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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Deutschland genetischen Hausputz machen wollte (entschuldige die flapsige Ausdrucksweise) – Eugenik in ganz großem Stil –, wandte ich mich nicht an irgendwelche Mittelsmänner. Ich schrieb direkt an den Präsidenten. Ich erklärte ihm, dass Amerika wahrscheinlich einen genetisch höherwertigen Soldaten entwickeln könne, ohne dass dazu Pogrome und Konzentrationslager nötig seien. Wir brauchten nichts weiter als eine ausreichende Finanzierung, den Willen dazu, und den richtigen Mann, die Forschung zu leiten: Dr. Roderick C. Hanley.
    Ich hatte ja keine Ahnung, dass Albert Einstein gerade einen ähnlichen Brief an Roosevelt schrieb, bei dem es um die Entwicklung der Atombombe ging.
    Wie schon gesagt, das wäre alles im Sande verlaufen, wenn Hitler sich auf Deutschland beschränkt hätte. Aber sein Einmarsch in Polen im September veranlasste Roosevelt dazu, zwei geheime Forschungsprojekte zu genehmigen. Das Atomprogramm bekam den Codenamen »Manhattan« und wurde Oppenheimer, Fermi, Teller und Bohr anvertraut. Das Eugenikprogramm lag in den Händen von mir und einem blitzgescheiten jungen Mediziner namens Edward Derr. Unser Projekt bekam den Codenamen »Genesis«.
    Unsere finanzielle Ausstattung war mehr als dürftig, aber das spielte keine Rolle. Wenn das Geld von der Regierung nicht ausreichte, schoss ich eben eigenes Kapital zu. Es ging mir nicht ums Geld. Davon hatte ich mehr als ich ausgeben konnte. Es ging mir nur darum, es zu tun.
    Es ist mit sehr wichtig, dass du diesen Teil meiner Persönlichkeit verstehst, Jim. Das war unerforschtes Gebiet, jungfräulicher Boden, terra incognita, so etwa wie Roald Amundsen, der die ersten Fußspuren im Schnee am Südpol hinterlassen hat. Ich wollte der Erste sein. Man kann das Pioniergeist nennen, andere würden vielleicht Monomanie dazu sagen. Nenn es, wie du willst, ich wollte das tun, was niemand vor mir getan hatte.
    Wenn ich einmal mit einem Projekt begonnen habe, gibt es keine Möglichkeit, mich zu bremsen. Das Projekt Genesis machte da keine Ausnahme. Ich habe sogar Derr mit meiner Manie angesteckt. Wir arbeiteten wie die Automaten, manchmal ganze Tage ohne Pause hindurch, ganze Wochen ohne Unterlass. Es gab keinen Druck von der Regierung. Das war noch zwei Jahre vor Pearl Harbor. Wir mussten keine Termine einhalten. Der einzige Druck kam von uns selbst.
    Weißt du, in gewisser Weise versuchten wir, das Rad neu zu erfinden. Zuerst sahen wir uns natürliche Auslese an, die Art und Weise, wie die Natur die bestangepasste Spezies in einer bestimmten ökologischen Nische eingerichtet hat, und versuchten das auf einen Soldaten im Kampfeinsatz zu übertragen. Wir entwarfen innerhalb kürzester Zeit Theorien und mögliche Lösungen für das Problem, einen Supersoldaten zu züchten, aber in allen Fällen ergab sich das Problem, dass eine Überprüfung der Hypothesen erst nach mehreren Generationen möglich war.
    Also verwarfen wir sie.
    Die ganze Idee der selektiven Züchtung gefiel mir sowieso nicht. Diesem Unbehagen lag zweifellos auch meine ungeduldige Natur zugrunde. Ich wollte augenblickliche Ergebnisse, nicht erst in ein paar Generationen. Vor allem schien aber die Zufälligkeit genetischer Mischprodukte ein unüberwindliches Hindernis.
    Lass uns bei ein paar Grundlagen anfangen.
    Jede menschliche Zelle ist diploid, dass heißt, sie besitzt sechsundvierzig Chromosome. Die Kombinationen und Abfolgen der Gene in diesen Chromosomen ergeben den Genotyp, der wiederum den Phänotyp bestimmt, die physischen Ausprägungen dieser Gene, also die körperlichen Eigenschaften jeder einzelnen Person: Geschlecht, Hautfarbe, Statur, in gewissem Maße sogar die Persönlichkeit. Wenn die Anwesenheit eines bestimmten Gens alles wäre, was nötig wäre, um den Supersoldaten zu erschaffen, dann wäre alles einfach – Zuchtprogramme nach eugenischen Regeln würden eine hohe Erfolgsquote haben.
    Bedauerlicherweise ist das aber nicht der Fall. Der Phänotyp eines Supersoldaten muss sich zwangsweise aus einem hochspezifischen und außergewöhnlich komplexen Genotyp ergeben, der für solche Charakteristika wie stabile Knochenstruktur, stark ausgeprägte Muskulatur, bewegliche Gliedmaßen, schnelle Reflexe, schwach ausgebildetes Schmerzempfinden, gefügige, aber aggressive Persönlichkeitsstruktur und so weiter sorgt.
    Und da versagt die ganze Idee der selektiven Züchtung. Es ist nun einmal so, dass wir Säugetiere uns dadurch reproduzieren, dass eine weibliche Keimzelle (ein Ovum) mit einer

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