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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Hunde mit der Schnauze ganz dicht an ihr Gesicht heran und leckte ihr über die Lippen. Zwar wusste sie, dass er vermutlich nur noch einen Kekskrümel ergattern wollte, aber sie beschloss, diese zufällige Zärtlichkeit als Gute-Nacht-Kuss zu interpretieren.
    Früh am Morgen wachte sie auf. Es war zwar noch dunkel, aber durch eine Ritze im Holz der Hundehütte konnte sie das erste schwache Licht des Morgengrauens sehen. Es hatte die Farbe von reifen Aprikosen und breitete sich langsam am Himmel aus.
    Becca tat alles weh. Ihr Hals war steif von der Schlafposition, die sie zwischen den Hunden eingenommen hatte. Ihre Beine waren verspannt, ihr Rücken schmerzte und ihre Arme fühlten sich an, als hätte sie Gewichte gehoben. Sogar ihre Handgelenke taten ihr weh.
    Sie roch nach Hund und hatte großen Hunger. Sie lag da, den Kopf auf den Arm gestützt, und wünschte sich – mehr noch als eine warme Dusche –, sie hätte am Abend zuvor im Dairy-Queen -Schnellrestaurant ein oder zwei Hamburger gegessen. Dazu zwei Portionen Pommes und einen Erdbeermilchshake, und als Nachtisch noch ein Eis mit Schokolade.
    Langsam begann sie, sich zu bewegen. Die Hunde um sie herum rührten sich ebenfalls, gähnten ausgiebig und erfüllten die Luft mit ihrem Hundemundgeruch. Aber keiner von ihnen bellte. Sie gehörte nun zum Rudel und es gab keinen Grund, Alarm zu schlagen, wenn sie sich bewegte.
    Zum Abschied tätschelte Becca jeden Einzelnen von ihnen. Sie kannte ihre Namen nicht, außer Oscars, aber der war offenbar im Haus. Sie stießen sie mit ihren Nasen an, und ein Hund winselte, während ein anderer zu einem riesigen Edelstahltrog trottete, der im Halbdunkel schimmerte, und geräuschvoll zu trinken begann. Becca war ebenso durstig wie hungrig, aber auch wenn sie jetzt zum Rudel gehörte, hatte sie auf keinen Fall vor, mit ihnen aus demselben Trog zu trinken.
    An dem großen Busch neben der Einfahrt sammelte Becca ihre Satteltaschen wieder ein und zog ihr Fahrrad hervor. Im schwachen Licht konnte sie sehen, dass es ein Brombeerstrauch war, der wild und ungestutzt vor sich hin wucherte und noch die Früchte des Sommers trug. Doch sie hatte keine Zeit, ein paar Beeren zu pflücken, um ihren Hunger zu stillen. Diana Kinsale würde sicher bald auf den Beinen sein, und sie wollte es nicht riskieren, von ihr erwischt zu werden und ihre Fragen beantworten zu müssen.
    Sie schob ihr Rad auf die Straße und machte sich auf den Weg nach Langley, den sie sich am Vorabend auf der Karte angesehen hatte. Sie erwartete nicht viel angesichts dessen, was sie bisher von Whidbey Island gesehen hatte, aber sie hatte kaum eine andere Wahl. Wenn sie dort angekommen war, konnte sie immer noch entscheiden, was sie als Nächstes tun würde. Und als Erstes würde sie noch einmal versuchen, Laurel anzurufen.
    Sie erreichte das Ende der Clyde Street, auf der Diana wohnte, und legte einen kurzen Sprint ein, nachdem sie in die Sandy Point Road eingebogen war. Diese verlief parallel zur Saratoga-Passage, doch schon nach ein paar Minuten stellte Becca fest, dass die Straße genauso schlimm war wie die Bob Galbreath Road, nur ohne Kurven. Sie war kerzengerade, aber genauso hügelig und steil.
    Außerdem war es furchtbar kalt. Beccas Atem kam in dichten, weißen Wölkchen aus ihrem Mund, und bald war sie ganz dankbar für die Anstrengung des Bergauffahrens, denn auf diese Weise wurde ihr wenigstens warm. Das galt allerdings nicht für ihre Hände, die sie während der Fahrt abwechselnd warm pustete.
    Endlich erreichte sie das Ende der Straße, wo es nur noch nach links oder rechts weiterging. Vor ihr erstreckten sich scheunenartige Jahrmarktbuden und sie fuhr nach rechts weiter, denn laut Karte lag dort die Stadt. In diesem Augenblick sprang die Kette tatsächlich vom Zahnrad, Becca trat ins Leere, verletzte sich am gezackten Pedalrand und schrie vor Schmerz auf.
    Sie stieg vom Rad und sah sich die Bescherung an. Sie musste es irgendwie wieder zum Laufen bringen. Leider wusste sie nicht, warum die Kette abgesprungen war. Musste die Gangschaltung geölt werden? Musste sie die Kette reinigen? Oder irgendetwas ersetzen?
    Den Rest des Weges musste sie das Rad schieben, aber zum Glück war es nicht mehr weit. Endlich wurde die Straße ebener, und sie folgte ihrer Biegung. Schließlich breitete sich Langley im heller werdenden Licht des neuen Tages vor ihr aus. Der Ort war eingebettet in einen Wald, schlängelte sich einen Hügel hinab, auf dem hier und da ein Holzhaus

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