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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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hundert Prozent hinter ihr stehen würde. Aber die anderen … Sie sah sich um. Carol, Bill, Jack, Glaeken – alle warteten darauf, dass sie handelte.
    Wie konnten sie das von ihr erwarten? Sie hatte bereits Alan verloren. Wie konnten sie sie darum bitten, auch noch Jeffy aufs Spiel zu setzen?
    Doch das konnten sie. Und das taten sie. Und in Anbetracht dessen, was auf dem Spiel stand, wie könnten sie das nicht tun?
    Auch Jeffy schien die Blicke zu bemerken. Er wandte seinen Blick von dem Knauf ab – er hatte ihn angestarrt, seit Bill ihn ausgewickelt hatte – und wandte sich an Sylvia.
    »Warum sehen die uns alle so an, Mama?«
    Sylvia versuchte etwas zu sagen, aber ihr versagte die Stimme. Sie räusperte sich und versuchte es erneut.
    »Sie wollen, dass du etwas tust, Jeffy.«
    Er sah sich um in die erwartungsvollen Gesichter. »Was denn?«
    »Sie wollen, dass du …« Sie sah Glaeken an. »Was muss er denn tun?«
    »Er muss es einfach nur berühren. Das ist alles, was nötig ist.«
    »Sie wollen, dass du das Kreuz anfasst. Es wird …«
    »Ja sicher!«
    Jeffy wollte sich von ihr losmachen. Er war ganz begierig, das glänzende Objekt zu berühren. Sylvia zog ihn zurück.
    »Warte, Liebling. Du musst wissen … Es könnte dir wehtun.«
    »Dem Mann hat es aber auch nicht wehgetan«, sagte er und deutete auf Bill.
    »Das stimmt. Aber für dich ist das etwas anderes. Das Kreuz wird dir etwas wegnehmen und wenn du das verloren hast, dann … Du wirst dann vielleicht nicht mehr der Gleiche sein.«
    Er sah sie verwirrt an.
    »Du bist dann vielleicht so, wie du vorher warst, in der Zeit, an die du dich nicht erinnern kannst.« Wie erklärte man so etwas einem Neunjährigen? »Du hast damals nicht gesprochen, du kanntest kaum deinen Namen. Ich … ich will nicht, dass du wieder so wirst.«
    Sein Lächeln war lebhaft, fast strahlend. »Mach dir keine Sorgen, Mama. Mir wird es gut gehen.«
    Sylvia wünschte, sie hätte nur einen Bruchteil seines Vertrauens, aber sie hatte ein sehr ungutes Gefühl, was das hier anging. Aber wenn sie ihn jetzt zurückhielt, wenn sie ihn nicht in die Nähe dieses Schwertknaufes ließ, wofür war Alan dann gestorben? Er war in den Tod gegangen, um sie und Jeffy zu beschützen. Wie konnte sie Jeffy jetzt zurückhalten und ihn – und alle anderen – zu einem kurzen Leben und einem brutalen Tod in einer Welt ewiger Dunkelheit verurteilen?
    Aber es bestand das Risiko, dass Jeffy dieses Funkeln der Intelligenz in seinen Augen verlor und wieder als autistisches Kind leben musste.
    Was soll ich tun?
    Sie zwang ihre Hände dazu, ihn loszulassen. Sie redete, bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte.
    »Geh, Jeffy. Tu es. Fass es an.«
    Er sprang weg von ihr, er war begierig, zu dem glänzenden Metallding auf dem Tisch zu kommen. Er überbrückte die Entfernung in Windeseile, griff zu und schloss ohne jedes Zögern seine kleinen Hände um den Schwertknauf.
    Für einen Augenblick schien seine Hand zu glühen, dann schrie er mit schriller Stimme auf. Ein heftiges Zucken durchfuhr ihn, dann war er still.
    Was ist das?
    Eine Störung. Ein nicht da hingehörendes Kräuseln rast durch Rasaloms Bewusstsein und stört die brodelnde Perfektion der alles umgebenden Angst und Qual.
    Etwas ist passiert.
    Rasalom durchforscht die oberen Gefilde auf der Suche nach dem Grund. Es gibt nur einen möglichen Ort, wo das herkommen kann – Glaekens Haus.
    Und da findet er auch den Auslöser.
    Die Waffe. Es ist Glaeken gelungen, die Teile wieder zusammenzufügen. Er hat sie tatsächlich wieder aufgeladen. Das ist es, was Rasalom gefühlt hat.
    Aber schon jetzt ebbt das Gefühl wieder ab.
    So viel Hoffnung ist in diesem Raum versammelt, eine unerträgliche Menge. Aber darin ist auch außergewöhnliches Leid angelegt. Wie wundervoll wird es sein, die zerstörten Überreste dieser Hoffnung in einer eisigen Konzentration von Angst und Schrecken in sich aufzusaugen. wenn ihnen klar wird, dass sie versagt haben.
    Denn es ist zu spät für sie. Viel zu spät. Diese Welt ist vor Glaekens Verbündetem verborgen. Da kann er hundert, sogar tausend dieser Waffen zusammensetzen, es macht keinen Unterschied. Die endlose Nacht ist über die Welt gekommen. Eine dunkle, undurchdringliche Barriere. Es kann keinen Kontakt, keine Vereinigung von Glaeken mit der anderen Macht geben.
    Soll er es doch versuchen. Soll sein armseliger Zirkel doch hoffen. Es wird ihr schlussendliches Versagen nur umso schmerzhafter machen.
    Na also.

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