Wettlauf mit dem Tod
sich gedacht. »Sie hat ihn aufgehoben?«
Rowdy hob die Schultern. »Sie wollte, dass ich ihn für sie aufbewahre.«
Griffbereit im Kofferraum, falls sie unerwartet fliehen mussten.
Was wäre wohl geschehen, wenn Rowdy sich durch seine Gegenwart hätte aufscheuchen lassen? Was, wenn er sich einfach Pepper geschnappt hätte und mit ihr verschwunden wäre? Logan hätte sie verlieren können, bevor ihm überhaupt bewusst geworden war, wie viel sie ihm bedeutete.
Mit routinierter Lässigkeit ließ Rowdy das Magazin der Glock herausfallen, überprüfte es und schob es dann wieder zurück.
»Dieser schäbige kleine Bär ist das einzige Spielzeug, das sie jemals hatte. Als sie noch klein war, nahm sie ihn immer zum Schlafen mit ins Bett. Wenn unsere Eltern es gelegentlich mit der Sauferei übertrieben haben, hat sie den Bären immer versteckt.«
»Warum?«
»Weil sie nicht wollte, dass sie ihn ihr wegnehmen.«
So gemeine Dinge hatten sie getan? Der Großteil des Füllmaterials hatte sich in den Armen und Beinen des Teddys gesammelt, der Rumpf dagegen fühlte sich leer an und war ganz platt. »Hast du ihn für sie gekauft?«
Rowdy grinste schief. »Eigentlich habe ich ihn für sie gestohlen«, erwiderte er, ohne aufzusehen. »Unsere Eltern hielten nicht viel von Geschenken. Oh Mann, wenn wir mal Socken oder Unterwäsche von ihnen bekamen, dann war das für uns wie Weihnachten.« Er stützte sich auf die Kante des Kofferraums und ließ den Blick in die Ferne schweifen.
Logan konnte nachvollziehen, wie er sich fühlte. »Sie ist bei mir in Sicherheit.« Es war wichtig, dass Rowdy das wusste.
»Wenn du ihr noch einmal wehtust«, erklärte Rowdy, »dann bekommst du es mit mir zu tun.« Er richtete sich auf, nahm Logan den Bären ab, setzte ihn in eine Ecke gleich hinter die Munition und zog eine Decke über ihn. Dann überreichte er Logan drei Prepaidhandys, schlug die Kofferraumklappe zu und ging um den Wagen herum zur Fahrertür. »Nur damit du Bescheid weißt: Ich traue deinem Kumpel Reese nicht. Darum werde ich mir ein neues Auto besorgen. Wenn du also vorhattest, meine Spur zu verfolgen, muss ich dich leider enttäuschen.«
»Kapiert.« Rowdy wollte die Tür zuschlagen, doch Logan hielt sie fest und beugte sich zu ihm hinab. »Und nur damit du Bescheid weißt: Ich verlasse mich darauf, dass du genauso vertrauenswürdig und ehrenhaft bist, wie Pepper es glaubt.«
Rowdy lachte höhnisch.
»Wenn du irgendetwas herausfindest, dann informiere mich, bevor du etwas unternimmst.« Logan stand noch immer in die Autotür gebeugt. »Wenn du dahinterkommst, wer die Bombe gelegt hat, ob Morton überlebt hat oder nicht oder sonst etwas erfährst, dann lass es mich wissen. Spiel auf keinen Fall selbst den Ordnungshüter.«
»Geht klar.« Rowdy ließ den Wagen an. »Du hast meine Schwester. Ich werde mich also öfter melden, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Und wenn ich das tue, dann werde ich mit Pepper reden wollen. Also sieh zu, dass sie immer in deiner Nähe bleibt.«
Diese Anweisung kam Logan sehr entgegen, und wenn Pepper erfuhr, dass sie von ihrem Bruder stammte, würde sie sich vielleicht auch nicht so sehr dagegen sträuben. »Einverstanden.«
Rowdy legte die Hände aufs Lenkrad und nickte Logan noch einmal zu. »Du solltest jetzt vielleicht lieber wieder reingehen. Wie ich meine Schwester kenne, sorgt sie wahrscheinlich schon wieder für Wirbel.«
Logan kam es vor, als könne er die Geschwister von Minute zu Minute besser verstehen, und mit diesem Verständnis wuchs gleichzeitig sein Respekt vor Rowdy und seine tiefe Zuneigung zu Pepper. »Gute Fahrt«, wünschte er, schlug die Autotür zu und trat zurück. Rowdy fuhr davon.
Der finstere Nachthimmel schien tonnenschwer auf seinen Schultern zu lasten. Logan hoffte inständig, dass er das Richtige tat, denn sicher war er sich ganz und gar nicht. Seit er Pepper Yates kennengelernt hatte, war es schwierig geworden zu beurteilen, was »das Richtige« war.
Pepper trat aus dem Schlafzimmer, barfuß und nur mit einem übergroßen T-Shirt bekleidet, das die Länge eines kurzen Kleides hatte. Sie registrierte, dass beide Männer sie anstarrten. Sollten sie doch. Rowdy stattete ihre Notfallverstecke immer nur mit dem Allernötigsten aus. Eine opulente Garderobe gehörte nicht dazu. Sie hatte noch nicht einmal einen Badeanzug.
Aber sie wollte unbedingt schwimmen gehen, und sie war keine Gefangene. Also konnten die beiden sich ihre missbilligenden Blicke genauso gut
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