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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Hast du wenigstens die Nachrichten gelesen? Ach, ist ja auch egal, ich meine bloß ... Ich hätte dir nicht siebenunddreißig Nelken schicken sollen. Du kamst dir sicher vor wie ... Ach, ich weiß auch nicht. Als sie ankamen, wärst du sicher am liebsten unter den Tisch gekrochen.«
    »Quatsch«, erwiderte er. »Das war super. Echt.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Aber sag doch mal. Was hast du mit ihnen gemacht?«
    Jetzt sitze ich in der Falle, dachte er. Er sah aus dem Fenster. Die Bäume im Wald waren übersät mit harten, roten Knospen, aus denen im Frühling das Laub erwachsen würde. Bald würde man hier nur noch eine grüne Wand sehen. Eine Wand, hinter der man sich verstecken konnte, dachte er. Und das hätte er in dem Augenblick am liebsten gemacht. Er sagte: »Sie sind in meinem Spind.«
    »Du hast die siebenunddreißig Nelken in deinen Spind gestopft?«, fragte sie ungläubig. »Und hast du die Nachrichten gelesen?«
    »Natürlich.«
    »Warum hast du dann nichts dazu gesagt? Irgendwas?«
    Diese Frage traf es genau auf den Punkt, dachte Derric. Sie hatte mit dem Problem zu tun, das ihn tief in seiner Seele belastete. Er wünschte bloß, er hätte eine vernünftige Antwort parat, aber es fiel ihm keine ein, also sagte er: »Ich weiß auch nicht. Es schien mir nicht... Ich war nicht sicher ...«
    »Wessen warst du dir nicht sicher? Warst du dir meiner nicht sicher? Warst du nicht sicher wegen uns? Derric, was ist los?«
    »Hey, du weißt doch, was ich für dich empfinde.«
    »Das dachte ich zumindest. Ich dachte, du wärst stolz, dass wir beide ein Paar sind.«
    »Das bin ich auch.« Aber er konnte selbst hören, wie defensiv das klang. Warum fühlte er sich angegriffen, obwohl sie lediglich ein paar vernünftige Fragen stellte? Er sagte: »Hör mal, es tut mir leid, dass ich die Blumen nicht mitgenommen habe. Das hätte ich ruhig tun können. Oder wenigstens ein paar. Ich weiß auch nicht, warum ich’s nicht gemacht habe. Es war einfach so.«
    Da erwiderte Courtney leise: »Normalerweise weiß man, warum man etwas tut... oder eben nicht.«
    Er merkte, wie die Wut wieder in ihm hochstieg. »Du vielleicht«, entgegnete er gereizt.
    »Ich glaube, du weißt es auch, tief in deinem Innern. Komm schon, Derric. Sag mir doch, was los ist.«
    »Es ist gar nichts los!«
    »Doch, das spüre ich. Und du weißt es auch. Vielleicht willst du es dir nicht eingestehen, aber du weißt es genau. Ich hoffe, du findest es bald heraus.« Dann nippte sie an ihrem Kaffee und sah wie er aus dem Fenster.
    Er fragte sich, worüber sie als Nächstes sprechen würden. Und dann fragte er sich, warum er sich darüber überhaupt Gedanken machte. Sein Blick fiel auf ihren Pullover, auf den V-Ausschnitt, auf die weiche Haut und hinunter zu der aufregenden, berauschenden Stelle zwischen ihren beiden Brüsten. Er hasste sich selbst für seine Feigheit. Red mit ihr, sagte er zu sich. Sag irgendwas, steh dazu.
    Er sagte: »Ich weiß oft Dinge nicht, die ich eigentlich wissen müsste. Manchmal weiß ich nicht, ob ich ein Junge oder ein Mann bin. Als wäre ich in einem Netz gefangen, das ich nicht selbst gesponnen habe. Als wäre ich in der Falle. Und so fühle ich mich jetzt. Weißt du, was ich meine?«
    Während er sprach, hielt sie den Blick aufs Fenster gerichtet. Als er fertig war, wandte sie sich zu ihm um. »In der Falle«, wiederholte sie. »Das ist bestimmt kein gutes Gefühl, was?«
    Mehr sagte sie nicht. Aber ihr Tonfall verriet ihm, dass sie ihn falsch verstanden hatte. Zumindest redete er sich das ein. Später am Abend, als er allein war und sie ihm eine SMS schickte: Liebe dich so sehr. Das ist für dich, und zusammen mit der SMS ein Foto, das sie eigentlich niemandem hätte schicken dürfen, war er nicht mehr so sicher.

Kapitel 23
    N ach der Versammlung der Robbenbeobachter, die Becca im South-Whidbey-Gemeindezentrum mitangesehen hatte, dachte sie über alles Mögliche nach. Vor allem aber dachte sie an Eddie Beddoe. Zusammen mit der Wut, die er an den Tag legte, ging ein Gefühl von Gewalt von ihm aus, und sie erinnerte sich an den Tag, als sie ihm am Sandy Point begegnet war. Sein Flüstern hatte sie töten, basta ... enthüllt, und damals hatte sie gedacht, das bezöge sich auf Diana Kinsale. Doch diese hatte ihr erklärt, dass es die Robbe war, die er töten wollte. Weil die Robbe angeblich für all seine Probleme verantwortlich war. So irrsinnig das klang.
    Aber das war ihm egal. Becca hatte Eddie Beddoes Aura

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