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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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traurig bist, wenn Nera nicht kommt. Manchmal wandern Robben einfach weiter. Genau wie Menschen. Das ist nichts Ungewöhnliches.«
    Als Josh vor ihnen herlief, fielen Derric und Becca in Gleichschritt. Derric spürte, dass sein Herz ein wenig schneller schlug als sonst. Er sah Becca an, doch sie blickte sich um und betrachtete die vielen Leute, die auf den Straßen waren.
    Ein wenig nervös sagte sie: »Ich hätte nicht gedacht, dass so viele herkommen.«
    »Was? Leute?«, fragte er. »Die kommen von der ganzen Insel. Und aus der ganzen Stadt. Das ist die erste Gelegenheit für die Menschen nach dem Winter, etwas Verrücktes zu machen.«
    Sie lächelte und entblößte ihre weißen Zähne. »>Verrückt nach dem Winter<. So sollten sie das Fest nennen, nicht >Willkommen, Nera<.«
    »Ja. Nicht schlecht.« Und mehr schienen sie sich nicht zu sagen zu haben. Es gab da etwas, aber er hatte keine Ahnung, wie er es sagen oder wie er beginnen sollte.
    Vor ihnen bahnte sich Josh einen Weg durch die Menge und rief über die Schulter: »Los, beeilt euch«, bevor er aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Derric dachte, dass Becca jetzt ihren Gang beschleunigen würde, doch das tat sie nicht. Sie sah sich weiter um. Von Seite zu Seite und über die Schulter und über die Schultern der Leute vor ihnen. Da wurde ihm klar, dass sie jemanden suchte. Und er konnte sich schon denken, wer das war.
    »Im Seawall Park«, sagte er, als Musik aus dieser Richtung zu ihnen drang. Es war Gypsy-Jazz mit Gitarre, Bass und Mandoline. Seth Darrows Trio unterhielt die Menge, während sie auf Nera wartete.
    Becca wandte sich zu Derric um. Sie strich sich eine glänzende Locke aus dem Gesicht und stellte klar: »Ich habe nicht nach Seth gesucht.«
    Nach wem dann?, fragte er sich. Denn irgendjemanden hatte sie gesucht, und er konnte es ja schlecht sein. Sie hatte ihn seit November nicht mehr gesucht. Im Gegenteil, sie war vor ihm geflohen. Und er wusste noch immer nicht, warum.
    Sie schien ihm direkt ins Herz zu schauen, denn sie sagte: »Derric, war das der Grund? War es das, was zwischen uns stand? Ich verstehe das nicht. Ich habe mich bei dir immer so sicher gefühlt.«
    Er sah weg, steckte die Hände in die Taschen seiner Jeans und zog die Schultern hoch. »Scheinbar nicht sicher genug«, murmelte er.
    »Hm?«
    »Ja, das stand zwischen uns, Becca.« Denn wenn sie jemanden brauchte, dann ging sie zu Seth Darrow und nicht zu ihm. Und es war Seth Darrow und nicht Derric, der alle ihre Geheimnisse kannte.
    Sie riss die Augen auf, als würde es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen fallen. »Oh, nein«, rief sie aus. »Du hast gedacht, Seth wäre mir wichtiger als du. Weil er mir letzten November geholfen hat. Weil er wusste, wo ich unterkommen konnte, als ich aus dem Motel raus musste. Weil ich dir nichts erzählt habe und Seth die ganze Zeit Bescheid wusste, und du dachtest, das heißt ...« Sie legte ihm die Hand auf den Arm. Er spürte ihre Wärme, wie er sie von Anfang an gespürt hatte: Dieses seltsam aussehende Mädchen, das neu auf der Insel war und mit ihm auf eine Weise gesprochen hatte, wie es sonst kein anderer vermochte.
    Die Menge um sie herum lief zum Wasser, und sie wurden mitgerissen, obwohl sie plötzlich gar nicht mehr dazu gehörten. »Du hast ihm vertraut, aber mir nicht.«
    »Ich wollte dich beschützen.«
    Er schüttelte traurig den Kopf und fühlte sich plötzlich ganz klein. »Sehe ich aus, als bräuchte ich Schutz?«, fragte er. »Ich bin einen Abhang hinuntergestürzt, Becca. Ich habe mir ein Bein gebrochen und den Kopf verletzt. Aber das heißt nicht, dass ich mich nicht um dich kümmern kann.«
    »Nein«, sagte sie niedergeschlagen. »Nein.«
    »Warum hast du dann nicht ...«
    Dann kam ein Schrei aus der Menge. Die Musik verklang und plötzlich wurden sie vom Schwung mitgerissen. Sie zogen an der alten Dog-House -Kneipe vorbei und stiegen dann zum Seawall Park hinunter. Seth und sein Trio verbeugten sich zu begeistertem Applaus, während der Bürgermeister von Langley eine Bühne betrat, die eigens zu diesem Zweck gebaut worden war. Er trug einen Zylinder mit einer schwarzen Stoffrobbe, die wie ein Delphin über den Hutrand zu springen schien.
    Er hatte gar nicht die Gelegenheit, das Wort zu ergreifen, denn jemand rief: »Seht nur!«, und da war die schwarze Robbe. Sie schwamm keine fünfzig Meter vom Ufer entfernt im Wasser, neben einem Schlauchboot, in dem zwei Robbenbeobachter ihren Gast mit Leckereien begrüßten. Doch

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