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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Orden verleihen?«
    »Willy Gies und seinen Freunden für die Gründung von Schalke anno 1904.«
    Und wer ist Ihre Lieblingsfigur in der Geschichte?
    »Ernst Kuzorra.«
    Rudi Assauer ist zurück. Am 1. April 1993 übernimmt er den Managerposten bei Schalke ein zweites Mal, diesmal von Helmut Kremers, der zum dritten Mal entlassen wird. Jetzt will es Assauer allen beweisen. Noch einmal Schalke – von dieser Aufgabe hat er zuvor heimlich geträumt. Nun will er die Schmach seines Scheiterns von 1986 tilgen, doch erst einmal muss er Schulden tilgen. Assauer ist zurück. Willkommen im Chaos.
    »Damals sind alle im Verein mit Benzingutscheinen, Tankkarten und Autotelefonen ausgestattet worden. Nahezu jeder Wunsch wurde den Spielern erfüllt, kuriose Versprechungen gemacht. Die Mannschaft ist immer mit einer Chartermaschine zu den Auswärtsspielen geflogen. Und dann haben sich alle gewundert, dass der Verein am Boden lag. Als die Spieler nach einem Heimspiel im Parkstadion ihre Trikots in die Nordkurve schleuderten, war das für die Fans ja eine feine Geschichte. Aber ich bin richtig giftig geworden und habe angeordnet: ›Der Verlust der Trikots wird allen Spielern von ihrem Gehalt abgezogen.‹«
    Gemeinsam mit Geschäftsführer Peter Peters macht sich der neue, alte Manager an den Schuldenabbau. Sie läuten einen radikalen Sparkurs ein. So schön es für Assauer ist, dass ihn Günter Eichberg zurückgeholt hat, so bedrückend stellt sich die Lage des Vereins dar, die der Klinikbetreiber zu verantworten hat. Wegen seiner verschwenderischen Finanzpolitik wurde Eichberg, von 1989 bis 1993 Präsident, auch »Sonnenkönig« genannt. Am Ende seiner Regentschaft lagen dunkle Wolken auf Schalke.
    »Auf ’nem Bierdeckel standen die Verträge drauf oder auf irgendwelchen Zetteln – obwohl es das Jahr 1993 war und nicht 1893. Einfach irre. Bierdeckelverträge, Serviettenverträge – und wir hatten die ganzen Personalkosten am Bein. Dazu all diese Bonusgeschichten. Der eine Spieler kam zu mir, weil er noch auf einen versprochenen Neuwagen wartete, dem anderen sollte der Umzug bezahlt werden. Es nahm kein Ende. Ich erinnere mich noch, dass einmal eine Rechnung von BP ins Büro flatterte über schlappe 5000 Mark. Ich habe meine Leute gefragt, ob die eine Cessna im Parkstadion versteckt hätten. Die Lösung war: Es gab Tankkarten. Jeder konnte frisch, fromm, fröhlich tanken und dann auch noch seine Verwandten bedienen – dabei trugen alle natürlich Schalke im Herzen. Ich habe dieses Bonussystem gestrichen und bekam sofort einen Anruf von Udo Lattek, unserem Extrainer. ›Assi, das kannste doch nicht machen‹, sagte er am Telefon zu mir. ›Doch‹, sagte ich.«
    Der Umsatz des FC Schalke beträgt in der Saison, in der Assauer zurückkehrt, knapp 23 Millionen Mark. Der Manager, nach kurzer Zeit auch mit Sitz und Stimme im Vorstand ausgestattet, steigert den Betrag vorsichtig und kontinuierlich, von Jahr zu Jahr, um ein paar Millionen im einstelligen Bereich. Der Quantensprung gelingt in der Saison 1996/97. Da sind es dann bereits über 75 Millionen Mark Umsatz.
    »Mitte der 90er-Jahre hieß die schlimmste Krankheit bei Schalke Ungeduld. Man hat jahrelang für Luftschlösser Gelder ausgegeben, die noch gar nicht eingenommen waren. Anerkannte Wirtschaftsprüfer, die mir kurz nach meiner Rückkehr im Frühjahr 1993 noch rieten, zum Konkursrichter zu gehen, schlackerten zweieinhalb Jahre später mit den Ohren. Ab 1996 sollte dank der Verlängerung des Vertrages mit dem Hauptsponsor wieder kräftig in die Mannschaft investiert werden. Besser als zu hohe Steuern zu zahlen.«
    In den letzten Wochen der Saison 1992/93 ist Schalke mit Trainer Helmut Schulte, der im Januar Udo Lattek abgelöst hat, Mittelmaß, wenigstens mal kein Abstiegskampf. Das Comebackspiel Assauers wird ein Erfolg: Am 3. April 1993 gelingt ein 4 : 1 beim 1. FC Nürnberg. Am Saisonende liegt die leblose graue Mannschaft dann auf Platz zehn. Das Gehaltsniveau und das aktuelle Leistungsvermögen klaffen bei dieser Truppe weit auseinander. In der darauffolgenden Saison reißt Assauer am 10. Oktober 1993 der Geduldsfaden. Nach einem 1 : 3 gegen den SC Freiburg und dem Absturz auf den letzten Platz wird Schulte entlassen. Lediglich ein Sieg in elf Spielen ist einfach zu wenig. Als neuen Trainer verpflichtet Assauer zwei Tage später den Sachsen Jörg Berger, einen selbst ernannten »Feuerwehrmann«. Ein kurzfristiger Retter in der Not, der nur einen Vertrag bis Saisonende

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