Wettlauf mit dem Tod
sparen.
Ihr waren sie jedenfalls egal.
Sie lenkte ihre Schritte ins Badezimmer und holte sich dort aus einem der Regale ein weißes Handtuch. Auch die Seife, die auf dem Waschbecken lag, nahm sie mit. Als sie wieder herauskam, erwarteten Reese und Dash sie schon. Die beiden schienen unschlüssig zu sein, wie sie reagieren sollten, und überlegten wohl, wie sie ihrer »Herr« werden könnten.
Ha! Sollten sie es doch mal versuchen. »Ich gehe schwimmen.«
Dash verstellte ihr den Weg. »Es ist dunkel draußen.« Dabei konnte er es sich nicht verkneifen, den Blick interessiert über ihren ganzen Körper wandern zu lassen, bevor er hastig den Kopf hob und ihr wieder in die Augen sah.
»Na und?« In ihrer Kindheit war sie Tag und Nacht im Fluss geschwommen, und meistens hatte sie sich nicht in einer Badewanne, sondern im kalten Flusswasser gewaschen. Sie schlängelte sich um ihn herum und stieß beinahe mit Reese zusammen.
»Geh mir aus dem Weg«, befahl sie ihm genervt.
Er gehorchte zwar, gesellte sich jedoch an ihre Seite und folgte ihr nach draußen. »Warum wartest du nicht auf Logan?«
»Weil ich ihn im Moment nicht sonderlich gut leiden kann.«
»Na gut. Aber dann …«
»Euch beide kann ich auch nicht ausstehen.«
»Was habe ich dir denn getan?«, ereiferte sich Dash und tat beleidigt. Er sah Logan zwar ähnlich, doch die beiden Brüder benahmen sich grundverschieden.
Reese wurde langsam ungehalten. »Es ist nicht ganz ungefährlich, nachts …«
»Unsinn. Ich bin eine gute Schwimmerin und brauche keinen Aufpasser.« Sie drehte sich um und erwischte Dash dabei, wie er ihr auf den Hintern glotzte. Ertappt lächelte er sie schelmisch an, doch sie ignorierte ihn einfach. »Nur damit ihr Bescheid wisst: Ich werde nackt baden, und ihr beiden werdet gefälligst hierbleiben und keine Stielaugen machen.«
Darauf wussten beide nichts zu erwidern, was ihr sehr recht war.
Als sie jedoch die Tür zur Veranda öffnete, klebten sie plötzlich wieder an ihr.
»Ich finde, nachts schwimmen zu gehen ist keine gute Idee«, verkündete Dash lautstark und zweifellos in der Absicht, von Logan gehört zu werden. »Im See gibt es Schlangen.«
Das brachte sie zum Lachen. »Soll das ein armseliger Versuch sein, einem kleinen Mädchen Angst einzujagen? Also bitte. Als ich noch klein war, waren die einzigen Haustiere, die ich hatte, Ratten und Schlangen. Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.«
»Tatsächlich?«, fragte Dash und trat erneut vor sie. »Also, das ist wirklich … traurig.«
Reese baute sich mit einem entnervten Knurren neben Dash auf. »Pepper, sei doch vernünftig. Das ist wirklich eine blöde Idee.«
»Leck mich.« Sie schickte sich an, sich an ihm vorbeizudrängeln, doch er ließ es nicht zu. Pepper durchbohrte ihn mit einem bitterbösen Blick. »Du solltest mir lieber aus dem Weg gehen.«
»Ist schon gut, Reese.«
Logan.
Pepper drehte sich nicht nach ihm um. Eigentlich hatte sie bei seiner Rückkehr schon im Wasser sein wollen, aber was soll’s, sie war ja anpassungsfähig. Bei dem Leben, das sie führte, war das überlebensnotwendig.
Reese trat mit großem Getue zur Seite. Pepper schob sich an Dash vorbei und setzte den Weg den Hügel hinab zum Wasser fort. Sie konnte das kühle, feuchte Gras unter ihren Fußsohlen spüren. Sie wusste, dass Logan ihr folgte. Auch Dashs intensive Blicke hatte sie quasi körperlich spüren können, doch bei Logan war es noch ganz anders.
Wenn er sie ansah, dann fühlte sie seine Blicke nicht nur, sondern nahm sie mit jeder Faser ihres Körpers wahr.
»Du solltest lieber auf dem Pfad bleiben«, sagte seine Stimme direkt hinter ihr. »Hier liegen überall Äste und Steine herum, auf die du treten und dich verletzen könntest.«
Der »Pfad« war in der Finsternis nur schwer auszumachen, und so ging sie vorsichtig weiter und setzte jeden ihrer Schritte mit Bedacht.
»Der Steg ist recht stabil, doch die Flutlichter reichen nicht ganz bis dorthin.« Obwohl er sie nicht berührte, wusste sie, dass er ganz dicht bei ihr war. »Wenn wir angeln, nehmen wir normalerweise eine Laterne mit nach unten.«
»Ich war es schon mit drei gewohnt, von halb versunkenen Baumstümpfen ins Wasser zu springen, und das auch mitten in der Nacht. Ich glaube, ich kriege das hin.«
»Ganz wie du meinst.«
Es ärgerte sie, dass er so ruhig und betont sachlich blieb. Pepper lief auf den hölzernen Steg hinaus, blieb an der Kante stehen und zog sich das T-Shirt über den Kopf.
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