Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt
kommen sie nur ein bisschen Urlaub bei uns machen.«
»Und warum können wir nicht einfach schwedische Handwerker nehmen?«, hake ich nach.
»Schwedische Handwerker? Bist du wahnsinnig?«, sagt Mutter, als wären schwedische Handwerker die Mensch gewordene Armee des Leibhaftigen. »Soll ich irgendeinem alten schwedischen Knacker fünfhundert Kronen dafür bezahlen, dass er sich unser Badezimmer anguckt, um mir dann zu sagen, dass er keine Zeit hat, es zu machen? Schwedische Handwerker, idż mi stąd! « Für Nichtpolen: »Geh mir weg mit schwedischen Handwerkern!« oder: »Wag es nie wieder, schwedische Handwerker auch nur zu erwähnen!«
# 241 Akzeptiere auch dann, wenn es billiger, einfacher und logischer wäre, die Renovierung deines Badezimmers oder deiner Küche einem schwedischen Handwerker anzuvertrauen, dass es besser ist, zwei polnische Handwerker anzuheuern und ihnen zusätzlich die Fähre, das Essen und alles andere zu bezahlen, was nötig ist, damit sie die Arbeit überhaupt machen können – auch wenn es GEGEN DAS GESETZ ist.
Es riecht alles so sehr nach Katastrophe, dass ich wider besseres Wissen keine Ruhe geben kann.
»Und wer sind Pan weiß der Kuckuck und Pan soundso?«
»Pan Bogusław hat Jadwiga geholfen, als sie ihr Haus in Deutschland gebaut haben«, sagt Mutter, und ich kann die Verärgerung in ihrer Stimme aufsteigen hören. Es klingt nach der schwedischen Inquisition. »Jadwiga sagt, er hat sehr gute Arbeit geleistet – und Pan Maciej ist sein Schwager.«
Mutter reicht mir einen riesigen Kachelschneider.
»Versteck das hier in deiner Tasche!«
Es gelingt mir nur mit großer Mühe, das sperrige Monstrum zwischen meinen Kleidern, meinem Kulturbeutel und Celestynas Kaninchen in der Reisetasche unterzubringen.
»Und was waren das für Arbeiten, die Pan Bogusław bei Jadwiga gemacht hat?«
»Er hat ihr Wohnzimmer gestrichen«, presst Mutter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Aber Wände anstreichen und ein Badezimmer kacheln ist doch nicht dasselbe!«, protestiere ich. »Oder eine Küche bauen! Niemand kann doch …«
Mutter wirft mir einen letzten wütenden Blick zu, bevor sie den Kofferraumdeckel des Olvos zuschlägt. »Mach dich nicht lächerlich! Polnische Handwerker können alles!«
Ein paar Stunden später stehen wir in der Schlange, die sich träge auf die weit aufgerissene Heckklappe der Fähre zubewegt. Um Geld zu sparen, nehmen wir die Tagfähre, da brauchen wir keine Kabine. An meinem Fenster rollen die gewaltigen Reifen eines LKWs vorbei. Die Sicht ist mir zur Hälfte von der dicken Decke versperrt, die zwischen meinen Beinen klemmt, weil es dafür keinen anderen Platz mehr gab. Außerdem sind darin Werkzeuge versteckt, die mir durch die Decke hindurch hart gegen die Oberschenkel drücken.
Wir fahren auf die nach Diesel stinkende Fähre, und ich kann mich endlich aus dem Auto winden. Weil Mutter glaubt, dass Polenfähren von Dieben betrieben werden, die andere Diebe über die Ostsee befördern, müssen wir alles mitnehmen, was Mutter für wertvoll hält. Es ist gefährlich, Sachen im verschlossenen Auto zu lassen. Ich wende ein, dass nach der Abfahrt das Betreten des Parkdecks verboten ist, man also auch nichts aus dem Auto stehlen kann, aber Mutter findet, dass das verbotene Parkdeck ihre Theorie von den zwei Diebesbanden nur bestätigt. Am liebsten würde sie während der ganzen Überfahrt im Auto bleiben.
»Entschuldigung! Verzeihung! Entschuldigung! Verzeihung …«, murmle ich allen zu, deren Leben ich auf den schrecklich steilen Treppen nach oben gefährde. Manche protestieren, aber ich tue so, als wäre ich blind und taub hinter dem Gebirge von Gepäckstücken, das ich vor mir hertrage und das Gott sei Dank mein Gesicht verdeckt.
Als wir endlich das Aussichtsdeck erreichen, sind alle Bänke, Stühle und Liegestühle schon besetzt, also lasse ich mich zwischen dem Restaurant und dem Duty-Free-Shopnieder. Ich sitze auf einer Tasche, Mutter auf einer anderen neben mir. In einer Plastiktüte hat sie unser Essen und eine Thermoskanne. Sie bietet mir ein hart gekochtes Ei an, aber ich schüttle den Kopf. Polen können nicht ohne hart gekochte Eier reisen, ein Zwang, dessen genetische Ursache die Wissenschaft noch ergründen wird, da bin ich mir hundertprozentig sicher.
»Und wie sehen sie aus?«, frage ich.
»Wer?«
Mutter holt eine Tomate aus der Tüte und beißt hinein.
»Pan Bogusław und Pan Maciej.«
»Wir treffen uns um eins vorm
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