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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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irgendwas zwischen euch vorgefallen?«
    »Nein.«
    »Ach komm, Derric. Es hilft, darüber zu sprechen. Ich bin deine Mutter, und ich mache mir Sorgen. Du bist in letzter Zeit so ...«
    Wie denn? Du weißt ja gar nicht , wie ich wirklich bin. »Ich habe gesagt, es ist okay. Alles ist okay. Alles ist super.«
    »Du bist jetzt schon seit Wochen so komisch, und ich weiß, dass es etwas mit Becca zu tun hat.«
    »Lass gut sein, Mom.«
    »Das wäre zu einfach. Und ich bin nicht für einfache Lösungen. Geht es um Sex?«
    »Meine Güte, Mom!«
    »Denn das ist meistens das Problem bei jungen Leuten in eurem Alter.«
    »Mom ...«
    »Und Sex verändert eine Beziehung, Derric. Sex verändert sie zwangsläufig. Ich seh doch genau, dass zwischen euch irgendwas schiefgelaufen ist. Habt ihr schon miteinander geschlafen?«
    »Kannst du mich nicht einfach ...«
    »Du hast doch Kondome, oder? Falls nicht: Du weißt, dass du sie jederzeit von mir bekommen kannst, nicht wahr?«
    »Hör auf, Mom. Hör einfach auf.« Er drückte die Autotür auf und sprang hinaus. Er stolperte, als sein Gips sich in einer leeren Einkaufstüte verfing. »Lass mich in Ruhe, verdammt«, fuhr er sie an. »Lass mich nur einmal im Leben in Ruhe. Bitte!«
    »Du bist noch jung, Derric. Wenn so etwas passiert, fühlt man sich schrecklich, aber das geht vorbei. Du wirst schon sehen ...«
    Er knallte die Autotür mit voller Wucht zu. Er wusste ganz genau, dass er das später bereuen würde, aber im Augenblick wollte er einfach nur weg.
    Er ging auf sein Zimmer. Sein Bein tat weh; das tat es abends oft, und er musterte es schlecht gelaunt. Wann würde der Gips endlich herunterkommen? Als er den Abhang hinuntergestürzt war, lagen nur noch zwei Wochen zwischen ihm und seinem Führerschein. Und der Gedanke an die Freiheit, die er gerade in Augenblicken wie diesen mit einem Führerschein gehabt hätte, machte ihn wütend auf die ganze Welt.
    Er warf seinen Rucksack auf den Boden und sich selbst aufs Bett. Er fummelte sein Handy aus der Hosentasche und sah nach, ob er Anrufe oder Textnachrichten bekommen hatte. Kein Anruf, aber zwei Nachrichten. Gegen seinen Willen wurde er ganz nervös. Sie hatte zwar kein Handy, aber sie hätte sich eins von jemandem leihen können.
    Hatte sie aber nicht. Die erste Textnachricht war von seiner Mutter früher am Tag. Pizza heute Abend? Er hatte sie vorher nicht bemerkt, und nach der Sache mit Becca hatte sie ihr Angebot wahrscheinlich wieder vergessen.
    Die zweite Nachricht war von Court. Als er Court las, stutzte er. Treffen wir uns morgen im Clyde? Die musste von Courtney Baker sein.
    Derric starrte mit offenem Mund auf die Nachricht. Das Clyde war das örtliche Kino in Langley. Was hatte sie vor? Lud sie ihn zu einem Date ein? Derric dachte darüber nach. Sie waren in der gleichen Französischklasse, und heute hatte sie ihn nach den Hausaufgaben gefragt und dabei gelächelt und ihr Haar berührt, wie das Mädchen so tun, wenn sie einem etwas signalisieren wollen. Bloß hatte er keine Ahnung, was sie ihm signalisieren wollte. Machte sie sich über ihn lustig? Interessierte sie sich für ihn? Was?
    Am liebsten hätte er ihr zurückgesimst: Klar, Babe, machen wir. Wir sitzen zusammen im Dunkeln und gucken einen Film. Oder du guckst den Film, und ich guck dich an. Ich starr auf deine Brüste und überlege, wie ich dich am besten begrabsche. Du kannst die Leere in mir füllen. Aber das stimmte nicht, und das wusste er ganz genau. Darüber nachzudenken, wie er am besten an ihre Brüste herankam, würde ihn vielleicht eine Weile ablenken. Aber es würde seine Probleme nicht lösen.
    Da klopfte es an die Tür. Schnell stopfte er sein Handy wieder in die Tasche und sagte: »Ja.« Die Tür ging auf, und Dave Mathieson steckte seinen Kopf ins Zimmer.
    Er wirkte verlegen. Wahrscheinlich hatte Rhonda ihn beauftragt, mit seinem Sohn zu reden. Er sagte: »Alles klar, Derric?«, und fuhr sich dabei mit den Händen durch die graumelierten Haare. Er nickte mit dem Kopf in Richtung Küche, wo offenbar das Abendessen zubereitet wurde. »Deine Mom ... Du weißt ja, wie sie ist.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Und ... Is’ was?«
    »Nein, es ist nichts. Sie glaubt, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Aber das ist nicht so.«
    Dave sah ihn an, und in seinen Augen spiegelte sich die Erfahrung wider, die er als Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder gesammelt hatte; seiner Kinder aus erster Ehe. Derric war das einzige Kind aus seiner zweiten Ehe. »Du

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