Wetterleuchten
hier, um tauchen zu lernen.«
»Und wenn du deine Ausrüstung verlierst, musst du unbedingt in der Lage sein, weite Strecken zu schwimmen. Also schwimm die sechs Bahnen. Wie, ist mir egal. Hundekraul, Brust, Freistil, such dir was aus.«
Jenn tat wie geheißen, obwohl ihr das alles nach Zeitverschwendung klang, gepaart mit militärischer Schikane. Die ersten beiden Bahnen schwamm sie noch mühelos. Ab der dritten Bahn merkte sie jedoch, dass das Rauchen langsam ihre Gesundheit ruinierte. Sie schaffte es fast nicht bis ans Ende. Sie klammerte sich an den Rand des Beckens und hechelte wie ein Hund in der prallen Sommersonne. Dann gab Chad ihr die Anweisung, zehn Minuten lang auf dem Rücken zu treiben. »Und benutz weder Arme noch Beine«, ermahnte er sie.
»Ich hab dir gerade gezeigt, dass ich schwimmen kann. Warum, verdammt noch mal, muss ich jetzt auf dem Rücken treiben?«
»Tu’s einfach, Aquagirl. Bist du immer so streitsüchtig?«
»Ich heiße Jenn«, wiederholte sie.
Und er sagte noch einmal: »Für mich bist du Aquagirl. Mach schon, treib auf dem Rücken.«
Jenn fluchte leise vor sich hin in der Hoffnung, dass er es hören würde, folgte jedoch seinen Anweisungen. Auf dem Rücken zu treiben, ohne Arme und Beine zu bewegen, war anstrengender, als sie gedacht hatte, aber irgendwann hatte sie den Dreh raus. Dann bat Chad sie, sich zu ihm an einen Tisch zu setzen, den er aufgestellt hatte. Dort betete er eine unendlich lange Liste von Dingen herunter, die mit Luftdruck, Sauerstoff, Auftrieb und so weiter zu tun hatten. Geschenkt. Jenn hörte ihm zu und nickte und versuchte, alles aufzunehmen, aber es fiel ihr schwer, bei der Sache zu bleiben, weil Chad auch nicht ganz bei der Sache war.
Er schaute immer wieder zu Annie hinüber, die wie eine laszive Meeresgöttin elegant durchs Wasser glitt. Als sie schließlich aus dem Becken stieg und sich zu ihnen gesellte, um zu sehen, wie sie vorankamen, verhaspelte er sich sogar ein paarmal.
Jenn blickte in ihre Richtung. Toller Nippel-Blitzer, dachte sie mürrisch, als Annie sich ein Handtuch schnappte und ihr Haar damit trocknete. Den Rest ihres Körpers beließ sie patschnass, wobei sich ihre Brustwarzen durch ihr Bikinioberteil drückten, als wollten sie Hallo sagen.
»Wie läuft’s?«, fragte Annie und lächelte Jenn an.
»Wir reden über Luftdruck«, antwortete Chad.
»Was lernst du gerade?«, wandte sie sich wieder nur an Jenn.
»Ich erkläre ihr, warum Druckausgleich so wichtig ist.«
»Weißt du, wie man das macht?«, fragte Annie Jenn. »Kneif die Nase zu und blas. Genau so.«
Sie demonstrierte es nicht an sich selbst, sondern an Jenn. Sie drückte ihre Nasenflügel zusammen und erklärte, dass sich Jenns Kopf wie ein Ballon kurz vorm Explodieren anfühlen würde, wenn ihr unter Wasser kein Druckausgleich gelang. Chad beachtete sie überhaupt nicht. Zu Jenn sagte sie: »Du wirst das ganz toll machen. Kein Problem, Jenn.«
Dann setzte sie sich an den Rand des Beckens, ließ die Beine ins Wasser hängen und beobachtete den Rest der Stunde. Sie ließ die Arme auf den Schenkeln ruhen und gewährte tiefe Einblicke.
Irgendwie gelang es dem armen Chad, sich trotz Annies Dekollete und der Tatsache, dass sie seine ganze geballte Männlichkeit links liegen ließ, zu konzentrieren. Als Nächstes, so erklärte er Jenn, müsste sie sich daran gewöhnen, die komplette Taucherausrüstung im Wasser zu tragen. Dann half er ihr, sie anzulegen, und legte seine eigene an. Sie würden am seichten Ende des Beckens auf dem Boden sitzen, führte er weiter aus. Sie würden einfach ausprobieren, wie es sich anfühlte, durch das Mundstück zu atmen, okay?
Unter Wasser fand es Jenn gar nicht mal so übel. Sie saß Chad gegenüber im Schneidersitz, und sie atmeten im gleichen Rhythmus. Chad nickte ihr zu und schloss die Augen. Sie tat dasselbe und stellte fest, dass sie die neuen seltsamen Sinneswahrnehmungen nicht störten. In Gedanken fing sie an, abzuschweifen und darüber nachzudenken, was sie wohl alles tun könnte, wenn sie eine gute Taucherin würde. Sie überlegte gerade, wie sie damit Geld verdienen könnte, so wie Annie es vorgeschlagen hatte, als ihr plötzlich die Maske vom Gesicht gerissen wurde.
Sie schoss zur Oberfläche. Sie verlor ihr Mundstück und schluckte Wasser. Sie hustete und prustete, und als sie reden konnte, brüllte sie: »Verdammte Scheiße! Du hast mir die Maske runtergerissen!«
Chad tauchte neben ihr auf und nickte seelenruhig.
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