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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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verschlafen, ob einige seiner blauen Karos in der Hitze des Liebesspiels auf ihrer Haut aufgedampft worden waren. Oder war es eine Narbe?
    Doch da wachte sie auf und zog im Mondschein die Decke über sich. Sie lächelte ihn halb träumend an und murmelte: »Yeros, mein Heros.«
    Andererseits konnte sie unglaublich wütend werden.
    Â»Es würde mich nicht wundern, wenn die Roulade, die du gerade mit gedankenloser Selbstverständlichkeit verschlingst, von einem Schwein heruntergeschnitten wäre«, bäffte sie ihn einmal an.
    Â»Nur weil du schon gegessen hast, musst du mir nicht den Appetit verderben«, protestierte er sanft. Freie Tiere kamen in seiner Heimat nicht sehr häufig vor, und die wenigen, die er in Shiz kennengelernt hatte, ausgenommen die im Philosophischen Club in jener Nacht, hatten keinen großen Eindruck auf ihn gemacht. Das Elend der Tiere berührte ihn nicht sehr.
    Â»Deshalb sollte man sich nicht verlieben. Die Liebe macht einen blind, sie ist ein bösartiger Wahnsinn.«
    Â»Jetzt hast du mir das Essen verleidet.« Er verfütterte den Rest der Roulade an Mulki. »Was um alles in der Welt weißt du vom Bösen? Du bist doch nur eine kleine Nummer in diesem Rebellennetzwerk, nicht wahr? Eine Anfängerin.«
    Â»Eines weiß ich: Die Bosheit der Männer kommt von der Dummheit und Blindheit, die ihre Macht erzeugt«, sagte sie.
    Â»Und was ist mit den Frauen?«
    Â»Frauen sind schwächer, aber ihre Schwäche ist voller List und einer genauso großen moralischen Rigidität. Da ihr Wirkungskreiskleiner ist, ist auch ihre Fähigkeit, echten Schaden anzurichten, weniger besorgniserregend. Sie gehen mehr auf andere ein, sind aber auch hinterhältiger.«
    Â»Und was ist mit meiner Fähigkeit zum Bösen?«, fragte Fiyero, der sich mitgemeint und daher unbehaglich fühlte. »Und mit deiner?«
    Â»Fiyeros Fähigkeit zum Bösen liegt darin, dass er zu krampfhaft an die Fähigkeit zum Guten glaubt.«
    Â»Und deine?«
    Â»Meine liegt darin, dass ich in Epigrammen denke.«
    Â»Du lässt dich billig davonkommen«, sagte er leicht verärgert. »Hat dein geheimes Netzwerk dich dafür rekrutiert? Dass du geistreiche Epigramme von dir gibst?«
    Â»Oh, es sind große Dinge im Schwange«, sagte sie mit untypischer Offenheit. »Ich werde nicht im Mittelpunkt stehen, aber ich werde am Rande mitwirken, glaube mir.«
    Â»Was meinst du damit? Einen Staatsstreich?«
    Â»Kümmere dich nicht darum, dann bleibst du ohne Schuld. Genau wie du es dir wünschst.« Das war gemein von ihr.
    Â»Ein Attentat? Und wenn du nun irgendeinen großen Schlächter umbringst? Was bist du dann? Eine Heilige? Eine Heilige der Revolution? Oder eine Märtyrerin, wenn du bei der Aktion umkommst?«
    Sie gab keine Antwort. Sie schüttelte gereizt ihren schmalen Kopf und schleuderte dann den Rosenschal durch den Raum, als ob er sie ärgerte.
    Â»Wenn nun ein unschuldiger Passant umkommt, obwohl du es auf den Schlächter abgesehen hast?«
    Â»Ich weiß nichts über Märtyrer und mache mir nichts aus ihnen«, sagte sie. »Das alles riecht nach einem höheren Sinn, einem großen Schöpfungsplan – und daran glaube ich nicht. Wenn wir nicht einmal den Sinn des Tagtäglichen verstehen können, wie dann irgendeinen höheren Sinn? Aber wenn ich an den Märtyrertod glauben würde, dann würde ich vermutlich sagen, dass man nur ein Märtyrer sein kann, wenn man weiß, wofür man stirbt, und sich frei dafür entscheidet.«
    Â»Mit unschuldigen Opfern wird also doch gerechnet. Die sich nicht frei entscheiden, aber leider in der Schusslinie stehen.«
    Â»Es kann … es wird … Unfälle geben, vermute ich.«
    Â»Kann es in deinem erlauchten Kreis Trauer geben, Bedauern? Gibt es so etwas wie einen Fehler? Ist so etwas wie eine Tragödie denkbar?«
    Â»Fiyero, du alter Meckerer, die Tragödie ist überall! Sich Sorgen um geringere Dinge zu machen, lenkt nur davon ab. Jeder, der in diesem Kampf fällt, geht auf ihr Konto, nicht auf unseres. Wir wollen die Gewalt nicht, aber wir leugnen nicht, dass es sie gibt – wie denn auch, wenn ihre Wirkungen überall offenbar sind? Das zu leugnen ist eine Sünde, sofern es so was wie Sünde gibt.«
    Â»Aha, jetzt habe ich das Wort gehört, mit dem ich aus deinem Munde nie gerechnet

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