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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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auszutricksen«, schnauzte Potts und kniff seine Schweinsäuglein wütend
    zusammen.
    »Es tut mir leid, ich mußte zumindest versuchen, mich zu retten«, entschuldigte Gage sich höflich. Mit einem lässigen Achsel-562
    zucken tat er seinen gescheiterten Versuch ab und ging bedächtig auf den Matrosen zu, woraufhin
    dieser mit einem tiefen Knurren einige Schritte zurücktapste.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Sie elender Kerl, oder ich werde Sie auf der Stelle töten!«
    Gage breitete in einer Geste reiner Unschuld die Hände aus. »Ich bin unbewaffnet, Potts. Warum
    machen Sie sich solche Sorgen?«
    »Weil Sie ständig irgendwelche Schurkereien im Kopf haben! Wie an dem Tag, an dem Sie mir einen
    Tritt in den Hintern verpaßt haben, als ich mich auf Sie stürzen wollte.«
    Gage lächelte freundlich; es freute ihn, daß Potts das nicht vergessen hatte. »Sie müssen zugeben,
    Potts, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre, hätten Sie vielleicht auch etwas Derartiges
    versucht; das heißt, wenn Ihnen etwas Derartiges eingefallen wäre.« Seine Andeutung, daß der
    Matrose nicht besonders hell im Kopf war, mochte nicht allzu deutlich ausgefallen sein, das mußte
    Gage zugeben. Aber eigentlich hätte selbst ein größerer Idiot die Beleidigung erkennen müssen. Er
    war enttäuscht, daß Potts zu den noch größeren Idioten gehörte, denn er ging nicht weiter auf die
    Sache ein. Also mußte Gage sich klarer ausdrücken. »Wirklich schade, daß Sie nicht so weit
    vorausdenken können.«
    »Nun, diesmal legen Sie mich mit Ihren bescheuerten Manövern nicht aufs Kreuz«, erklärte Potts
    schroff.
    Gage beschloß, die Intelligenz des Mannes weiter zu untergraben. Er sah sich suchend um, als hätte er
    etwas verloren. In Wirklichkeit plante er, einen Eisenschlegel hochzureißen, der dicht neben seinen
    Füßen an einem Eimer mit Sand lehnte. Wenn es ihm gelang, dem Matrosen die provisorische Waffe
    mit voller Wucht an den Kopf zu schleudern, würde das Potts gewiß außer Gefecht setzen, vielleicht
    sogar töten, was Gage von Herzen hoffte. Er war es müde, ständig mit der Angst zu leben, ob Potts
    vielleicht in der Nähe war und er ein Mitglied seiner Familie verletzen oder töten würde. Zumindest
    hatte sich dieses Ungeziefer aus seinem Versteck gewagt.
    »Was machen Sie da?« brüllte Potts ihn gefährlich an. »Versuchen Sie sich umzubringen, bevor ich
    mit Ihnen fertig bin?«
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    »Ich bin Ihre leeren Drohungen leid, Potts, also ersparen Sie mir Ihre hirnverbrannten Kommentare.
    Sie sind doch nichts als ein tolpatschiger Schlammfresser...«
    Mit einem schrillen Aufkreischen richtete Potts die Pistole auf den Kopf seines Herausforderers, aber
    Gage duckte sich blitzschnell und griff nach dem Schlegel. Er hatte nur eine einzige Chance, den
    Matrosen kampfunfähig zu machen. Er rechnete zwar damit, daß er dadurch sein eigenes Leben
    verlieren würde; denn er konnte nicht hoffen, daß er den Mann mit dem schweren Hammer treffen und
    gleichzeitig dem Schuß entgehen konnte. Aber zumindest wäre Shemaine dann gerettet.
    Noch während er das Klicken eines Abzugs hörte, riß Gage das Eisen im hohen Bogen über seinen
    Kopf. Im nächsten Augenblick zerriß eine Explosion die Stille, und er schleuderte den Schlegel dem
    Matrosen entgegen. In angespannter Qual wartete Gage darauf, daß der Schuß ihn mitten in der Brust
    treffen würde - und war erstaunt, als Potts' gewaltiger Körper ruckartig und von heftigen Krämpfen
    geschüttelt nach vorn kippte. Das Eisen verfehlte den Kopf des Matrosen nur um Haaresbreite,
    während dieser mit ungelenken Schritten auf Gage zutaumelte. Ein seltsam gurgelnder Laut kam aus
    Potts' Kehle, dann quoll ihm ein Schwall Blut aus dem Mund. Er starrte Gage mit unaussprechlicher
    Überraschung an.
    Gage war genauso verblüfft, während er den Mann fasziniert beobachtete. Potts hob mühsam den Arm
    und betrachtete den großen roten Flecken darunter, der sich pilzförmig unter dem Ärmel seines weißen
    Hemdes ausbreitete. Durch ein häßliches Loch in der Brust pulste das Blut aus seinem Körper. Dann
    erst spürte er den brennenden Schmerz des Bleis, das seine Lunge durchschossen hatte. Mit vor
    Staunen weit offenem Mund hob Gage den Blick zu der schlanken Gestalt, die auf der Helling stand,
    an eben der Stelle, zu der Gage nur wenige Minuten zuvor täuschungshalber hinübergewunken hatte.
    Shemaine ließ die noch rauchende Waffe sinken und ihren tauben Fingern entgleiten, während

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