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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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seinem Kopf treiben zu lassen! Doch das Flüstern gestattete ihr diesen Zugang nicht. Allein der kurze Kontakt zwischen ihren Fingern hatte das möglich gemacht.
    Aber es gab auch ein Problem. Ganz gleich, was er fühlte und wie gerne sie dieses Gefühl mit ihm geteilt hätte: Becca wusste, dass Derric an einem finsteren Ort war. Und er musste von dort zurückkommen, zurück in die Welt und zurück zu den Menschen, die ihn liebten. Aber sie wusste auch, dass er das gar nicht wollte. Und ohne diesen Willen würde er für immer bleiben, wo er war.
    »Nein«, sagte sie zu ihm. »Derric, das geht nicht.«
    Werde, hörte sie ihn flüstern. Freude. Werde.
    Becca suchte Seth. Sie wollte, dass ihr jemand sagte, was sie mit dem neu gewonnenen Wissen über Derric anfangen sollte. Aber die einzigen beiden Menschen, die das gekonnt hätten, waren nicht da. Sie waren nicht zu erreichen, und das nicht nur vorübergehend. Ihre Großmutter war längst tot und begraben und Laurel hatte ein Handy, dessen Nummer Becca nicht kannte.
    Sie fand Seth im Foyer des Krankenhauses, wo er noch immer mit Hayley sprach. Sogar von der anderen Seite des Raumes aus konnte Becca die Intensität ihres Gesprächs spüren. Von keinem von beiden ging ein Flüstern aus, was bedeutete, dass sie sich ihr Flüstern sagten, und das war nicht gut.
    »Das ist damit gemeint, wenn jemand sagt, dass man erst nachdenken und dann sprechen soll«, hatte Beccas Großmutter ihr einmal gesagt. »Tu nie beides gleichzeitig.«
    Aber Seth und Hayley taten gerade genau das, und dabei konnte nichts Gutes herauskommen.
    Becca ging zu ihnen. Sie musste wenigstens Seth retten, wenn ihr das schon bei Derric nicht gelang. »Hallo. Wir können jetzt gehen«, sagte sie und tat dabei so, als hätte sie gar nicht gemerkt, dass sich die beiden stritten.
    »Eine Minute noch, ja?«, bat Seth, und dann drang ein Flüstern an Beccas Ohr. Es klang wie: zwing mich nicht , und Becca wollte schon fragen: »Zwing dich nicht wozu?«, aber sie konnte es sich verkneifen und sagte stattdessen: »Na gut. Ich warte da vorne«, und zeigte auf einen künstlichen Philodendronbusch auf der anderen Seite des Raumes, in sicherer Entfernung. Seth gab keine Antwort, ebenso wenig wie Hayley. Sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Becca ging zu dem Stuhl neben der Plastikpflanze. Aber dann geschah das, was sie unbedingt hatte vermeiden wollen. Derrics Vater kam in den Eingangsbereich. Er trug seine Sheriffuniform und er war nicht allein. Jenn McDaniels war bei ihm. Als sie Seth und Hayley sahen, gingen sie zu ihnen, und das war Beccas Glück.
    Der letzte Mensch, dem sie begegnen wollte, war der stellvertretende Sheriff von Whidbey Island, und wenn er tausendmal Derrics Vater war. Sie konnte es sich nicht leisten, seine Aufmerksamkeit zu erregen, solange das Problem mit Jeff Corrie noch nicht gelöst war.
    Wenn sie durch den Hauptausgang hinaus wollte, konnte sie das Foyer nicht verlassen, ohne gesehen zu werden. Also ging sie mit gesenktem Kopf in die andere Richtung und weiter in das Krankenhaus hinein. Hier musste noch irgendwo anders ein Ausgang sein, dachte sie sich. Sie musste ihn nur finden, und zwar bald.
    Schließlich kam sie zur Notaufnahme, nachdem sie durch die Tür gestürmt war wie ein Verbrecher auf der Flucht. Und dort strömte eine Vielzahl von Geräuschen auf sie ein. Flüstern und Gesprochenes. Von überall zugleich.
    Hinter einem mit Vorhang abgeteilten Bett schrie jemand vor Schmerz. Ein anderer rief: »Mein Kopf tut so weh!«, und aus einem Lautsprecher ertönte: »Dr. Shapiro, Dr. La Rue.«
    All diese Stimmfetzen sprangen sie an wie Paintball-Munition, die auf sie abgeschossen wurde, und bald konnte Becca kaum noch atmen, geschweige denn denken. Sie wusste nur, dass sie hier rausmusste, und schließlich sah sie in der Ferne eine Glastür. Auf die rannte sie zu und gelangte endlich ins Freie.
    Sie fühlte sich, als hätte sie einen Asthmaanfall. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Brust langsam entspannte und sie wieder normal atmen konnte. Als sie sich besser fühlte, machte sie sich auf die Suche nach der Bushaltestelle. Sie konnte nicht darauf warten, dass Seth sie nach Langley zurückbrachte. Erstens war der Sheriff bei ihm, zweitens würde Jenn nur Ärger machen, und drittens war er viel zu sehr mit Hayley beschäftigt. Wer wusste, wie lange es dauern würde, bis Seth überhaupt merkte, dass Becca nicht mehr da war, und sich fragte, wo sie hingegangen war.
    Die

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