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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sorge
    zu unterdrücken. Er hoffte inbrünstig, daß sie nicht Hungers sterben würden, bevor das Mädchen sich
    mit einigen der Grundregeln vertraut gemacht hatte.
    »Ich verstehe mich gut auf den Umgang mit Nadel und Faden, Sir«, erwiderte Shemaine ausweichend.
    Es widerstrebte ihr, zu offenbaren, in welchen Dingen sie sich unsicher fühlte. Ihre Mutter hatte es für geraten gehalten, daß auch eine vornehme junge Dame in allen notwendigen Kenntnissen einer Ehefrau unterwiesen wurde, und ihre Köchin hatte ihr von ganzem Herzen recht gegeben. Aber
    Shemaine war nicht gerade die aufmerksamste Schülerin gewesen und konnte, was ihre
    diesbezüglichen Erinnerungen betraf, für nichts garantieren.
    Gage, der ihre Erwiderung als ein Nein auffaßte, stieß einen unglücklichen Seufzer aus. Die Aussicht,
    die Kochkünste eines Neulings über sich ergehen zu lassen, war nicht gerade verlockend. Aber nicht
    einmal Roxannes Fähigkeiten auf diesem Gebiet konnten ihn dazu bringen, von dem Kurs
    abzuweichen, den er sich inzwischen gesteckt hatte. Er wußte, daß sein bloßes Erscheinen hier eine
    Herausforderung des Schicksals war, doch sein Verlangen, Shemaine zu besitzen, wog schon jetzt
    schwerer als alle anderen Erwägungen.
    »Du scheinst mir sehr jung zu sein«, bemerkte er, um nicht länger bei ihrer Unerfahrenheit verweilen
    zu müssen.
    »So jung nun auch wieder nicht, Sir«, erwiderte sie, denn im Augenblick fühlte sie sich uralt. »Ich bin vergangenen Monat achtzehn geworden.«
    »Na, das ist doch ziemlich jung!« spottete Gage. »Es sei denn natürlich, du hältst dreiunddreißig für
    alt.«
    Seine Bemerkung verwirrte Shemaine. »Was ist so Bedeutsames an dreiunddreißig, Sir?«
    »Es ist mein Alter«, informierte Gage sie ohne Umschweife.
    »Oh!« Shemaines Lippen formten das Wort, obwohl ihre Stimme es nicht vermochte, die Silbe
    hervorzubringen. In ihrer Verlegenheit über diesen Schnitzer mied sie seinen Blick, aus Furcht, er
    könne ihr Erstaunen bemerken. Sie hatte wirklich nicht gedacht, daß er schon so alt wäre!
    Für eine Weile herrschte beklommenes Schweigen zwischen ihnen, bis Shemaine mit einer Mischung
    aus Verwirrung und Ärger den Blick hob, um ihm direkt in die Augen zu sehen. Sie rechnete nun
    vollauf damit, daß er ihr sagen würde, er wolle sich anderswo nach einer Dienerin umsehen, aber seine
    Augen tauchten tief in die ihren ein und schienen entschlossen, ihre verborgensten Geheimnisse zu
    ergründen.
    »Also«, flüsterte Gage, als spräche er mit sich selbst. »Jetzt brauche ich nur noch Mr. Harper zu
    überreden, dich an mich zu verkaufen.«
    Ehrliche Erleichterung ließ Shemaines Herz schneller schlagen. Obwohl sie sich zuvor gewünscht
    hatte, eine Frau möge sie kaufen, hatte dieser Mann etwas an sich, das ihr Vertrauen in seine
    Rechtschaffenheit einflößte. Vielleicht war es der wütende Blick, der seine Stirn in Falten gelegt hatte, als er die Rede auf den Hunger brachte, den die Gefangenen offensichtlich gelitten hatten. Sie hoffte nur, daß ihre mangelhaften Fähigkeiten nicht eben dieses Unglück über seine kleine Familie bringen
    würden.
    Gage kehrte zu dem Bootsmann zurück und bot diesem mit gut gespielter Gleichgültigkeit eine
    Summe an. »Ich gebe Ihnen fünfzehn Pfund für das Mädchen.«
    James Harper spürte förmlich, wie seine Nackenhaare sich aufstellten. Vielleicht war es seine eigene
    Eifersucht, die da wie eine wachsame Schlange ihren Kopf erhoben hatte, als der Mann das Mädchen
    von allen Seiten betrachtete. Aber mittlerweile regte sich in ihm auch der Verdacht, daß der Siedler
    Shemaine nicht als Kindermädchen für seinen Sohn wollte, sondern als Geliebte für sich selbst. »Der
    Kapitän hat mir, was das Mädchen betrifft, strikte Weisung gegeben, Mr. Thornton! Sie ist nicht zu
    verkaufen.«
    »Dann halt zwanzig Pfund«, sagte Gage ein wenig gereizter. Er zog eine Lederbörse aus einem
    größeren Beutel, den er an einem Fellstreifen über der Schulter trug, so daß er auf der
    gegenüberliegenden Hüfte ruhte. Bedächtig zählte er die Münzen ab und hielt sie dem Bootsmann hin.
    »Das müßte genügen, um Ihren Kapitän zufriedenzustellen.«
    »Ich sage Ihnen, das Mädchen ist nicht zu verkaufen!« beharrte Harper mit wachsendem Zorn. Die
    ausgestreckte Hand nahm er nicht einmal zur Kenntnis.
    »Verflucht, Mann!« brauste Gage auf. Nachdem ihm klargeworden war, daß er Shemaine kaufen
    wollte, ganz gleich wie hoch der Preis sein sollte, fragte er

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