Wie Blueten Am Fluss
Mann so ähnlich, auf kunstvollen
Zierrat zu verzichten. Andererseits hatte er bei seinem Gesicht und seiner Gestalt auch wahrlich keinen nötig.
»Ihr Hut, Mylord«, murmelte sie und hielt ihn ihm lächelnd hin, während er sich auf dem Platz neben
ihr niederließ. Ihre grünen Augen leuchteten vor Bewunderung, während sie zusah, wie er den Hut
lässig aufsetzte. Als er die Zügel nahm und den Wallach mit einem Zungenschnalzen in Bewegung
setzte, betrachtete sie immer noch mit verstohlener Hingabe sein klassisches Profil. Die Enge der
Sitzbank ließ ihnen nicht genug Platz, um voneinander abzurücken. Gages Schulter berührte die ihre,
und genauso unvermeidlich war es, daß sein Arm über ihren Busen streifte. Shemaine akzeptierte die
leichten Berührungen schweigend und mit seltsamem Vergnügen; sie fragte sich jedoch, ob ihr Herr
überhaupt etwas davon bemerkte. Mit einem kaum wahrnehmbaren Seufzen ließ sie sich gegen die
gepolsterte Rückenlehne sinken und nahm sich fest vor, die Fahrt einfach zu genießen.
Der Wallach war ein kräftiges Tier, das einen schnellen Trab anscheinend sehr zu schätzen wußte.
Schon bald flogen sie über die Straße Richtung Newportes Newes dahin, und bei ihrer
Geschwindigkeit war nicht schwer vorherzusehen, daß sie den Weiler erreichen würden, lange bevor
die Sonne auch nur daran dachte, unterzugehen. Wenn Shemaine irgendwelche Rückschlüsse aus dem
Lächeln ziehen konnte, das recht häufig um die Lippen ihres Herrn spielte, dann vermutete sie, daß
Gage Thornton ebenfalls eine schnelle Gangart genoß. Auch sie fand Gefallen an der berauschenden
Fahrt, und als sie Sly Tucker und seine Frau in deren Kutsche überholten, kam es unter allgemeinem
Gelächter sehr bald zu
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einem Wettrennen. Es stellte sich schnell heraus, daß der Wallach anscheinend eine Kämpfernatur war
und sich nicht so leicht von einem anderen Roß übertreffen lassen wollte. Während seine langen Beine
schier über den Boden flogen, ließ er die Tuckers weit hinter sich.
Sobald sie den Weiler erreichten, stellte Gage den Wallach in einem Mietstall unter, wo das Tier zum
Abkühlen nach seinem langen Galopp eine Weile im Schritt herumgeführt werden würde, bevor man
ihm zu trinken gab. Es würde wohl mehrere Stunden dauern, bis sie den Rückweg antraten. Vom Stall
aus geleitete Gage Shemaine ruhigen Schrittes über den Gehsteig ihrem Ziel entgegen, und fast jeder,
der sie erkannte, sah ihnen neugierig oder schockiert nach. Eine kleine Gruppe britischer Soldaten, die aus der entgegengesetzten Richtung kamen, beäugten Shemaine sehr gründlich, aber sie erinnerten sich nur allzugut daran, daß ihr Begleiter derjenige war, der den riesigen Matrosen mit einem kräftigen Tritt in das Schlammloch befördert hatte. Sie waren höchstpersönlich der Meinung gewesen, daß der tölpelhafte Ochse von einem Seemann dafür, daß er das Mädchen verletzt hatte, eine ordentliche
Tracht Prügel verdiente, und aus Respekt vor Gage beschränkten sie ihre Bewunderung für seine
Gefährtin auf nicht mehr als ein paar höfliche Blicke.
Potts hatte vor der Taverne an einem Pfosten gelehnt, aber als er Gage und Shemaine sah, rief er ein
paar Worte über die Schulter, woraufhin Morrisa prompt in der Tür des Etablissements erschien. Nach
einer höhnischen Musterung Shemaines und einer eher bewundernden für den hochgewachsenen
Mann, der sie begleitete, wandte die Hure sich an den Matrosen und wies mit einer ruckartigen
Kopfbewegung in die Richtung der beiden Neuankömmlinge. Als hätte sie ihm damit das
entsprechende Stichwort geliefert, kam Potts breitbeinig und entschlossen auf die beiden zu.
Das letzte, was Gage in diesem Augenblick und an diesem Ort wollte, war ein Faustkampf. Aber es
schien unwahrscheinlich, daß Potts ihn nicht belästigen würde, ganz gleich, wie sehr es Gage
widerstreben mochte, sich seinen ersten Tanzabend mit Shemaine ruinieren zu lassen. Er hoffte nur,
daß er, wenn die Sache ausgetragen war, noch auf den Beinen stehen würde.
»Ich glaube, er will sich mit Ihnen prügeln«, raunte Shemaine ängstlich, nachdem sie einen
verstohlenen Blick auf ihren hünenhaften Gegner geworfen hatte.
Die vier Soldaten, die vorher Gages Weg gekreuzt hatten, drehten sich noch einmal um und erspähten
nun Morrisa. Nach einer kurzen Unterredung änderten sie ihre Route und gingen quer über die Straße
auf sie zu. Als sie Potts sahen, erkannte einer der Soldaten ihn wieder.
»Na,
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