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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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gestritten. Myers behauptete, Sie hätten ihn
    betrogen, und Colby schimpfte ihn einen elenden Erpresser und Lügner.«
    Gages Lippen zuckten verächtlich. »Also zeigt Mrs. Pettycomb jetzt mit dem Finger auf Colby, um
    ihn zum Mörder zu stempeln.«
    Mary Margaret nickte. »Sie ist ziemlich beeindruckt davon, daß Ihr Vater ein Lord ist, und im
    Augenblick werden Sie von ihren Bösartigkeiten verschont. Ansonsten würde diese Dame gewiß auch
    auf Sie mit dem Finger zeigen.«
    »Wie überaus reizend von ihr«, erwiderte Gage mit grimmigem Hohn.
    »Ach, eigentlich nicht.«
    Er sah die alte Irin an und spürte, daß da noch mehr kam.
    »Alma erzählt jetzt überall rum, Shemaine sei nicht gut genug, um Ihre Frau zu sein, wo sie doch ein
    Sträfling ist und so weiter.«
    »Wirklich schade, daß niemand Mrs. Pettycomb in einen Brunnen geworfen hat!« knurrte Gage
    verärgert.
    »Ja, durchaus möglich, daß sich irgendwann irgend jemand zu
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    einer solchen Tat überreden ließe, aber ich hoffe, es wird nicht einer meiner Freunde sein.« Mary
    Margaret sah den Mann durchdringend an, bis ihm die volle Bedeutung ihrer Worte aufging und Gage
    lachend mit einem Kopfschütteln antwortete:
    »Keine Sorge, Mary Margaret, ich werde mir wegen dieser alten Krähe nicht mein Leben zerstören. So sehr geht sie mir nun doch nicht auf die Nerven.«
    »Dann bin ich beruhigt.« Mary Margaret lächelte erleichtert und deutete dann mit ihrem Stock
    Richtung Flur. »Ihr Vater wird sich doch anständig benehmen, oder?«
    »Ich glaube nicht«, versetzte Gage, der ihrer Frage absichtlich eine andere Bedeutung unterschob. »Im
    Augenblick könnte er es wahrscheinlich mit Potts aufnehmen und als Sieger aus der Begegnung
    hervorgehen. Also seien Sie gewarnt.«
    Mary Margaret zuckte nicht einmal mit der Wimper, als sie einen Blick auf die Treppe warf. »Ich
    glaube, ich kann recht gut auf mich achtgeben.«
    »Da hatte ich nie auch nur die geringsten Zweifel, Madam.«
    Mit einem leisen Lachen scheuchte die Irin ihn in sein Schlafzimmer und wandte sich selbst der
    Treppe zum Dachboden zu. Bevor sie ihren Fuß auf die letzte Stufe setzte, klopfte sie mit der Spitze
    ihres Stocks auf den Boden, um sich bemerkbar zu machen.
    »Hier ist Mary Margaret McGee, die die beiden Herren in diesem oberen Zimmer besuchen möchte.«
    »Miz McGee!« rief Andrew, rannte ihr freudestrahlend entgegen, griff nach ihrer Hand und führte sie
    zum Bett.
    William hatte sich hastig die Brille herabgerissen und in der Brusttasche seines Nachthemds verstaut,
    bevor er sich die Decke bis zum Kinn hochzog und sie finster ansah. Die Aussicht, daß er sich
    während der nächsten Stunden von einem redseligen alten Zankteufel versorgen lassen mußte, hatte
    ihn überaus verdrießlich gemacht. Als er jetzt aber die kleine, schmucke und immer noch reizvolle
    Frau erblickte, kamen ihm doch Zweifel über seine Einstellung. Er versuchte sich auf seinem Kissen
    aufzustützen, aber ein quälender Schmerz schoß von seinem Rücken bis in seine Brust, so daß er mit
    einer verzerrten Grimasse aufs Kissen zurückfiel.
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    »Bitte um Verzeihung, Madam«, entschuldigte William sich verlegen, als sie näher kam. »Ich habe
    nicht die Kraft, aufzustehen und Ihnen mit der geziemenden Höflichkeit entgegenzutreten. Die langen
    Tage, die ich nun schon in diesem Bett verbringe, haben ihren Tribut von mir verlangt.«
    »Machen Sie sich keine Mühe, Mylord«, versicherte Mary Margaret mit einem süßen Lächeln. »Mir
    ist Ihr Zustand bekannt, und ich mache Ihnen keinerlei Vorwürfe deswegen.« Dann unterzog sie ihn
    einer beiläufigen, aber dennoch aufmerksamen Musterung und sah sich zum ersten Mal in ihrem
    Leben gezwungen, Mrs. Pettycomb recht zu geben. Er war tatsächlich eine bewundernswerte Ausgabe von einem Mann, sogar für einen englischen Lord. Aber andererseits hatte sie Gage Thornton schon immer für einen außergewöhnlich gutaussehenden Mann gehalten, und Vater und Sohn waren
    einander eindeutig verblüffend ähnlich.
    »Ich habe gerade meinem Enkelsohn vorgelesen«, erklärte William und zeigte auf die Bücher, die
    Andrew auf den Dachboden geschleppt hatte.
    »Bitte, lassen Sie sich nicht stören«, sagte sie und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Ich bin sicher, daß Sie Andrew damit eine große Freude machen. Ich werde uns in der Zwischenzeit eine Kanne Tee kochen. Wie ich Shemaine kenne, hat sie bestimmt ein paar kleine Kuchen oder Hörnchen
    gebacken, die wir zum

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