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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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es nicht. Vielleicht bist du ein Teil der Gleichung. Ich will gar nicht so tun, als würde ich verstehen, warum er tut, was er tut. Manchmal frage ich mich, ob er selbst das weiß. Aber er ist alles, was wir haben. Und wenn er sagt, dass wir diese Metallstücke aus Rumänien brauchen und dass ich als Einziger noch da bin, um sie zu holen, dann werde ich mein Möglichstes versuchen. Und wenn er sagt, dass du wichtig für die Lösung zu dem bist, was da mit der Welt geschieht, dann akzeptiere ich das so. Er hat uns bisher nicht enttäuscht.«
    »Teil der Gleichung.« Sie erstickte fast an den Worten. »Ich war Teil einer Art Gleichung, seit ich schwanger geworden bin und den Körper geliefert habe, der es diesem … diesem Monster ermöglicht hat, wieder in diese Welt zurückzukommen.« Ihre Stimme brach. »Er hat mir mein Baby genommen, Bill! Er hat den, der mein wirkliches Baby gewesen wäre, verdrängt und hat seinen winzigen Körper okkupiert. Und jetzt nimmt er mir dich weg!«
    Sie spürte, wie sich Bills Arme um ihre Schultern legten und sie fest an sich drückten. Sein Flanellhemd roch leicht nach Desinfektionsmittel und als sich der raue Stoff gegen ihre Wange presste, kam ihr der alberne Gedanke in den Kopf, dass er Weichspüler benutzen sollte. Sie schlang ihre Arme um seine Taille und drängte sich näher an ihn. Wenn sie ihn einfach weiter hier so festhalten könnte, dann wäre es bald zu spät für ihn, noch zu gehen, und dann würde sie ihn nicht verlieren.
    In diesem Moment wurde ihr klar, wie sehr sie ihn begehrte. Nicht wie beim letzten Mal, damals, 1968, als der Widersacher, der sich in ihrem Schoß breitgemacht hatte, sie manipuliert hatte, um Bill dazu zu bringen, seinen Gelübden zuwiderzuhandeln. Das war Lust gewesen, von außen gesteuerte Lust. Das jetzt war etwas anderes. Das war Liebe. Eine alte Liebe, die einen langen, gewundenen Weg hinter sich hatte, von der Jugendliebe, als sie als Teenager miteinander ausgegangen waren, hin zu etwas Tiefem und Wahrem. In gewisser Weise hatte sie Bill wohl schon immer geliebt. Und jetzt, wo er sich von der Kirche und seinem alten Glauben losgesagt hatte, jetzt, wo die Barrieren seiner Priesterschaft nicht mehr existierten, jetzt schien er ihr wieder wirklich, wieder aus Fleisch und Blut. Sie hätte ihm gern gesagt, wie sie sich fühlte, aber die Jahrzehnte alte Erinnerung an diesen demütigenden Versuch einer Verführung hallte noch in ihr nach und ließ sie schweigen.
    Und doch, wenn sie es ihm jetzt nicht sagte, würde sie je wieder eine Möglichkeit dazu bekommen?
    Jacks Stimme zerstörte den Augenblick. »Die Zeit drängt, Bill. Wir müssen auf dem Weg noch einen Zwischenstopp in Monroe einlegen.«
    Monroe … Ihre Heimatstadt. Und auch die von Bill. Da, wo Rasalom bei der Empfängnis den Körper ihres Kindes okkupiert hatte. Der Ansturm der Erinnerungen wurde unterbrochen, als sich Bill von ihr losmachte.
    »Ich muss los, Carol.«
    Er machte Anstalten, sie auf die Stirn zu küssen. Aus einem Impuls heraus hob Carol das Gesicht und küsste ihn auf die Lippen. So, wie er zurückwich und sie ansah, wurde deutlich, dass auch er 1968 nicht vergessen hatte.
    »Komm zu mir zurück, Bill«, sagte sie leise. »Ich will dich nicht auch noch verlieren.«
    Er schluckte und nickte. »Gut. Ja.« Seine Stimme klang wie Schmirgelpapier. »Ich werde zurückkommen. Dann können wir uns weiter darüber unterhalten.« Er hob seine Reisetasche und wandte sich zur Tür, blieb dann aber stehen und drehte sich um. »Ich liebe dich, Carol. Ich glaube, es gibt keinen Moment, an dem ich das nicht getan habe.«
    Und dann war er gegangen. Aber seine Abschiedsworte hingen weiter im Raum und bescherten Carol ein verwirrendes Gefühlschaos. Sie hätte am liebsten vor Freude aufgelacht, stattdessen setzte sie sich auf die Bettkante und weinte.
    Long Island
    Jack brauchte länger als geplant, um nach Monroe zu kommen. Der Verkehr stadtauswärts auf dem Long Island Expressway war sehr dicht. Vielleicht dachten die Leute alle, draußen auf der Insel wäre die Lage nicht so schlimm. Er hatte heute Morgen mit Doktor Bulmer telefoniert und aus dem, was der gesagt hatte, schloss er, dass es dort auch nicht ruhiger zugegangen war.
    Er versuchte, so schnell voranzukommen, wie nur eben möglich. Nick saß auf der Rückbank, sein Zombieblick starr geradeaus gerichtet. Als Gesellschaft war Bill nicht viel besser. Er saß auf dem Beifahrersitz und schwieg. Er blickte aus dem Fenster und war

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