schaltete den Rasierapparat aus. „Hallo, Laura. Kann ich Ihnen helfen?“ Die Frage war freundlich, sein Tonfall war es nicht.
„Lassen Sie mich raten. Ihre Reise ist wohl nicht wie geplant verlaufen. Ihr Freund hat Ihnen wohl nicht das Geld gegeben, so wie Sie es erhofft hatten.“
„Wovon reden Sie überhaupt?“, fragte sie verwirrt. Aber er schien sie gar nicht zu hören. „Sind Sie nicht deswegen hier, Laura? Weil Sie wissen, dass Sie mich nicht besiegen können? Und weil Sie deshalb jetzt Ihre Wettschuld einlösen wollen?“
„Davon träumen Sie.“
„Oh, ich habe schon davon geträumt, Sie in meinem Bett zu haben, Laura. Vor allem nach dem Abend im Park. Und was ist mit Ihnen? Haben Sie schon Träume davon gehabt, wie es mit uns beiden sein wird?“
„Höchstens Albträume“, gab sie zurück. Aber das war gelogen. Auch jetzt ließ sein Anblick sie nicht kalt. Sein muskulöser Oberkörper. Sein schwarzes Brusthaar – nicht wenig, aber auch nicht zu viel. Seine Bauchmuskeln – ein perfektes Sixpack, dessen untere Hälfte im Handtuch verschwand. Dann wurde ihr wieder klar, dass sie ihm ins Gesicht sehen musste. Sein Gesichtsausdruck strahlte Härte und Verschlossenheit aus. Aber seine Augen schauten hungrig.
„Wenn Sie nicht wegen der Wette hier sind, warum sind Sie dann hier eingebrochen?“ Er kam ihr näher; das Handtuch rutschte tiefer. Seine Stimme klang jetzt gefährlich sanft.
„Deswegen“, sagte sie und hielt ihm das Anwaltsschreiben vor die Nase.
Er würdigte den Brief kaum eines Blickes. „Eine Benachrichtigung, dass ich Einsicht in das zu übernehmende Objekt nehme. Und das soll ein illegales Eindringen in meine Suite rechtfertigen?“
„Weil Sie das ‚Objekt‘, wie Sie es nennen, überhaupt nicht übernehmen werden.“
„Ach nein? Hat Ihr Freund, den Sie in den letzten Tagen besucht haben, Ihnen das Geld geliehen, das Sie brauchen?“
„Nein. Jedenfalls noch nicht.“ Papa Vincenzo musste erst mit seinem Buchhalter reden, bevor er die Entscheidung treffen konnte. Aber selbst dann war es nur ein Bruchteil der riesigen Summe, die sie benötigte.
Seinem finsteren Blick nach zu urteilen, gefiel ihm diese Antwort nicht. „Entschuldigen Sie bitte“, sagte er. Sie trat zur Seite, als er den Arm nach dem Handtuchhalter hinter ihr ausstreckte. Doch statt das Handtuch zu nehmen und sich abzuwenden, blieb er einfach stehen, sodass sie sich nicht fortbewegte konnte.
Wieder hatte er diesen Blick, in dem sich diese Mischung aus Wut und Begehren spiegelte.
Er beugte sich ein Stück vor, und ihr Herz schlug schneller. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie groß er war und wie breit seine Schultern waren. Er riecht nach Seife und nach freier Natur, dachte sie. Sie sah ihm ins Gesicht und bemerkte zum ersten Mal, wie tiefblau seine Augen waren. Sie wirkten fast schwarz. Sein Haar war vom Duschen noch feucht und verstrubbelt; und sie verspürte den merkwürdigen Drang, es aus seiner Stirn zu streichen. Sein Mund erinnerte sie daran, wie seine Lippen sich auf den ihren angefühlt hatten, an jenem Abend im Park. Und sie wollte in diesem Moment nichts anderes, als ihn wieder zu küssen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, beugte er sich vor, bis sein Mund nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. Jack wartete eine Sekunde, nicht länger. Doch ihr kam es wie eine Ewigkeit vor, in der sie fühlte, wie ihr Puls raste und ihr Herz flatterte. Gerade als sie dachte, sie könnte es nicht mehr aushalten, lag sein Mund auf
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