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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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traurig«, sagte Becca.
    Diana hob eine Augenbraue, und Becca wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Diana ahnte, dass mehr dahintersteckte.
    Also erzählte Becca ihr von den Latzhosen: drei Paar und dazu ein paar kleine T-Shirts und Schuhe. Diana versuchte es mit einer vernünftigen Erklärung: »Bist du denn sicher, dass es Sharlas Truhe ist? Wenn sie im Hühnerstall steht, gehört sie doch wahrscheinlich eher Ivar. Oder vielleicht haben sie beide ihre Sachen darin. Und Ivar hat eine Tochter. Sie heißt Steph und wohnt in Virginia.«
    »Nein«, sagte Becca. »In der Truhe waren nur Sachen von Sharla. Fotos, Kleider und andere Sachen.«
    »Sehr interessant.«
    »Außerdem habe ich mich gefragt ... na ja, haben Sie irgendetwas gespürt, als Sie bei ihr waren?«, und das war die einzige Anspielung auf Dianas Gabe und die Wirkung, die ihre Berührung auf andere Menschen hatte, die Becca sich erlaubte.
    »Ich habe große Traurigkeit gespürt«, antwortete Diana. »Also das Gleiche, was du auch gesehen hast. Aber ich habe schon seit Langem das Gefühl, dass Sharla auch viel Grund hat, traurig zu sein.«
    »Weil sie mit Eddie Beddoe verheiratet war?«
    »Damit hat es angefangen, ja. Aber es kamen wohl noch viele andere Dinge hinzu.«
    Was das für Dinge waren, behielt Diana in ihrer typischen geheimnisvollen Art für sich. Dass sie mehr wusste, daran hatte Becca nicht den geringsten Zweifel. Auch nicht daran, dass Diana der Meinung war, dass Becca King die Dinge selbst entdecken sollte. Becca dachte darüber nach und überlegte, was sie tun sollte, als sie auf dem Weg nach Langley am Cliff Motel vorbeikam. Doch als sie die Kurve auf der Camano Street entlangfuhr und ihr Blick auf das leere Grundstück neben den Motelparkplätzen fiel, waren diese Gedanken schnell vergessen.
    Dort spielten Derric und Josh »großer Bruder und kleiner Bruder«. Mit zusammengesuchten Materialien bauten sie sich im äußersten Winkel eine Art Unterschlupf. Man hörte immer wieder Hämmern und laute Rap-Musik.
    Und das war eine weitere Sache, vor der sie sich gedrückt hatte, dachte Becca. Sie hatte zwar das Gefühl, dass ihr gerade der Mut fehlte, um auf Derric zuzugehen, aber sie wusste, dass sie ihm eine Erklärung schuldig war. Danach würde er sie wahrscheinlich noch mehr hassen, aber da es zwischen ihnen ohnehin vorbei war, konnte es kaum noch schlimmer werden.
    Also ließ sie ihr Rad am Rande des Grundstücks stehen und überquerte den Rasen, wo die ersten neuen grünen Halme sprossen. Josh sah sie zuerst und rief: »Hey, Becca! Sieh dir das mal an! Das wird super!«
    Sie winkte ihm tapfer zu. Derric, der gerade einen Nagel in ein Brett schlug, warf ihr nur kurz einen Blick zu und sah dann wieder weg. Als sie die Kälte in seinen Augen spürte, hätte sie sich am liebsten auf dem Absatz umgedreht und wäre wieder weggegangen. Doch sie zwang sich weiterzugehen, und nachdem sie die Hütte, deren vielfältige Vorzüge Josh ihr demonstrierte, pflichtschuldig bewundert hatte, sagte sie zu dem kleinen Jungen: »Kann ich mal kurz mit Derric alleine sprechen?«
    Josh sah erst sie an und dann seinen »großen Bruder«. Dann sagte er: »Aber nicht lange, okay? Wir haben nämlich noch viel zu tun.«
    Becca erwiderte: »Nein, nicht lange.«
    Da sagte Josh: »Na gut«, und machte mit seinem Gehämmer weiter.
    Derric schien nicht gerade begeistert zu sein, dass er mit Becca sprechen musste, und Becca konnte es ihm nicht verdenken. Ihm die versteckten Briefe an seine Schwester zu bringen, war ein großer Fehler gewesen. Und es hatte dazu geführt, dass die Briefe jetzt für immer verloren waren. Ihr war klar, dass Derric ihr dafür nicht so bald würde vergeben können.
    Sie nahm den Kopfhörer der AUD-Box aus dem Ohr und sagte zu ihm: »Ich habe beim Wohltätigkeitsverein angerufen.«
    Ach ist ja toll... hätte ich bloß nicht... ging ihm durch den Kopf, und sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass er genau wusste, was jetzt kommen würde.
    Sie fuhr fort: »Der Abfall wird nach Coupeville gebracht. Aber am gleichen Tag wird er in Lastern schon von der Insel herunter und zu einem anderen Sammelplatz gefahren.«
    »Das ist ja eine tolle Entdeckung, Becca«, gab er zurück. »Das wusste ich längst. Meine Mom hat sich darum gekümmert.« Dumme Kuh... immer wieder macht sie Ärger... hätte ich bloß nie ... dann wäre sie niemals... hau ab , hau endlich ab, oder ich schwöre, ich werde ...
    »Hör doch mal zu«, unterbrach Becca seine Gedanken. »Seth

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